Wesel Rudi Spelmanns: "Mir zerreißt es das Herz"

Wesel · Rudi Spelmanns war 45 Jahre im Rat und lange Fraktionschef. Der Bruch der CDU-Fraktion ist für ihn die größte vorstellbare Katastrophe. Derweil spricht die WfW von "Glückwünschen und Zustimmung".

 Rudi Spelmanns ist ein Urgestein der Weseler Politik. Nach 45 Jahren Ratsarbeit bis hin zur CDU-Fraktionsführung ist er genauer Beobachter der Lokalpolitik.

Rudi Spelmanns ist ein Urgestein der Weseler Politik. Nach 45 Jahren Ratsarbeit bis hin zur CDU-Fraktionsführung ist er genauer Beobachter der Lokalpolitik.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Rudi Spelmanns ist das Urgestein der Weseler Politik, bekannt in der Stadt wie ein bunter Hund und nach 45 Jahren Ratsarbeit bis hin zur Fraktionsführung weiter genauer Beobachter der Lokalpolitik. Von 1969 bis 2014 gehörte er dem Rat an. Doch was jetzt passiert ist, hätte er sich nicht träumen lassen. "Ja, der Bruch der CDU-Fraktion tut mir in der Seele weh als überzeugter CDU-Mann. Es zerreißt mir das Herz. Unzufriedene gab es immer, auch vereinzelte Wechsel. Doch nun gehen vier Ratsmitglieder und bilden eine eigene Fraktion. Das ist ein dauerhafter Schaden für die CDU, der ist nicht so schnell zu heilen - der Worst case", sagt der 77-Jährige.

Wie berichtet, haben die Ratsmitglieder Thomas Moll, Franz Bothen, Jürgen Lantermann und Patrick Tenhaeff die CDU verlassen und sind nun als WfW - "Wir für Wesel" - drittgrößte Fraktion im Rat. Die Zusammenarbeit mit der SPD steht bevor. Die CDU Büderich hat Bothen aufgefordert, sein Ratsmandat zurückzugeben (siehe Zweittext).

Spelmanns, der in der Innenstadt wohnt, bekommt jede Menge Resonanz. "Da gibt es Anrufe, ich soll mich kommissarisch in die Fraktionsarbeit einschalten, was ich natürlich nicht tue. Da gibt es enttäuschte CDU-Mitglieder, die mich in der Stadt ansprechen und die den Schritt der Abtrünnigen verstehen können", erzählt er. SPD-Ratsfrau Ulla Hornemann habe ihm gesagt: "Rudi, der Bruch wäre mit Dir nicht passiert." Spelmanns analysiert "viele handwerkliche Fehler und mangelnde Deeskalation". Als "Hauptfehler" sieht er auch, dass der ehemalige Parteivorsitzende Dr. Heinzgerd Schott nicht den Zusammenhalt der Fraktion organisiert habe, sondern abgetreten sei. CDU-Mann und Stadtwerke-Chef Franz Michelbrink aus der Fraktion zu verbannen sei ein Fehler gewesen. Und: "Ich habe oft gehört, dass die CDU nicht genug herausholt als stärkste Ratsfraktion."

Er habe keine Ratschläge mehr zu geben. Doch dann bricht es aus ihm heraus: "Zusammenraufen und nach vorne blicken - agieren statt reagieren und nicht SPD-Chef Hovest hinterherhecheln. Als alter Hase sage ich: Zukunft gestalten und keine schmutzige Wäsche waschen. Nicht, dass noch mehr abspringen."

Nach SPD und WWW hat die FDP den Bruch gestern als folgerichtig bewertet. Auf Anfrage sagte Friedrich Eifert, sachkundiger Bürger: "Ich finde den Schritt der Vier gut, die WfW wird die Weseler Politik beleben. Für mich sind CDU-Fraktionschef Jürgen Linz und Parteivorsitzender Sebastian Hense apolitisch. Ich hoffe, die CDU wacht auf."

Fraktion und Parteivorstand der CDU hatten in einer Krisensitzung am Samstag die Reihen geschlossen und sich für "von einer Last befreit" erklärt. Teilnehmer berichten, dass es so schiedlich-friedlich nicht zugegangen sei. Fragen nach mehr interner Information und politischer Strategie seien gestellt worden.

Derweil hat sich die Befürchtung der Abtrünnigen, für ihren Schritt mächtig Kritik einstecken zu müssen, ins Gegenteil verkehrt. Patrick Tenhaeff mailte: "So viel Zustimmung und Glückwünsche, das ist wie Geburtstag." Jürgen Lantermann bestätigte: "Ich bin sehr guter Dinge. Bei der Kulturnacht wurde ich oft angesprochen, die Resonanz auf meinen Schritt war durchweg positiv. Ich kann's noch gar nicht glauben." Bothen sprach von viel Zuspruch der anderen Ratsfraktionen. WfW werde jetzt die Arbeit organisieren. Die Fraktion sitzt künftig im Ratssaal in der Mitte - mit Hilfe der dazwischen rückenden FDP auf Abstand zur CDU.

(RP)
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