Wesel Prinzenpaar: "Ein Amt, das süchtig macht"

Wesel · Ingrid II. und Henn I. (Laader) ziehen eine positive Bilanz der Session, deren Höhepunkt der Rosenmontagszug sein soll.

 Über die Weseler Narrenschar zu herrschen, ist für Ingrid II. und Henn I. ein erhebendes Gefühl.

Über die Weseler Narrenschar zu herrschen, ist für Ingrid II. und Henn I. ein erhebendes Gefühl.

Foto: Ekkehart Malz

Gefragt nach dem wohl bislang schönsten Augenblick ihrer närrischen Regentschaft, müssen Ingrid II. und Henn I., Wesels amtierende Tollitäten, nicht lange überlegen. "Ganz klar, das Prinzentreffen auf der MS Riverdream Anfang des Jahres", sagt Henn. "Und nicht zu vergessen: Unser Besuch im Altenheim am Willibrordi-Dom." Dort kam es nämlich zu einer rührseeligen Begegnung mit einem seit 72 Jahren verheirateten Ehepaar. Sie 92, er 96. Und am Ende haben die vier ein Tänzchen gewagt. "Eine unglaublich schönes Erlebnis, so wie eigentlich die gesamte Session", sagt Ingrid II. Der Prinz nickt. Die beiden sind "erst" 30 Jahre verheiratet.

Gut 180 Auftritte haben die Eheleute Laader (zwei Kinder, vier Enkel) aus Lackhausen als Weseler Prinzenpaar hinter sich gebracht. Der Höhepunkt an Rosenmontag steht unmittelbar bevor. Sicherlich ein guter Zeitpunkt, eine erste Bilanz zu ziehen. Und die fällt, natürlich, bestens aus.

"Es ist einfach unglaublich, was man so alles erlebt", sagt der Prinz, der im normalen Leben als Busfahrer bei der Niag tätig ist, in Mehrhoog aufwuchs und von Hause aus nicht viel mit dem Karneval zu tun hatte. "Da wollen Leute sogar Selfies mit uns machen und sind froh, dem Prinzen mal die Hand zu schütteln." Auch seine Frau ("Bei meinen Eltern war Karneval verpönt") spricht davon, dass dieses närrische Amt "süchtig" macht. "Wir sind durch unsere Nachbarin Monika Krebber, die FFK-Präsidentin, zum Karneval gekommen", sagt die Prinzessin, die bei der Deutschen Bahn in Duisburg im Büro arbeitet.

Im Gespräch mit der RP versuchen die beiden das Phänomen zu erklären, was passiert, wenn aus den Eheleuten Laader das Prinzenpaar wird. "Es ist irgendwie seltsam, aber sobald ich das Kleid anhabe, fühle ich mich ganz anders. Das ist Adrenalin pur", sagt Ingrid I. "Auch dann, wenn man nur drei Stunden Schlaf bekommen hat." Henn I. geht es nicht anders. Er hatte übrigens die schöne Idee, 50 Mini-Wesel-Esel liebevoll zu bemalen und bei besonderen Empfängen den Gastgebern zu überreichen. Morgen bei der Eselordenverleihung in der Niederrheinhalle will er Ulla Hornemann, der Präsidentin des närrischen Parlamentes, ein Exemplar in schwarzem Ornat überreichen.

Apropos Niederrheinhalle: Wenn es etwas gibt, was die beiden in ihrer Amtszeit ein wenig nachdenklich gemacht hat, dann die schwindende Zahl der Sitzungsbesucher. Zuletzt blieben, wie berichtet, bei Kolping doch mehrere Plätze frei. "Vielleicht ist es auch so, dass in Wesel das ganze Jahr über so viel los ist - Ü 30-Partys, Wiesn- und Oktoberfest, Konzerte, Comedy - , so dass die Leute einfach auch ein wenig übersättigt sind", vermutet Henn I.

Dass beispielsweise die Veranstaltungen in Emmerich, Rees oder Kleve deutlich besser besucht sind als in der Kreisstadt, hängt nach Überzeugung der beiden auch "an den vielen niederländischen Gästen, die einfach richtig Stimmung machen." Stimmung machen, ja, das haben sich die Tollitäten für ihren großen Auftritt im Rosenmontagszug vorgenommen. "Das wird der absolute Höhepunkt", weiß Ingrid II. aus Gesprächen mit ihren Vorgängerinnen. Und so stellt sie sich auch schon mal darauf ein, dass sie am Ende "ein paar Tränen" vergießen wird. Doch die werden schnell getrocknet sein. Denn nicht nur Montagabend, sondern auch am Dienstag werden die beiden noch feiern, tanzen und gemeinsam auf die Zeit ihrer Regentschaft zurückblicken. "So etwas zu erleben ist wirklich etwas Besonderes. Das kann man auch nicht wiederholen", sagt die Prinzessin. Ihr Prinz nickt und lacht.

(RP)
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