Wesel/Dinslaken Nächste Bankenfusion in Wesel geplant

Wesel/Dinslaken · Der Markt für das Modell Genossenschaftsbank wird schwieriger: Die beiden Volksbanken Dinslaken und Rhein-Lippe eG wollen zum 1. Januar 2018 verschmelzen. Filialen sollen aufgrund der Fusion nicht wegfallen.

 Die Volksbank-Vorstände gestern bei der Pressekonferenz (v. l.): Ulf Lange, Gerd Hüsken, Claus Overlöper, Gerhard Bremekamp und Gerhard Wölki.

Die Volksbank-Vorstände gestern bei der Pressekonferenz (v. l.): Ulf Lange, Gerd Hüsken, Claus Overlöper, Gerhard Bremekamp und Gerhard Wölki.

Foto: sep

Die geplante Fusion der beiden Banken geschehe nicht aus einer Not heraus, bemühten sich gestern die Volksbank-Vorstände aus Wesel und Dinslaken zu betonen. Beide Genossenschaftsbanken seien "wirtschaftlich gesund", sagte der Dinslakener Volksbank-Vorstand Claus Overlöper. Aufgrund der Veränderungen im Bankensektor sei der Schritt jedoch dringend nötig. Drastischer noch formulierte es Gerd Hüsken von der Volksbank Rhein-Lippe: "Wenn wir uns nicht verändern, sind wir in fünf Jahren vom Markt." Verändern, das heißt konkret: Die Volksbanken wollen den Weg der Digitalisierung mitgehen, gleichzeitig aber ihre Marke - Regionalität und Kundennähe - nicht preisgeben. Künftig sollen sich die Mitarbeiter in der dann größeren Bank noch weiter spezialisieren und die Kunden noch spezialisierter beraten können.

Die Banken verschmelzen, weil die Konkurrenz der Onlinebanken wächst, weil das Serviceangebot der Filialen weniger gefragt wird, die Kunden ihre Bankgeschäfts immer häufiger online abwickeln. Mehrarbeit bedeuten auch die ständig neuen Auflagen der Bundesbank. Zusätzlichen Druck haben die Banken durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank: "Wenn wir könnten, würden wir alle nach Brüssel fahren und Herrn Draghi eine neue Politik aufzwängen", sagte Overlöper.

Für die Fusion spricht, dass beide Banken schon heute auf vielen Feldern kooperieren. Gerd Hüsken von der Volksbank Wesel sprach von "sicheren Arbeitsplätzen" und "attraktiven Zukunftsperspektiven", die beide Banken ihren Mitarbeitern bieten wollen. Über die Verschmelzung sollen die Vertreter der Volksbank Dinslaken und Rhein-Lippe in der Vertreterversammlung 2018 abstimmen. Rückwirkend zum 1. Januar 2018 wäre diese dann wirksam.

Filialen sollen nicht wegfallen, betonte Overlöper. "Durch die Fusion wird sich bei der Regionalität nichts ändern. Dinslaken, Hiesfeld und Eppinghoven bleiben." Bei den Öffnungszeiten könne es allerdings Änderungen geben, sagte Gerhard Wölki, und bezog das auch auf das Gebiet der jetzigen Volksbank Rhein-Lippe eG. "Aber wir bleiben in der Fläche erhalten." Es geht natürlich im Kern um eine Kostenersparnis: Wie hoch die allerdings ausfallen wird, dazu machten die Vorstände noch keine konkreten Angaben. "Das müssen die weiteren Gespräche zeigen", sagte Overlöper, der auch seinen Vorstandskollegen Gerhard Bremekamp aus Dinslaken sowie die Vorstände Ulf Lange und Gerhard Wölki von der Volksbank Rhein-Lippe eG bei der Pressekonferenz begrüßte.

Ein weiteres Argument spricht für den Zusammenschluss: Die Volksbank Dinslaken hat einen Einlagenüberhang von 50 Millionen Euro - die Volksbank Rhein-Lippe wiederum einen Kreditüberhang von 110 Millionen Euro. In Anbetracht der Tatsache, dass die Banken für Einlagen bei der Europäischen Zentralbank mittlerweile Strafzinsen zahlen müssen, macht ein Zusammenschluss Sinn.

Fest steht: Nach der Verschmelzung würde auf Basis der Zahlen von 2016 ein Bankinstitut mit einer Bilanzsumme von 1,3 Milliarden Euro und 70.000 Kunden entstehen - davon wären 31.500 Teilhaber. Das Geschäftsgebiet würde sich über die Marktgebiete Dinslaken, Hamminkeln, Hünxe, Voerde und Wesel erstrecken. Bei der Frage eines möglichen Zusammenschlusses mit der Volksbank Schermbeck gab sich Overlöper zurückhaltend. Eine Fusion mit einer Bank im Ruhrgebiet kommt für ihn nicht infrage: "Wir sind Niederrhein". Das Sponsoring bewährter Veranstaltungen soll erhalten bleiben.

Der Fusionsplan ist folgerichtig und kommt nicht unerwartet: In 2016 haben in Deutschland auf Ortsbankenebene 49 Volksbanken fusioniert, für 2017 werden sogar 60 Fusionen erwartet. Auch bei anderen Banken in der Region gab es große Verschmelzungen: Die Sparkassen Dinslaken und Wesel etwa schlossen sich zum 1. Januar 2016 zur "Nispa" zusammen. Das allerdings unter dem Zwang, dass Dinslaken ein 13-Millionen-Defizit eingefahren hatten. Bei den Volksbanken hingegen läuft der Prozess gewollt. Diese wollen die Volksbanken vermeiden. Die Mitarbeiter würden den Weg mitgehen, sagte Overlöper. "Auch der Betriebsrat hat zugesagt, die Fusion positiv begleiten zu wollen." Als die Volksbank Rhein-Lippe ihre Mitarbeiter mit den Plänen konfrontierte, hätten die Teams sogar geklatscht, sagte Ulf Lange.

Am Beispiel seiner Biografie machte Overlöper deutlich, wie sich der Bankensektor verändert. "Als ich als Auszubildender anfing, war die Volksbank Dinslaken noch die größte im Kreis. Heute wiederum, nach Fusionswellen, sei sie nur noch die kleinste."

Wie die neue Bank personell aufgestellt sein wird, mit wie vielen Vorständen sie agiert, ist noch nicht bis ins Detail besprochen. Hüsken und Wölki werden Ende 2019 ausscheiden. Sie werden im Idealfall den Fusionsprozess noch mit begleiten können.

(RP)
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