Wesel Orgel und Flöte: Ein Duo, das harmoniert

Wesel · Thorsten Pech an der Orgel und Klaus-Peter Riemer an der Querflöte überzeugten mit ihrem Können das Publikum am Sonntag beim Konzert "Orgel plus" im Willibrordi-Dom. Die beiden Musiker spielten Werke aus Barock bis Gegenwart.

 Nicht nur wegen der Akustik sind Konzerte im Weseler Dom ein Genuss. Vor allem abends beeindruckt die besondere Atmosphäre.

Nicht nur wegen der Akustik sind Konzerte im Weseler Dom ein Genuss. Vor allem abends beeindruckt die besondere Atmosphäre.

Foto: Malz

"Heute ist das erste Konzert der kleinen Reihe ,Orgel plus' innerhalb des Jahresprogramms. ,Orgel plus Flöte' ist zu hören." So stimmte Kantor Ansgar Schlei nach der Begrüßung auf das Konzert am Sonntag im Willibrordi-Dom ein. Neu ist die Idee nicht, denn die Orgel verträgt sich mit jedem Instrument. Aber es erzeugt immer Spannung, was die Interpreten daraus machen.

Nur Gutes war im Dom zu erleben. Es hatten sich ja auch zwei ausgewiesene Könner zusammengefunden: Thorsten Pech (Wuppertal) an der Orgel und Klaus-Peter Riemer an der Querflöte, beide sind musikinteressierten Menschen von früheren Konzerten bekannt. Pech zudem als ehemaliger Schüler des Kirchenmusikdirektors Hanns-Alfons Siegel, der einst neben seinem Amt als Weseler Domkantor in Düsseldorf das Orgelspiel lehrte.

Im Dom, der von dem hellen Frühlingslicht des späten Tages erfüllt war, erklang denn auch ein wunderbares Konzert, das mit spürbarer Freude der kundigen Hörergemeinde, die längst über Stadt- und Konfessionsgrenzen hinaus gewachsen ist, aufgenommen wurde. Zwei Kompositionen des großen Johann Sebastian Bach hielten wie eine Klammer die gesamte, vielfältig das Leben preisende Musik zusammen. Dessen Adagio BWV 156 für Flöte und Basso continuo (bc), eine schwerelose Eingebung des Komponisten, führte sogleich auf das hohe Niveau des gesamten Programms. Unter Thorsten Pechs Händen erwies sich die Geschmeidigkeit der großen Marcussen-Orgel als Bc-Instrument zur melodieführenden Flöte. Die Harmonie beider Instrumente und ihrer meisterlichen Spieler verlieh auch der heiteren Sonate Nr. 3 C-Dur von Johann Christoph Friedrich Bach bezaubernden Glanz. Im Zentrum des Allegros schwang sich die Flöte jubelnd in leuchtende Höhen hinauf.

Die Orgel solo gestaltete Rheinbergers Fantasia aus der 18. Sonate A-Dur op. 188 als starken Auftritt natürlicher Erhabenheit in lieblichen Klanglandschaften. Einfach "Skandinavisch" war eine kurze, von fernen Impressionen erzählende Weise für Flöte und Orgel überschrieben. Die Meditation aus Massenets Oper "Thais" regte zum Nachsinnen an.

Die Nachtigall im eigenen Garten habe ihn zu seinen Vogelrufen auf der Flöte inspiriert, erklärte Riemer vor seinem erstaunlichen Solo. Kein Versuch einer Imitation von Vogelstimmen auf der Flöte, sondern eine empfindsame Annäherung an die Musik der Natur und eine liebevolle, bewundernswerte Antwort darauf, eine tiefe und weite Resonanz berührte die Hörer. Die Nachtigallstimme in melodischen Variationen strahlte in demütiger Schönheit, kecker erhoben andere Singvögel ihre Stimmen bis zu überschnellen Spiralen des Pirols.

Danach mahnte "Mouvement" für Flöte und Orgel des blinden Komponisten Jean Langlais, eine meditative, gleichsam fragile Klangrede, zur Kontemplation. Und nun rauschte die Orgel auf mit souveränem, aber leichtgängigen Laufwerk als gleichwertiges Bc-Instrument zur liedhaft klingenden Flöte in Bachs Sonate g-Moll BWV 1020. Ein großer Schluss. Sehr langer Applaus. Ohne Zugabe war's nicht aus.

(hb-)
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