Wesel Neuer Besitzer für Ex-Telekom-Gebäude

Wesel · Ein Immobilienmakler aus dem bayerischen Fürstenfeldbruck hat den 1995 eingeweihten Verwaltungsbau gekauft und sämtliche Mieter übernommen. Dazu gehören "Der Hauskoch" und auch das Rechenzentrum für Heilberufe (RZH).

 Rund 70 Millionen Mark hat der architektonisch durchaus eindrucksvolle Neubau des Fernmeldeamtes gekostet, der 1995 nach zweijähriger Bauzeit eingeweiht wurde. Mittlerweile ist das große Telekom-Logo an der Fassade verschwunden.

Rund 70 Millionen Mark hat der architektonisch durchaus eindrucksvolle Neubau des Fernmeldeamtes gekostet, der 1995 nach zweijähriger Bauzeit eingeweiht wurde. Mittlerweile ist das große Telekom-Logo an der Fassade verschwunden.

Foto: Klaus Nikolei

Die letzten von ursprünglich einmal rund 600 Telekom-Mitarbeitern haben kürzlich ihre Büros in dem x-förmigen Klinkerbau an der Philipp-Reis-Straße verlassen. Passend dazu wurde jetzt auch das markante T-Logo mit den vier kleinen Quadraten abmontiert. Zeichen dafür, dass die Telekom in Obrighoven Geschichte ist. Und einen neuen Eigentümer gibt es auch: den im bayerischen Fürstenfeldbruck ansässige Immobilienmakler Anton Bachhäubl. Der war gestern für ein Gespräch allerdings nicht erreichbar.

Einer der größten Mieter, den er von der Telekom übernommen hat, ist das im Gewerbegebiet Am Schornacker ansässige Rechenzentrum für Heilberufe (RZH), das bundesweit unter anderem Abrechnungen für Pflegedienste, Physiotherapeuten, Sanitätshäuser und Taxiunternehmen erledigt und sich seit Jahren auf Expansionskurs befindet. Seit Februar 2016 haben 240-RZH-Mitarbeiter eine komplette Etage im Ex-Telekom-Gebäude bezogen. Und das hat zwei Gründe, wie RZH-Geschäftsführer Stefan Muhr auf Anfrage unserer Redaktion erklärt. "Zum einen platzen wir an unserem Stammsitz aus allen Nähten. Zum anderen ist die Substanz des Gebäudes am Schornacker, das vor mehr als 40 Jahren errichtet wurde, so, dass wir uns entschieden haben, dieses nicht mehr zu sanieren."

RZH habe deshalb, so Muhr weiter, zahlreiche Büros im Ex-Telekom-Gebäude angemietet und sei dort mehr als zufrieden. Was mit der nun leergezogenen Fläche Am Schornacker passiert, darüber wird noch entschieden. In dem RZH-Neubau am Stammsitz arbeiten noch etwa 50 Angestellte.

Zu den langjährigen Mietern gehört neben dem Cateringunternehmen "Der Hauskoch" auch das St. Vinzenz-Hospital Dinslaken, das seit dem Sommer 2005 in dem Komplex eine Tagesklinik für Psychiatrie unterhält.

Das Telekom-Gebäude war im Jahr 1993 als Neubau des Fernmeldeamtes konzipiert worden. 70 Millionen Mark hatten damals die Centus Verwaltungsgesellschaft und die Delta Vermietungsgesellschaft in Verbindung mit der Hannover Leasing investiert, um in Obrighoven die rund 600 Mitarbeiter des Fernmeldeamtes, die damals noch auf 22 Außenstellen verteilt waren, unter einem Dach zu vereinen. Die feierliche Einweihung fand nach gut zweijähriger Bauzeit im September 1995 statt.

Bereits vier Jahre wurde bekannt, dass die drei Niederlassungen Wesel, Bochum und Düsseldorf zusammengelegt werden sollten, was dann auch geschah und zu einer Stellenstreichung führte. So kam im März des Jahres 2000 das Aus für die Auskunft. 40 Stellen gingen allein hier verloren. In den Jahren danach musste Wesel den Abzug großer Teile der Technik-Niederlassung verkraften. Denn der Konzern hatte sich für Bochum als neue Zentrale entschieden. In den Folgejahren waren im Telekom-Gebäude rund 230 Mitarbeiter in einem Call-Center beschäftigt. Aber auch diese Jobs gingen verloren. Im Sommer 2008 wurde bekannt, dass der Konzern 39 von 63 Servicecenter schließen werde - und Wesel gehörte dazu. Die knapp 200 Arbeitsplätze wurden in die Landeshauptstadt verlegt.

Übrigens dürfte kaum noch jemand in Erinnerung geblieben sein, dass das Telekom-Gebäude auch mal als möglicher Standort für eine Hochschule im Gespräch war. Doch aus den Gedankenspielen wurde nichts, weil am Ende Kleve und Kamp-Lintfort das Rennen gemacht haben.

(RP)
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