Hamminkeln/Wesel Regen sorgt für Missernte

Hamminkeln/Wesel · Vor allem Landwirte in Hamminkeln leiden unter den Niederschlägen der vergangenen Wochen. Folge: Milchbauern müssen entweder Futter zukaufen oder sich von einem Teil ihrer Tiere trennen.

Seit mehr als 50 Jahren ist Wilhelm Neu (66) nun schon in der Landwirtschaft tätig und hat in den Jahrzehnten naturgemäß vieles erlebt. Aber an eine Wetterlage wie sie jetzt schon seit Wochen herrscht, kann sich der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Wesel nicht erinnern. "Die Niederschlagsmengen, die in Hamminkeln Anfang Juni sowie am 20. und 21. Juni für das Issel-Hochwasser gesorgt und zahllose Felder und Wiesen unter Wasser gesetzt haben, hat es so noch nicht gegeben. In einzelnen Bereichen sind innerhalb von drei Wochen 400 Millimeter Regen gefallen - so viel wie sonst in einem halben Jahr."

Die Folgen sind für den Brüner Milchviehhalter Wilhelm Neu und viele seiner Kollegen in der Landwirtschaft dramatisch. Viele Felder, auf denen beispielsweise Möhren, Kartoffeln oder Porree wachsen, stehen nach wie vor unter Wasser. Getreide kann, wenn überhaupt, nur mit Spezial-Mähdreschern, die über ein Raupenfahrwerk verfügen, geerntet werden. Und weil wegen der Nässe oft auch die Qualität nicht stimmt, spricht Wilhelm Neu von Umsatzrückgängen in Höhe von gut 30 Prozent.

Ähnlich sieht es beim Silomais aus, der gehäckselt als Viehfutter verwendet wird. "Die Pflanzen sind teilweise auf den Feldern verfault und nur ein Meter statt normalerweise zwei Meter hoch." Gerade die schon durch den Preisverfall der Milch arg gebeutelten Bauern werden aus der Missernte Konsequenzen ziehen müssen. "Entweder müssen wir nun Futter zukaufen oder uns von Tieren, die vergleichsweise wenig Milch geben, trennen, also stärker selektieren", sagt Neu. Bedeutet im Klartext, dass in so manchem Stall in Hamminkeln demnächst deutlich weniger Kühe stehen als momentan noch. Und gewiss wird so mancher Familienbetrieb aktuell um seine Zukunft bangen. Da hilft es wohl nur ein wenig, dass von den Unwettern betroffene Höfe mit mindestens 10.000 Euro Schaden eine Finanzhilfe in Höhe von 5000 Euro vom Land Nordrhein-Westfalen erhalten. "Wir müssen nun dringend dafür sorgen", sagt der Kreislandwirt, "dass den Betrieben in unserer Region, die in ihrer Existenz bedroht sind, geholfen wird."

Wilhelm Neu geht übrigens davon aus, dass für seinen Berufsstand schon bald wieder bessere Zeiten anbrechen. "Wir haben nun mal einen wunderbaren Job in Gottes freier Natur und kennen auch die Unbilden. Wir wissen, dass es auch lange Trockenphasen und Regenperioden geben kann und dass man mit den Gegebenheiten klarkommen muss", sagt er. Für die Masse der betroffenen Kollegen werde man Lösungen finden.

Übrigens: Auf die Verbraucher am Niederrhein werden die Missernten in der Region nach Überzeugung von Wilhelm Neu keinerlei Auswirkungen haben.

(RP)
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