Kreis Wesel Paritätischer: Der Chef tritt ab

Kreis Wesel · Nach mehr als drei Jahrzehnten als Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes der Kreisgruppe Wesel geht Hartmut Hohmann in den Ruhestand. Er stritt in all dieser Zeit beharrlich für kleine Initiativen.

Wie schön, wenn man am Ende seines Berufslebens so etwas sagen kann: "Ich bin zufrieden. Es ist ein wirklich schöner Job, du bekommst so viel zurück, und wir haben viel bewegen können." Der Satz stammt von Hartmut Hohmann, er spricht von seinem Posten als Geschäftsführer beim Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV). 31 Jahre hat Hohmann den Job gemacht. Am Mittwoch ist sein letzter Arbeitstag, ab 1. Oktober ist der 65-Jährige Rentner.

Als Hohmann im Jahr 1984 hauptamtlicher Geschäftsführer der Kreisgruppe Wesel wurde, hatte der DPWV elf Mitgliedsorganisationen. Doch in dieser Zeit der neuen sozialen Bewegungen, der Eltern- und Umweltinitiativen wuchs die Organisation rasch: "Der Gedanke des bürgerschaftlichen Engagements und der Selbsthilfe machte sich breit", erinnert sich Hohmann. "Damals gab es praktisch keine Kitaplätze für Kinder unter drei Jahren. Deshalb haben beispielsweise Eltern 'Bauklötzchen' und die 'Rasselbande' gegründet. Wir haben denen dabei geholfen."

Beide Kindergärten gibt es bis heute - so wie viele andere Initiativen und Selbsthilfegruppen, denen der DPWV auf die Beine geholfen hat.

Etwas, was seine Arbeit geprägt hat, musste Hartmut Hohmann freilich selbst erst verstehen lernen. Mit Blick auf Behinderte, erklärt er heute, habe er anfangs "diesen Sorgenkind-Ansatz" im Kopf gehabt. Dank Willi Storck, damals DPWV-Vorsitzender, sei ihm klar geworden, dass Mitleid falsch und die "Begegnung auf Augenhöhe" richtig sei: "Der Behinderte ist der Experte, wenn es um seine Belange geht", weiß der SPD-Ratsherr und Planungsexperte seiner Fraktion.

Die Welt barrierefrei zu gestalten, wo immer es geht, das war für den gebürtigen Moerser ein wichtiger Antrieb. Zusammen mit dem früheren künstlerischen Leiter Burkhard Hennen sorgte Hohmann beispielsweise dafür, dass beim Jazz-Festival die Hürden für Behinderte fielen: "In jedem Buch über Barrierefreiheit wird das Moerser Festival genannt", freut sich Hohmann.

Heute hat der DPWV im Kreis Wesel ganze 64 Mitgliedsorganisationen, im Kreis Kleve, wo Hohmann 2004 zusätzlich Geschäftsführer wurde, sind es 55. Karl-Heinz Theussen, der seit mehr als 30 Jahren dem ehrenamtlichen Vorstand der Weseler Kreisgruppe angehört, fällt beim Stichwort "Hohmann" vor allem dessen Beharrlichkeit ein: "Hartmut streitet immer für die Kleinen und ist deshalb auch immer mal wieder angeeckt. Dass der DPWV auf Augenhöhe mit den anderen Sozialverbänden ist, verdanken wir vor allem Hartmut Hohmann."

(wit)
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