Hamminkeln Offensive für besseres Radfahren

Hamminkeln · Hamminkeln will als "fahrradfreundliche Stadt" anerkannt werden. Geld für ein Konzept steht nun im Haushalt 2018. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) begrüßt die Planung und bietet der Stadt seine Mitarbeit an.

 Mit diesem Foto von Schloss Ringenberg wirbt Niederrhein Tourismus für die Stadt Hamminkeln. Als "sehenswert" werden dort neben dem Schloss unter anderem die Klosterkirche Marienthal, das Humberg-Haus in Dingden und die Windmühlen bezeichnet.

Mit diesem Foto von Schloss Ringenberg wirbt Niederrhein Tourismus für die Stadt Hamminkeln. Als "sehenswert" werden dort neben dem Schloss unter anderem die Klosterkirche Marienthal, das Humberg-Haus in Dingden und die Windmühlen bezeichnet.

Foto: NT

Hamminkeln hat im Kreis Wesel Rekordzuwachs bei den Übernachtungen erzielt - und keiner weiß warum. Die Sehenswürdigkeiten haben sich nicht verändert, und die Zahl der Hotels und Pensionen ist stabil geblieben. Trotzdem elektrisiert das touristische Rekordergebnis die Politik. Im Hauptausschuss verwies CDU-Fraktionschef Dieter Genterzewsky auf den Trend und machte den Fahrradtourismus als Ankerangebot in der großflächigen Kommune aus. 15.000 Euro werden auf Antrag der CDU-Fraktion in den Haushalt eingestellt, um ein Konzept im Sinn des Labels "Fahrradfreundliche Stadt" zu erstellen. Dies Konzept soll auch der Tourismusförderung dienen und gleichzeitig in Projekte einfließen.

Ziel ist die Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise (AGFS). Peter Zelmer vom ADFC Hamminkeln freut sich über die Initiative. "Es wäre schön, wenn sich der ADFC einbringen dürfte", bot er gestern Mitarbeit an.

Er hält den Schritt, in die AGFS zu gehen, für überfällig. Hamminkeln sei sozusagen von Mitgliedsstädten umzingelt, etwa Wesel, Bocholt, Rhede und Rees. "Aber AGFS-Mitglied zu sein bedeutet nicht, dass man eine radfreundliche Stadt ist. Es muss mehr als ein Lippenbekenntnis herauskommen, Taten sollten folgten", betonte Zelmer. Da ist er guten Mutes, denn die Zusammenarbeit mit der Stadt sei positiv. Der ADFC sehe nicht nur den touristischen Aspekt, sondern vor allem den Alltagsradverkehr.

Teil davon ist die Umsetzung des Wirtschaftswegekonzepts, das auch den Radfahrern dient, und das Mobilitätskonzepts des Kreises Wesel. Beide Aspekte will die Verwaltung mit einfließen lassen. Als unstrittig gilt, dass die gestiegenen Übernachtungszahlen mit den Tagestouristen zusammenhängen. Analysiert ist das aber nicht. Hamminkelns ländliche Umgebung und die Natur sind einfach reizvoll für Radler. Wenn auch etliche Strecken nicht in dem Zustand sind, der vorbildlich zu nennen wäre. Wer zum Beispiel von Ringenberg aus Richtung Dingden über den Kranendeich fährt, genießt einerseits den Charme einer baumbestandenen Route, andererseits rumpelt er über eine Holperstrecke.

Wer in die neue Broschüre "Fiets mit! 2018", früher "Radsam lokal", der Fahrradlobbyisten vom ADFC Hamminkeln schaut, liest genau von diesem Manko Nummer eins. Ebenso war das Ergebnis des Fahrradklima-Tests mit der Note 3,1 ernüchternd. Damit hatte Hamminkeln im bundesweiten Vergleich der Städte unter 50.000 Einwohner den 41. Platz von 364 belegt, was so schlecht nicht klingt. Der ADFC-Vorsitzenden Peter Zelmer spricht von "allenfalls Mittelmaß, das zeigt, wie schlecht die Bewertungen für die Konkurrenz sind". Er erkennt für Hamminkeln "noch Luft nach oben". Als positiv bewertet er hingegen die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums. Überhaupt sind Ziele mit dem Rad schnell zu erreichen. Und die Aussagen "Radfahren macht Spaß in Hamminkeln" spiegelt sich auch in den Teilnehmerzahlen beim Stadtradeln wieder. Im zweiten Mal in Folge gewonnenen Kreisvergleich hat Hamminkeln zuletzt mit Rekordteilnahme geglänzt. Aber: "In Sachen Oberflächenbeschaffenheit der Wege muss die Verwaltung in die Pflicht genommen werden", fordert Zelmer.

Er bezieht das nicht nur auf Radwege, von denen es ja in städtischer Hand gar nicht so viele gibt. Der ADFC-Mann verweist auch darauf, dass die Stadt einen Rad-Angebotsstreifen auf der Blumenkamper Straße einrichten sollte. Gut findet er, dass der Radweg an der Brüner Straße verbessert wurde. Manchmal hilft schon ein Schild. An der Brückenbaustelle Diersfordter Straße findet er keines, das Radfahrer lenkt. Man lasse die Radler im Ungewissen. Wer sich hier nicht auskenne, sei verloren, so ADFC-Chef Peter Zelmer.

(RP)
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