Skelettfund in Hamminkeln Polizei befragt nach 35 Jahren erneut die Zeugen

Hamminkeln · Die Mordkommission Duisburg rollt den Fall der nach 35 Jahren gefundenen Leiche von Franziska D. neu auf. Ein Zeugenhinweis aus Mehrhoog könnte ein neues Licht auf den Fall werfen.

Fall Franziska D.: Historische Bilder aus Mehrhoog
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Foto: Ekkehardt Malz

35 Jahre nach dem Verschwinden der Mehrhoogerin Franziska D. wird die Polizei alte Zeugen aus dem Ort noch einmal vernehmen. Nachdem am Montag dieser Woche das Skelett der bei Verschwinden 45-jährigen Frau gefunden worden ist, rollen die Ermittler den Fall neu auf. Die Tochter, eines von drei Kindern des Ehepaares, habe sich inzwischen bei der Polizei gemeldet, sagt Daniela Krasch, Sprecherin der Polizei Duisburg.

Nach Informationen unserer Redaktion haben Angehörige von Franziska D. am Donnerstag auch die Stelle besucht, wo das Skelett gefunden wurde. Die Ermittler prüfen jetzt, welche Rolle der inzwischen verstorbene Ehemann Manfred D. spielte. Er galt lange als Hauptverdächtiger, saß in Untersuchungshaft. Nachweisen konnten die Ermittler ihm die Tat nie. Deshalb betont Daniela Krasch als Sprecherin der Polizei Duisburg jetzt auch, dass man alle Spuren neu überprüfe und keinesfalls auf den Vater festgelegt sei. Die Auffindesituation des Skeletts weise aber auf ein Tötungsdelikt hin.

Zunächst muss die Polizei auf die Akten des Falles warten. Die befinden sich im Archiv der Staatsanwaltschaft Duisburg. Sieben Ermittler sind in der aktuellen Mordkommission eingesetzt, keiner von ihnen war allerdings vor 35 Jahren schon dabei. Dafür aber haben sich ermittelnde Polizisten aus der damaligen Zeit schon gemeldet. Und es gibt bei der Polizei Duisburg noch aktive ältere Kollegen, die damals an den Suchaktionen am Niederrhein beteiligt waren. "Wir zählen natürlich jetzt auf die Hinweise älterer Kollegen", sagt Daniela Krasch. Leiter der Mordkommission war damals Dagobert Allhorn, später Leitender Polizeidirektor in Krefeld.

 An dieser Stelle soll ein neuer Strommast aufgestellt werden. Hier fand die Polizei das Skelett von Franziska D.

An dieser Stelle soll ein neuer Strommast aufgestellt werden. Hier fand die Polizei das Skelett von Franziska D.

Foto: Markus van Offern

Zur speziellen Auffindesituation des Skeletts macht die Polizei weiter keine Angaben. Wie tief lag die Leiche vergraben? War sie in ein Tuch gehüllt, damit sie nicht durch Spürhunde entdeckt wird? Krasch: "Dabei handelt es sich um Täterwissen, das wir nicht sofort preisgeben wollen."

Unterdessen hat sich am Freitag gegenüber unserer Redaktion ein Mehrhooger Zeuge aus der damaligen Zeit gemeldet. Er war in den 80-er Jahren in der Hamminkelner Stadtverwaltung tätig, arbeitete im Ordnungsamt und war mit dem Schicksal der Familie vertraut. Beide, sowohl Franziska D. als auch ihr Ehemann Manfred D., sollen psychisch labil gewesen sein. Als Vertreter des Ordnungsamtes hatte der Mehrhooger oft Kontakt zur Familie. Er habe die Frau auch begleitet, wenn es ihr gesundheitlich nicht gut ging. Dabei habe die Frau immer wieder suizidale Absichten geäußert. "Von ihrem Ehemann hat sie nicht schlecht erzählt", sagt der Zeuge. Die Familie habe ansonsten keine großen Kontakte im Ort gehabt. Gleichwohl ist der Familienname bei vielen, die damals im Ort lebten, immer noch präsent. Insbesondere die Suche nach einer Leiche hat den Niederrhein damals bewegt. In dem Zusammenhang wundert sich der Zeuge, dass die Polizei damals keine Spuren am heutigen Fundort fand. "Die haben doch alle Wälder und Felder abgesucht, selbst Taucher und Hunde eingesetzt. Dass die vor Ort nicht angeschlagen haben, erstaunt mich."

Wie geht die Polizei jetzt vor? Welche Chancen gibt es nach so langer Zeit, an einem Skelett Hinweise auf die Todesursache zu entdecken? Sebastian Fiedler, Landesvorsitzender vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Nordrhein-Westfalen, mit dem Niederrhein-Fall nicht konkret vertraut, sieht durchaus Chancen, auch nach so langer Zeit den Fall noch zu klären. "Man wird sich insbesondere die Auffindesituation anschauen müssen." Derjenige, der die Leiche vergrub, könnte Spuren hinterlassen haben. "Spannend wäre DNA-Material vom Täter, aber ob sich das finden lässt, bezweifele ich." Mit Mitteln der Computertomographie jedenfalls könne jetzt das Skelett noch einmal untersucht werden. Und auch das Instrument, die Öffentlichkeit in großen Stil erneut um Hinweise zu bitten, kommt nach Einschätzung von Fiedler in Betracht.

(RP)
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