Hamminkeln Ringenberg fordert gerechte Verteilung

Hamminkeln · Heiße Debatte bei der Info-Veranstaltung zu Flüchtlingen. Ringenberg sieht sich überlastet. Loikum, Wertherbruch und Marienthal müssten auch Asylbewerber aufnehmen. Bürgermeister sichert befristete Nutzung der alten Grundschule zu.

 Flüchtlingsherberge statt Wohnbebauung: In die Grundschule Ringenberg werden übergangsweise bis zu 60 Asylbewerber einziehen.

Flüchtlingsherberge statt Wohnbebauung: In die Grundschule Ringenberg werden übergangsweise bis zu 60 Asylbewerber einziehen.

Foto: Malz

Im dicht besetzten Saal des Gasthofes Buschmann in Ringenberg schlugen am Dienstagabend die Wellen der Empörung hoch. Das Dorf, das seit Jahren mit der Unterkunft Belenhorst die Hauptlast der Asylunterbringung trägt, sieht in dem Vorhaben der Verwaltung, nun auch die ehemalige Grundschule im Ort für bis zu 60 Flüchtlinge zu nutzen, einen Wortbruch. Eigentlich sollte sie für neue Wohnbebauung weichen.

Eine gerechtere Verteilung von Flüchtlingen in allen sieben Dörfern der Stadt Hamminkeln wurde von den Anwesenden deutlich angemahnt. Also auch in Loikum, Wertherbruch und Marienthal, wo es bisher keine Unterkünfte gibt. Im Alleingang, und nur gelegentlich von Verwaltungsleuten unterstützt, zeigte Bürgermeister Bernd Romanski Statur. In der Summe kam er den Ringenbergern aber nicht entgegen, feste Garantien blieben aus. Dennoch gelang es ihm, den Dampf aus dem Kessel zu nehmen.

Das Ergebnis lässt sich so zusammenfassen: Die ehemalige Grundschule wird übergangsweise für die Unterbringung von bis zu 60 Flüchtlingen aufbereitet. Der im selben Haus untergebrachte Kindergarten wird abgetrennt, Fluchtwege und Brandschutz werden installiert. Im Schulhof werden zwei Container (Sanitär) aufgestellt.

Die Übergangsnutzung gilt so lange, bis neue Containeranlagen und Häuser in Brünen, Dingden und Hamminkeln fertig sind (RP berichtete). Diese Übergangsphase basiert auf einer bundesweiten Hochrechnung von Flüchtlingszahlen, heruntergebrochen auf Hamminkeln. Anders gesagt: Schießen die Zahlen nach oben und bekommt die Stadt mehr Zuweisungen als geplant, kann die ehemalige Grundschule auch Dauerthema bleiben. Bis Ende 2016 plant die Stadt mit 1600 (Jahresende 2015: 750) unterzubringenden Flüchtlingen. Romanski sicherte dennoch zu: "Flüchtlinge werden in der Grundschule nur zwei bis drei Wochen untergebracht. Ich bin überzeugt, dass das Gebäude spätestens am 31. Dezember wieder frei sein wird."

Er folgte der lauten Forderung der Ringenberger nach einer gleichmäßigen Verteilung der Flüchtlinge. "Das ist unstreitig. Aber in einer höchst kritischen Situation wie jetzt, muss man auch zu unpopulären Maßnahmen stehen", sagte der Bürgermeister. Er nahm die Kritik zwar auf. Klare Aussagen zu einer möglichen Unterbringung der Flüchtlinge in Loikum und Wertherbruch gab es aber nicht. So seien die dortigen Bürgerhallen nicht in Stadtbesitz und langfristig verpachtet. Ob man sich mit Kündigungen einen Gefallen tun würde, sei zweifelhaft.

Zur Sprache kamen auch Wertminderungen von Wohnhäusern - bis hin zur Unverkäuflichkeit. Andererseits notierte sich die Verwaltungsspitze Vorschläge aus dem Publikum für weitere Unterkünfte, wie etwa das ehemalige Lokal Pit an der Güterstraße. Auch eine Mitnutzung des Hallenbads in Hamminkeln oder freie Mietwohnungen wurden diskutiert. Romanski kündigte an: "Der Standort alter Sportplatz Brünen hat mehr Kapazitäten." Auch mehrstöckige Containeranlagen seien dort durchaus denkbar.

Bernd Romanski attackierte Land, Kreis und Bezirksregierung, "die uns komplett allein lassen". Es komme ihm auf der finanziellen Seite so vor, als wolle man die Stadt "bewusst in die Haushaltssicherung laufen lassen". Der Kreis als Ausländerbehörde, so hieß es, habe in mehr als einem Jahr nicht eine Rückführung von Asylbewerbern bewerkstelligt. Laut einer Liste wären Rückführungen aus Hamminkeln in 75 Fällen möglich.

(RP)
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