Wesel Nostalgiezug: SPD macht Druck auf RWE

Wesel · Ein Rechtsstreit zwischen RWE-Tochter Amprion und der Bundesnetzagentur über das Thema Gleisnutzung bringt den Verein Historischen Schienenverkehr in Existenznot. Ludger Hovest (SPD) hofft, das Wesels RWE-Chef helfen kann.

 Klaus Keitna macht sich Sorgen um den Verein: "Es ist fünf vor zwölf".

Klaus Keitna macht sich Sorgen um den Verein: "Es ist fünf vor zwölf".

Foto: Malz

Über Jahrzehnte hinweg war das Verhältnis zwischen der Stadt Wesel, der Politik und RWE bestens. Doch ein für Laien nicht zu durchschauender und seit Anfang des Jahres schwelender Rechtsstreit zwischen der RWE-Tochtergesellschaft Amprion mit Sitz in Dortmund und der Bundesnetzagentur für Eisenbahnen (Bonn), der indirekt den Verein Historischer Schienenverkehr Wesel in seiner Existenz bedroht, sorgt für Missstimmung.

Jedenfalls bei SPD-Fraktionschef Ludger Hovest, der sich gestern bei einem Ortstermin am Sitz des Vereins am Abstellgleis Karl-Jatho-Straße (Segelflugplatz) als "Kümmerer" präsentierte. "Es kann nicht sein, dass dieser Verein, der ein touristisches Aushängeschild der Stadt ist, nun in die Mühlen der großen Politik gerät und deshalb kurz vor dem Aus steht", wetterte Hovest. Genau das habe er auch dem in Wesel lebenden und für die Region Niederrhein zuständigen RWE-Leiter Rainer Hegmann am Telefon so gesagt. "Und ich habe Herrn Hegmann aufgefordert, dass er mit seinen Vorgesetzten spricht, dass so schnell wie möglich für Wesel eine Ausnahmegenehmigung gefunden wird. Ganz egal, wie lange der Rechtsstreit da noch dauert, mit dem Wesel überhaupt nichts zu tun hat. Es muss eine praktische Lösung gefunden werden."

Der besagte Rechtsstreit, bei dem es um die Frage geht, ob die von Amprion unterhaltenen Gleise öffentlich sind oder nicht, hat dafür gesorgt, dass der Historische Schienenverkehr schon seit Monaten nur noch von der Rheinpromenade bis zum Weseler Hauptbahnhof fahren darf. Die Strecke vom Bahnhof bis zum Umspannwerk an der Lippe, auf der Amprion gelegentlich riesige Transformatoren per Bahn transportieren lässt, ist für den Verein tabu. Folge: Das alte Wasserwerk, das traditionell Haltestation des Nostalgiezuges ist und besichtigt wird, kann deshalb nicht mehr angesteuert werden. Klar, dass die Fahrt deshalb weniger attraktiv wird, der Fahrpreis gekürzt werden muss und ein Teil der Gäste ausbleibt. "Dabei brauchen wir die Einnahmen, um Überleben zu können", sagt Vereinsvorsitzender Klaus Kaitna. "Es ist wirklich fünf vor zwölf". Nur mit Hilfe von Sonderfahrten und finanzieller Unterstützung der Stadtwerke, des Bauvereins und der Verbands-Sparkasse, kann sich der 70 Mitglieder zählende Verein (davon 20 Aktive) gerade so über Wasser halten.

Was würde eigentlich passieren, wenn es Hegmann nicht gelingt, eine Ausnahmeregelung zu finden? Hovest überlegt kurz: "Dann", so sagt er, "wird das Verhältnis zu RWE nachhaltig gestört sein."

Der Verein Historischer Schienenverkehr beteiligt sich übrigens am Adventsmarkt nächsten Samstag und Sonntag auf dem Großen Markt. Dort liegt auch das neue Programm für 2016 aus.

(RP)
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