Hamminkeln "Pflegeaktion" mit heftigen Folgen

Hamminkeln · Autobahnwall bei Ringenberg wurde abgeholzt. Anwohner sind sauer, niemand informierte sie über die "Bestandspflege" nach Konzept.

Die Autobahn 3 Hollandlinie berührt Ringenberg. Ein dichter Bewuchs an der Böschung trennt die Fahrbahn von der Bebauung - als Sicht-, aber auch als Lärmschutz. Das ist aktuell vorbei. Denn die Autobahnmeisterei Isselburg hat Pflegearbeiten machen lassen, die sich nach einem neuen Konzept für Gehölzpflegemaßnahmen richten, aber von Anwohnern als Kahlschlag wahrgenommen werden.

Es ist ein Konflikt, der nicht so einfach aus der Welt zu schaffen ist. Für die Leute von der Meisterei handelt es sich um die Ausführung des besagten Konzepts, wobei der Bewuchs auf Stock gesetzt wird, also stramm gekürzt wird, um bald wieder ausschlagen zu können. Fakt ist aber auch, dass zurückgebliebene Bäume durch das Regenwetter in Kippgefahr geraten und die Feuerwehr schon im Einsatz war.

"Die autobahnnahen Bewohner Ringenbergs sind reichlich irritiert", sagt Yvonne Bauhaus. Vor sechs Wochen sei eine mit Sprühdosen bewaffnete Mannschaft durch den dicht mit Bäumen und Büschen aller Art bewachsenen Wall "geeilt", habe zwei Drittel der Bäume mit einem pinken Punkt markiert und sei genauso leise verschwunden, wie sie gekommen war. Um drei Wochen später mit schwerem Geschütz zurückzukommen. Geräte blockierten die Straße Am Koppelgarten. Normale Arbeiten nach Konzept? "Wenn man sich die Lage ansieht, drängt sich einem die Frage auf, ob es sich nicht möglicherweise auch um Vandalismus handeln könnte. Abgeholzt wurden die dicksten und stabilsten Bäume", berichten Anwohner.

Ihr Ärger wundert nicht, denn auch der Umgang mit den Anwohnern ließ zu wünschen übrig. Die Straße sei "vollkommen verwüstet" zurückgelassen worden, niemand sei über die anstehenden Arbeiten informiert worden - ganz zu schweigen über Sinn und Zweck der Aktion. Mittlerweile wurde aber ab- und aufgeräumt. Dazu kommt, dass die Baumkronen bislang oberhalb der Lärmschutzwand den Schall der Autobahn gebrochen haben und natürliche Lärmminderung boten. "Man merkt den Lautstärkenunterschied schon deutlich", sagt Yvonne Bauhaus. "Nicht tragbar" sei, dass der aufgeweichte Boden eine Gefahr darstelle, der stramme Wind habe schon einen Baum umgeworfen. Schon wird vermutet, dass die dicken gefällten Bäume gewinnbringend an den niederländischen Pelletfabrikanten verkauft werden konnten, der das gehackte Holz entgegengenommen hatte.

Die Autobahnmeisterei Isselburg wurde gestern aufmerksam und prüfte die Lage. Ansonsten handele es sich um "selektive Bestandspflege", nicht mehr standsichere Bäume würden herausgeholt. Eine Anzahl von Bäumen als sogenannte "Überhalter" bleiben stehen. Alles andere werde wieder ausschlagen, schließlich gehe es nicht um Vernichtung von Bewuchs.

Zurzeit sieht es eher nach Verwüstung aus.

(RP)
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