Serie Die Ausbildungsinitiative Kreis Wesel - Präsentiert Von Altana (folge 13) Praktikum als Brücke in die Ausbildung

Wesel · Den Beruf des Tankwarts gibt es auch heute noch, und er ist vielseitiger, als so mancher Jugendliche es sich vorstellen kann.

 In der Jet-Tankstelle Dinslaken (v.l.): Pächter Michael Schwarzmüller, Auszubildender Tom Ohlrich und Uwe Dähnenkamp, Arbeitsvermittler im Jobcenter.

In der Jet-Tankstelle Dinslaken (v.l.): Pächter Michael Schwarzmüller, Auszubildender Tom Ohlrich und Uwe Dähnenkamp, Arbeitsvermittler im Jobcenter.

Foto: Heinz Schild

KREIS WESEL Wer glaubt, den Beruf des Tankwarts gibt es heutzutage nicht mehr, der irrt. Und wer der Ansicht ist, die Tätigkeit eines Tankwarts würde sich darauf beschränken, den Wagen vollzutanken, die Windschutzscheibe des Fahrzeugs zu reinigen und den Luftdruck der Reifen zu kontrollieren, der irrt abermals. Dieser Beruf ist wesentlich anspruchsvoller, denn neben Pflege- und Wartungsarbeiten am Fahrzeug gehören auch der Kassen- und Shopdienst, Warenwirtschaft und -präsentation sowie Gebäude-instandhaltung zum Aufgabenbereich eines Tankwarts.

Tom Ohlrich hat Anfang September seine Ausbildung zum Tankwart bei Michael Schwarzmüller, Pächter der Jet-Tankstelle an der Hünxer Straße in Dinslaken, begonnen und ist rundum zufrieden. An den Ausbildungsplatz kam der 22-Jährige durch eine betriebliche Einstiegsqualifizierung, er absolvierte in der Tankstelle ein mehrmonatiges Praktikum und bewährte sich dabei so gut, dass für Michael Schwarzmüller feststand, dass er dem jungen Dinslakener die Lehrstelle anbieten würde.

Das Praktikum, die betriebliche Einstiegsqualifizierung, bezeichnet Uwe Dähnenkamp, der als Arbeitsvermittler beim Jobcenter in Dinslaken tätig ist, "als Brücke, um in die Ausbildung zu gelangen". Ein solches Praktikum eignet sich für Jugendliche, die schon längere Zeit auf der Suche nach einer Lehrstelle sind, weil ihre Zeugnisse möglicherweise nicht so gut ausgefallen sind oder ihr Lebenslauf einen Zickzackkurs aufweist. Das Praktikum wird durch Jobcenter oder Arbeitsagentur gefördert und dauert zwischen sechs und zwölf Monaten. Diesen Zeitraum sieht Tankstellenpächter Michael Schwarzmüller als ausreichend an, um festzustellen, ob sich ein Jugendlicher für den Betrieb eignet und als Auszubildender eingestellt werden könnte. Schwarzmüller hat in den vergangenen Jahren sechs von neun Praktikanten übernommen.

Die betriebliche Einstiegsqualifizierung bietet den Jugendlichen die Möglichkeit, den Arbeitsalltag und natürlich auch den jeweiligen Betrieb kennenzulernen. Bei dem ein oder anderen ist in dieser Zeit auch schon mal die Erkenntnis gereift, für einen bestimmten Tätigkeitsbereich nicht geeignet zu sein, weil er sich etwas völlig anderes darunter vorgestellt hatte.

Michael Schwarzmüller besitzt nach eigener Aussage eine "soziale Ader", deshalb gibt er immer wieder Jugendlichen, die in anderen Betrieben abgeblitzt sind, eine Chance. "Ich mache das aus Überzeugung und will jungen Menschen auf den Weg helfen", sagt der 59-Jährige von sich. Er will den Menschen kennenlernen, sich selbst ein Bild von ihm machen, Zeugnisse sind für ihn nicht ausschlaggebend. Wichtig ist für ihn, dass bei einem jungen Menschen die Grundmotivation vorhanden ist. Denn Schwarzmüller hat die Erfahrung gemacht, dass Jugendliche, die von anderen falsch eingeschätzt und als hoffnungslose Fälle angesehen wurden, sich bewährten.

Tom Ohlrich suchte längere Zeit eine Ausbildungsstelle. Doch irgendwie wollte es einfach nicht klappen. Er jobbte herum, ohne dass er seinem Ziel, einen Ausbildungsplatz zu finden, näher gekommen wäre. Sein Arbeitsvermittler riet ihm dann, beim Pächter der Jet-Tankstelle vorzusprechen. So kam der Stein ins Rollen.

Im Betrieb von Michael Schwarzmüller fühlt Tom Ohlrich sich längst richtig wohl. Er kommt mit den übrigen Mitarbeitern klar, auch der Umgang mit den Kunden ist für ihn zu Selbstverständlichkeit geworden. "Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß. Ich bin froh, dass ich hier anfangen durfte, denn das ich nicht selbstverständlich", so der 22-jährige Dinslakener. Während seines Praktikums lernte er alle Tätigkeiten kennen, die als Tankwart auf ihn zukommen. Dadurch fand er für sich heraus, dass dies sein künftiger beruflicher Weg sein könnte. Und zu dieser Ansicht war auch Schwarzmüller gekommen. Er tauschte sich mit Arbeitsvermittler Uwe Dähnenkamp aus und bot Tom Ohlrich dann den Ausbildungsplatz an. Da musste der junge Mann wirklich nicht lange überlegen, denn diese Lehrstelle war mittlerweile genau das, auf das er gehofft hatte. Für ihn ist damit ein Wunsch in Erfüllung gegangen.

Wenn Tom Ohlrich seine Ausbildung erfolgreich beendet hat, stehen für ihn die Chancen gut, dass Michael Schwarzmüller ihn auch übernimmt. Später stehen ihm dann weitere Aufstiegsmöglichkeiten offen. Er kann sich weiterbilden und qualifizieren, und dann irgendwann selbst Pächter einer Tankstelle werden.

(RP)
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