Wesel "Rock 4" ohne Technik am besten

Wesel · Das Bühnenhaus war beim Auftritt der niederländischen A-cappella-Band rappelvoll. Die Combo präsentierte ungewöhnliche Versionen von Rockklassikern. Dass die Gesangsanlage ausfiel, sorgte für eine besondere Atmosphäre.

 Sänger Luc Devens behauptete doch tatsächlich, dass die Niederländer besser Fußball spielen als die Deutschen

Sänger Luc Devens behauptete doch tatsächlich, dass die Niederländer besser Fußball spielen als die Deutschen

Foto: Sebastian latzel

Auf der Bühne wird offenbar nicht immer die Wahrheit gesagt. Das Vokalensemble "Rock 4" nahm es damit jedenfalls nicht ganz so genau. Erst behauptete Sänger Luc Devens, dass die Niederländer besser Fußball spielen als die Deutschen, dann sorgte er für Seufzen im Saal, als er bekannt gab, dass es heute keine Queen-Songs geben würde.

Dass die Niederländer nicht besser im Fußball sind, da waren sich die Besucher sofort sicher, die sich wenig später freuen konnten, dass auch das mit den Queen-Songs nicht der Wahrheit entsprach.

Denn beim Auftritt im Bühnenhaus gehörten auch die Songs der britischen Rocklegenden zum "Best of"-Programm des Quartetts aus Holland. "Love of my life" sang die Combo sogar ganz ohne jede Verstärkung. Mitten im Set hatte die Verstärkeranlage nämlich plötzlich den Geist aufgegeben. Eine Panne, die zum Höhepunkt des Konzertes wurde. Jeder im Saal konnte hören, dass nichts vom Band kam und wirklich jeder Laut von den Lippen der Sänger auf die Reise geschickt worden war. Das gefiel dem Publikum so gut, dass es im Stück begeistert applaudierte und die Band nach einem ironischen Zwischenruf vor Lachen kaum mehr Weitersingen konnte. "Hallo, wir sind keine Comedy-Band", sagte Luc Devens streng und schaute dabei so spitzbübisch, dass jeder spürte, wie viel Spaß der ungewöhnliche Auftritt auch der Band selbst machte.

Das Gastspiel im Rahmen der Kulturtage war ein echter Besuchermagnet. Wer nicht rechtzeitig gekommen war, musste damit leben, draußen zu bleiben. Denn irgendwann mussten die Türen geschlossen werden, weil der Saal rappelvoll war. Da Singen ohne Verstärkung aber doch sehr auf die Stimmbänder geht, legte das Quartett dann noch eine außerplanmäßige Pause ein, in der die Techniker fieberhaft am Fehler arbeiteten. Dass die Anlage hinterher wieder einwandfrei lief, wird mancher vielleicht sogar bedauert haben. Denn der besondere Reiz der ganz nackten unverfälschten Stimmen war damit natürlich dahin. Begeistert gefeiert wurde trotzdem weiter. Inzwischen hatten die Besucher längst die Sitze verlassen und tanzten in den Reihen. Und als "Rock 4" zum Schluss auch noch "Viva la Vida" von Coldplay intonierten, stimmte der Saal mit ein.

Das ließ viele dann auch schnell vergessen, dass "Rock 4" auch bei einer anderen Sache nicht ganz die Wahrheit gesagt hatten. "Wenn ihr lieb seid, gibt es Rolling in the Deep als Zugabe", hatte Luc Devens versprochen. Der Adele-Song kam nicht. Dabei waren die Weseler sicher mehr als lieb gewesen.

(RP)
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