Wesel Neue Hausarztpraxis mit eigener Kapelle

Wesel · Dr. Gudrun Kuliga eröffnet nächste Woche in der Feldmark ihre erste eigene Praxis. Die Allgemeinmedizinerin, die 16 Jahre lang in Hünxe-Bruckhausen tätig war, bietet ihren Patienten auch einen Raum der Stille.

 Gudrun Kuliga mit ihren Medizinischen Fachangestellten (v.l.) Jasmin Wettläufer, Melanie Schauseil und Jessica Herrmann in der neuen Praxis an der Grünstraße.

Gudrun Kuliga mit ihren Medizinischen Fachangestellten (v.l.) Jasmin Wettläufer, Melanie Schauseil und Jessica Herrmann in der neuen Praxis an der Grünstraße.

Foto: Nikolei

Obwohl Gudrun Kuliga erst nächsten Montag ihre nagelneue Raphael-Praxis an der Grünstraße 103 in der Feldmark (gegenüber der Friedenskirche) eröffnet, klingelt schon jetzt immer wieder das Telefon. Neben Fragen nach Behandlungsterminen gibt es vereinzelt auch Leute, die wissen möchten, ob hier ein neuer Bestatter eröffnet. Es ist wohl das Kreuz im Firmenlogo - ein Endoskop in Herzform -, das auf der Glasfront des früheren Sonnenstudios zu sehen ist und das bei einigen offensichtlich für Verwirrung sorgt. "Das Kreuz", sagt die 48-jährige Allgemeinmedizinerin, "steht für das Geistliche, das Endoskop für das Körperliche und das Herz für das Seelische." Anders als bei vielen ihrer Kollegen spielt bei der gläubigen Christin, die Mitglied einer Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde ist, der Glaube eine große Rolle.

Seit gut 16 Jahren ist sie in Hünxe-Bruckhausen in einer Gemeinschaftspraxis mit Dr. Andrea Keferstein tätig und bietet dort Patienten an, "für sie zu beten, wenn ich den Eindruck habe, dass das den Menschen guttut". Und dann bittet sie ihren Gast, einen Blick in den Nachbarraum zu werfen, der allerdings noch nicht ganz fertig ist. Hier steht ein bequemer Relaxsessel mit Fußhocker. Der Bibelvers "Ich bin der Herr, dein Arzt" ist auf einer Wand zu lesen. Auf der anderen Seite wird in den nächsten Tagen ein großes Foto mit Blick auf den Felsendom in Jerusalem aufgehängt. "Ich biete meinen Patienten an, in dieser schalldichten Kapelle zur Ruhe zur kommen oder auch zu beten."

Eine Hausarztpraxis mit eigene Kapelle - das gibt es ihres Wissens in Deutschland kein zweites Mal. Sie weiß, dass dieses Angebot einerseits Menschen abhalten wird, zu ihr zu kommen, andererseits aber auch Patienten locken wird. Um jedes Missverständnis im Keim zu ersticken, sagt die Ärztin: "Ich bin natürlich für jeden da - völlig unabhängig davon, ob jemand an etwas glaubt oder nicht."

Nur alle paar Jahre kommt es vor, dass die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in Düsseldorf in der Versorgungsregion Wesel, Hamminkeln und Schermbeck eine neuen Hausarztsitz ausschreibt. Dr. Gudrun Kuliga, die aus Lüdenscheid stammt und seit knapp 20 Jahren mit ihrem Mann in Flüren wohnt, hat diese Chance ergriffen und sich beworben. "Eine Voraussetzung war eine Praxisanschrift", erzählt Ehemann Harald Kuliga, der im Hintergrund als Angestellter künftig den kaufmännischen Part erledigen wird. "Und ein Makler hat uns dieses Objekt angeboten. Ohne mit der Vermieterin Rücksprache zu halten, haben wir einfach die Adresse Grünstraße 103 angegeben - und es hat geklappt."

Nach und nach stellte sich heraus, dass das frühere Sonnenstudio, in dem einst die Sparkasse untergebracht war, ein idealer Standort ist. Die St.-Willibrordus-Apotheke ist nur wenige Meter entfernt, die Praxis auch durch den barrierefreien Hintereingang zu erreichen. Es gibt eine Bushaltestelle sowie zahlreiche Parkplätze auf dem Marktplatz und auf dem früheren Edeka-Parkplatz.

"Ich bin froh, dass ich mir hier meinen Traum von der eigenen Praxis verwirklichen kann", sagt Gudrun Kuliga, die einen Mietvertrag über 20 Jahre unterschrieben hat. Dies auch als ein Zeichen dafür, dass sie dauerhaft hier arbeiten möchte. Also in der Stadt, aus der ihr Mann stammt und in der sie sich wohlfühlt. Dass sie schnell Erfolg haben wird, daran zweifelt sie nicht. "Man merkt schon, wie groß der Bedarf ist."

Für Samstag, 1. Juli, 11 bis 15 Uhr, lädt sie und ihr Team ein zum Tag der offenen Tür.

(RP)
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