Hamminkeln. Mundart bringt Alt und Jung zusammen

Hamminkeln. · Die "Brüner Plattspräker" laden zu zwei Plattdeutschen Abenden im März ein. Ihnen ist es gelungen, auch junge Leute für die dörfliche Mundart zu begeistern. Sie tun viel dafür, die alte Sprache zu erhalten.

 Junge Plattspräker präsentieren Szenen zu Themen wie angesagte Mode und "Anbaggern".

Junge Plattspräker präsentieren Szenen zu Themen wie angesagte Mode und "Anbaggern".

Foto: PR

Die "Brüner Plattspräker" sind ein Begriff im Dorf. Mit Fug und Recht können sie mit doppelt vollem Haus bei den Veranstaltungen am 9. und am 16. März, jeweils um 19.30 Uhr, im Landgasthof Majert rechnen. Denn die beiden Plattdeutschen Abende sind nicht nur ein Ausdruck dafür, wie sich der Erhalt der oft lautmalerischen Mundart bewerkstelligen lässt. Der Brüner Bürgerverein beweist auch, dass sich junge Leute für die alte Sprache begeistern lassen. So kommen im kurzweiligen Programm Alt und Jung zusammen, was wiederum Eltern, Großeltern und Geschwister zum Besuch animiert. Aktuell läuft der Vorverkauf. Karten können noch bei Schreibwaren Stenk in Brünen für 13 Euro erworben werden. Erst das Essen, dann die lokale Kultur: "Traditionell gibt es vorher ein deftiges Abendessen mit reichlicher Beilage", lockt der veranstaltende Bürgerverein.

Vorsitzender ist Roman Brögeler, der als gebürtiger Brüner noch beides erlebt hat: Platt und Hochdeutsch sprechende Familienmitglieder, zum Beispiel bei Tisch. Heute ist die Mundart auf dem Rückzug, doch es gibt junge Hoffnung. Im Offenen Ganztag der Hermann-Landwehr-Schule haben Dritt- und Viertklässler Spaß daran, Brüner Platt zu üben. Dort gibt es seit sechs Jahren eine Plattdeutsch AG, die Edith Krusdick und Rolf Brögeler betreuen. "Das Schöne ist, die Schüler bleiben dabei, auch wenn sie älter werden. Heute pflegen die Jungen Plattspräker unsere heimatliche Sprache. Die Arbeit hat sich gelohnt", sagt der Vorsitzende.

Das schlägt sich im Programm nieder, in das die jungen Leute mit ihren speziellen Themen eine frische Note bringen. Zurzeit üben sie in der Plattdeutsch AG sehr fleißig für Sketche aus dem schulischen Leben. Und die aus der Plattdeutsch AG hervorgegangenen "Jungen Plattspräker" präsentieren Szenen zu den Themen angesagte Mode und "Anbaggern". Da kann man mit offenen Worten rechnen, wenn man sie denn versteht. Platt ist eben eine klangvolle Sprache, die von Bauerschaft zu Bauerschaft verschieden sein kann. Die Jungen Plattspräker sind teils nicht mehr mit Dialekt aufgewachsen, sie lernen die Ausdrücke und ihren Tonfall. Manchmal greifen die Aktiven auf den Fundus der seit 1975 zunächst in kleiner Form bestehenden Abende zurück. Seit 1980 wurden die Auftritte aufgezeichnet, erst auf Kassette, aktuell elektronisch. Entstanden ist ein wertvolles Tonarchiv. "Das haben wir begonnen und beibehalten, weil unser Anspruch ist, das Plattdeutsche zu erhalten", sagt Brögeler. Er ist auch Moderator der Veranstaltungen, deren Beiträge jede Gruppe für sich entwickelt und einübt. So identifizieren sich die Teilnehmer mit dem Traditionsabend und finden sich persönlich wieder. Für die Zuschauer wiederum ist Vielfalt garantiert. Zwei ältere Damen nehmen den "Enkel-Trickbetrüger" aufs Korn, natürlich erfolgreich. Sie laden den Missetäter ein, um ihn in witziger Manier auffliegen zu lassen. Vater und Tochter erleben beim ersten "Kerkenbesüük" Bemerkenswertes, und eine Dorfschullehrerin, die von einem Kontrolleur der Bezirksregierung besucht wird, stellen das wahre Lehrerleben nach. Kein Wunder, denn Mike Heirich und Veronika Bläker sind Pädagogen.

"Einige 'Vatellekes bu dat Läwen so schrev', Küchengerätschaften und Putzmittel im Hausverkauf und 'Neijes üt et Darp' und weitere alte und neue Geschichten in Reim und Prosa, gesprochen und gesungen, sind zu erleben", sagt Brögeler. Der Flöten- und Gitarrenkreis und Sänger des MGV Brünen werden das Programm abrunden. Für alle ist es einfach, Brögelers Schlusssatz aus dem ländlichen Leben zu würdigen: "Loot ons niet de Plaggen üt de Vaalt mäigen." Für alle anderen heißt das frei übersetzt: "Lass es Dir gut gehen und nicht die Butter vom Brot nehmen."

(RP)
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