Serie Weseler Wahrzeichen (folge 33) Pilgerstätte Ginderich

Wesel · Die linke Rheinseite glänzt unter anderem mit St. Mariä Himmelfahrt.

 1190 wird die Gindericher Kirche erstmals vom Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg erstmals erwähnt.

1190 wird die Gindericher Kirche erstmals vom Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg erstmals erwähnt.

Foto: Jana Bauch

Wesel Wer an einem x-beliebigen Tag durch Ginderich rollt, wird wenig Spektakuläres finden. Pralles Leben tobt hier nicht. Es braucht Veranstaltungen, um zu erfahren, was den speziellen Gemeinsinn der Bewohner und seine innovative Kraft ausmacht. Von Brauchtumspflege bis zur zukunftsfähigen Dorfentwicklung ruht alles auf vielen Schultern. Dabei dreht sich eine Menge um den eigenen Kirchturm.

 Eine Liverpooler Conacher-Orgel, mehr als 100 Jahre alt, hatte genau den richtigen, raumfüllenden Klang. Seit 2016 belebt sie St. Mariä Himmelfahrt.

Eine Liverpooler Conacher-Orgel, mehr als 100 Jahre alt, hatte genau den richtigen, raumfüllenden Klang. Seit 2016 belebt sie St. Mariä Himmelfahrt.

Foto: Jana Bauch

1190 wird die Gindericher Kirche erstmals vom Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg erwähnt. Aus der Zeit steht noch der Westturm. St. Mariä Himmelfahrt ist im Mittelalter schon Wallfahrtskirche und damit der älteste am Niederrhein. Der protestantische Kurfürst Friedrich Wilhelm verfügte 1640 das Ende des Prozessionsrechtes. 365 Jahre später bekam der Ort dieses zurück und weiß es seitdem zu nutzen. Hintergrund der Rückkehr in den Kreis der Pilgerstätten 2005 war auch eine umfangreiche Sanierung und Renovierung des zu Ehren der Mutter Gottes errichteten Kirchleins. Das ursprünglich verehrte Marienbild ist nicht mehr vorhanden. Seine Stelle hat eine Sitzmadonna eingenommen, ebenfalls stattliche rund 700 Jahre alt.

Die Gindericher ruhten sich nicht aus, sondern arbeiteten weiter an Projekten. Uno ging daraus hervor: Unsere neue Orgel. Ab 2008 kamen 130.000 Euro zusammen. Damit war 2016 das Werk geschafft, das ursprünglich mit gut der doppelten Summe kalkuliert worden war. Die Nachkriegsorgel musste ersetzt werden. Sie war aus schlechtem Material, hatte Schimmel angesetzt und klapperte laut Gutachten, "als wenn ein Schlagzeuger drinsitzt".

Weil vom Bistum nichts zu erwarten war, mussten die Gindericher selbst aktiv werden. Mit Aktionen vom Kabarettabend bis zum Kuhfladenroulette. Es war die Tragik der Kirchen in England, die zum Glück für Ginderich führte. Jenseits des Kanals wurden immer mehr Gotteshäuser geschlossen. Das Gute daran sind ihre wohlklingenden Großinstrumente. Eine Liverpooler Conacher-Orgel, mehr als 100 Jahre alt, hatte genau den richtigen, raumfüllenden Klang mit 20 Registern und 948 Pfeifen für St. Mariä Himmelfahrt. Und ihre Architektur passte ebenfalls. Ein neuer Verein zur Förderung von Kunst und Kultur rundete Uno ab.

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(RP)
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