Niederrhein Pro Musica: Der bewegte Chor

Niederrhein · Türchen Nummer 16 und 17*: Nur zu singen reicht dem Frauenchor Pro Musica aus Voerde nicht: Bei den Auftritten gibt es immer auch kleine Choreographien zu sehen. Und auch sprachlich bleiben die Frauen nicht auf einem Fleck.

Niederrhein: Pro Musica: Der bewegte Chor
Foto: Reimann

Vom einem Bein aufs andere, immer im Takt mit der Musik, immer im Gleichschritt mit den Nebenfrauen. Dann die Hand zum Herz, genau an der Stelle im Lied, an der es um ein herzliches Miteinander geht. Beide Arme bewegen die Frauen nach oben, wenn sie die Engel im Himmelreich besingen. Und so geht es ewig weiter, der Frauenchor Pro Musica ist immer in Bewegung. "Wenn man steif auf der Bühne steht, das haut doch keinen mehr vom Hocker", sagt Anne Beyer (58).

Die Lebendigkeit des Chores war für sie ein Grund, bei der Gruppe mitzusingen - sie ist das neuste Mitglied bei Pro Musica. "Ich hab die Frauen beim Jubiläumskonzert gesehen, die stehen mit so einer Lebensfreude auf der Bühne, auch mit 80 noch, das ist toll." Und nun steht sie selbst jeden Mittwoch im Voerder Gasthof Hinnemann im Gesellschaftsraum Schulter an Schulter mit Frauen wie Uschi Schmitz (65), die schon seit der Gründung im Jahr 1991 bei Pro Musica singt.

Damals habe es in Voerde nur Männerchöre gegeben, erzählt das Gründungsmitglied. Drei Bekannte waren es, die per Zeitungsanzeige zur Gründung eines Frauenchors aufriefen. Zum ersten Treffen hatten die Initiatorinnen 40 Stühle im Gasthof Hinnemann aufgestellt - es kamen aber 80 interessierte Frauen. "Ich hatte auf den Chor gewartet", erinnert sich die derzeitige Vorsitzende Schmitz. Mit fünf Freundinnen sei sie zum ersten Treffen gegangen, bis heute ist sie im Chor "hängengeblieben".

Das liege auch daran, dass der Chor immer wieder ungewöhnliche Dinge ausprobiert. So hat die Gruppe im Rahmen des "Day of Song" in der Bettenabteilung eines Möbelhauses und unter einer Brücke gesungen. Ein anderes Mal verkleideten sich die Frauen als Nonnen und fuhren als Gruppe zum Musical "Sister Act" nach Oberhausen - und heimsten prompt bei einem Gewinnspiel Freikarten ein. Inzwischen stehen die Frauen manchmal auch in den Nonnenkostümen auf den Bühnen am Niederrhein und singen Lieder aus eben jenem Musical.

Gestartet wurde in den 90er Jahren aber mit den Proben von deutschen Volks- und Kirchenliedern. Doch das sollte sich bald ändern. Zwar singen die Frauen auch heute noch teilweise deutsche Texte, aber eher Lieder aus Musicals, Operetten oder Popsongs wie "Freiheit" von Marius Müller Westernhagen oder "Haus am See" von Peter Fox. Und: Hinzugekommen sind englische Lieder. Keine einfache Sache für die meist etwas älteren Mitglieder, die Englisch entweder gar nicht in der Schule hatten oder bei denen die Schulzeit zu lange her ist.

"Wir wollen deutsche Lieder als Kulturgut bewahren, aber auch mit der Zeit gehen", sagt Chorleiter Marco Rohde. Und so wagten sie sich auch an das nicht nur sprachlich schwierige Lied von Michael Jackson heran: den "Earth Song".

"Am Anfang dachte ich: Oh, oh,oh. Aber jetzt haben wir das Lied auf einem Konzert aufgeführt und es war Gänsehaut pur!", sagt Rohde. Und so hat nicht nur die Musikvielfalt zugenommen, auch die Sprachkenntnisse wachsen. "Ich kann hier mein altes Schulenglisch wieder auffrischen", sagt Beyer. Mittlerweise, so sagen die Mitglieder, haben sie ein Gefühl für die Melodie der englischen Sprache bekommen. "Am Anfang sagten die Zuhörer: Das ist ja Englisch, aber es hört sich Deutsch an. Das ist jetzt nicht mehr so", sagt die Vorsitzende Uschi Schmitz nicht ohne Stolz. Und so bleibt der Chor auch im Kopf immer in Bewegung.

Video-Türchen: Für unseren Adventskalender hat der Chor ein Weihnachtslied gesungen. Sie finden es am Sonntag als Türchen Nummer 17 auf den Facebookseiten unserer Redaktionen vom Niederrhein, zum Beispiel auf der Seite "Rheinische Post Wesel - Hamminkeln - Schermbeck - Hünxe" oder via www.facebook.com/rp.wesel. * Türchen Nummer 16 finden Sie unter www.rp-online.de/kleve. Das Video dazu gibt's heute auf Facebook.

(mre)
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