Kreis Wesel Niag hält Zahlen zur Bus-Auslastung geheim

Kreis Wesel · Im Kreis Wesel soll das Busangebot zurückgefahren werden - wegen mangelnder Auslastung. Weder Kreis noch die Niag wollen aber Zahlen dazu öffentlich machen. Der Kreistag verabschiedete gestern den Plan.

 Peter Giesen (l.) und Werner Kook vor wenigen Tagen beim Interviewtermin auf dem Niag-Betriebshof in Moers.

Peter Giesen (l.) und Werner Kook vor wenigen Tagen beim Interviewtermin auf dem Niag-Betriebshof in Moers.

Foto: Sebastian Peters

In der aktuellen Debatte um die Reduzierung des Buslinienangebots im Kreis Wesel wollen die Niag und der Kreisverwaltung die entscheidenden Zahlen nicht bekannt geben. Die Niag verweist bei der Notwendigkeit der Angebotsreduzierung auf die schwache Auslastung einiger Linien. Wie schwach die Auslastung prozentual wirklich ist, bleibt geheim. Auch im Entwurf des Nahverkehrsplans wird dies nicht genannt. Dennoch entschied gestern der Kreistag mehrheitlich - gegen die Stimmen von Grünen, Linke, Piraten und Teilen der SPD -, den neuen Nahverkehrsplan generell auf den Weg zu bringen. Die Kommunen, die Änderungswünsche eingebracht haben, sollen diese im Gespräch mit der Kreisverwaltung klären. Frank Berger, Chef der CDU im Kreistag, betonte: "Wenn eine Kommune Sonderwünsche hat, muss sie diese auch bezahlen."

Für die Politik der Stadt Wesel ist dieser Beschluss ein Ärgernis: Sie hatte noch Beratungsbedarf. Nun wird der Nahverkehrsplan wohl teils drastische Angebotsreduzierungen für Wesel vorsehen: Nach 20 Uhr sollen die Busse 82, 83, 85 und 86 nur noch ein oder zwei Mal hin- und zurückfahren. An Samstagen sollen die Linien und die Linie 96 nur noch halb so oft fahren, die 96 fährt samstags nur bis Blumenkamp.

Die eigentliche Frage, wie die Auslastung ist, kannte auch die gestern beschließende Kreistagsmehrheit nicht. Unsere Redaktion hatte in den vergangenen Wochen zuerst bei den Niag-Chefs angefragt - die verwiesen auf den Kreis Wesel. Der Kreis wiederum verwies zurück an die Niag. Kreiskämmerer Karl Borkes teilte gestern mit, dass er keine Chance sehe, die Zahlen zu veröffentlichen. Die Zahlen wären von der Niag an das Gutachterbüro für den Nahverkehrsplan in Xanten gegangen. Niag-Vorstand Peter Giesen wiederum teilte mit, dass die Niag ein mehrheitlich privat geführtes Unternehmen sei und man die Zahlen nicht veröffentlichen werde. Er argumentiert damit, dass Wettbewerber sonst Einblicke in das Unternehmen haben könnten. "Die Auslastung kann jeder selbst ermitteln, indem er die Fahrgäste zählt."

Der Interessenskonflikt ist typisch für ein Unternehmen in privat-öffentlicher Hand: Die Niag ist eingebunden in die Rethmann-Gruppe. Zu 51 Prozent werden die Aktien seit dem 1. Januar 2006 von der privaten Rhenus Veniro GmbH & Co. KG gehalten. Die übrigen Anteile verteilen sich auf die öffentlichen Anteilseigner, darunter der Kreis Wesel mit 43 Prozent, der Kreis Kleve mit drei Prozent, die Stadt Duisburg mit 1,26 Prozent, die Stadt Wesel mit 1,11 Prozent und die Stadt Moers mit 0,63 Prozent.

Für die Stadt Wesel ebenso wie für viele andere Städte im Kreis bedeutet der gestrige Beschluss, dass über ihr Votum hinweg der Nahverkehr gestutzt wird. Jürgen Linz, Fraktionschef der CDU Wesel, hätte sich eine Vertagung gewünscht:"Es fehlen die Hintergründe, es ist nicht fair gegenüber den Buskunden, eine Entscheidung ohne die genauen Zahlen zu fällen."

(RP)
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