Wesel Missbrauchsfälle: Christen sind schockiert

Wesel · Wesel/ Hamminkeln/ Schermbeck/ (jn) In den vergangenen Wochen mehren sich Verdachtsfälle wegen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Die RP hat stellvertretend mit drei Priestern aus der Region über den Umgang mit den Übergriffen gesprochen. Einer, der sich unmittelbar nach Bekanntwerden der ersten Fälle zu Wort gemeldet hat, war Klaus Honermann. Der Pfarrer der Schermbecker Ludgerus-Gemeinde zeigte sich schockiert von den "inneren Verletzungen, die Kinder im Raum von Kirche erlitten haben": "Die Opfer haben ein Leben lang darunter zu leiden. Jeder einzelne Mensch, nicht Fall, ist einer zu viel", sagte Klaus Honermann in einem Gottesdienst gegenüber den Gläubigen.

Ehrlicher Umgang mit Schuld

Die Verantwortlichen – und damit meint der Schermbecker Pastor nicht nur Ordensobere oder Bischöfe – hätten sich nicht genügend in die Opfer hineinversetzt, in ihre Leiden, in ihre Abhängigkeit. "Sie haben dadurch zugelassen, dass noch mehr an Leid geschehen konnte. Daran gibt es nichts zu beschönigen." Erschreckend sei auch, wie in den Medien ein verzerrendes Bild gezeichnet werde. Klaus Honermann: "Es sind nicht DIE Priester und es ist nicht DIE Kirche. Jedoch ist der Missbrauch durch Priester besonders schlimm, weil die Kirche mit einem hohen moralischen Anspruch auftritt, und weil es sich um ein besonderes Vertrauensverhältnis handelt."

Laut Honermann könne es nicht vorrangig darum gehen, das Erscheinungsbild von Kirche in der Öffentlichkeit zu schützen, "sondern die innere Gestalt von Kirche – so wie Jesus Christus sie gewollt hat – möglichst von Dunkelheiten und Schuld frei zu halten." Dazu trage sicher auch ein ehrlicher Umgang mit Schuld bei, ist sich der Schermbecker Pfarrer sicher.

In Gesprächen erfährt Herbert Werth, Pfarrer der Weseler Großgemeinde St. Johannes, derzeit die Bestürzung der Christen über die Missbrauchsfälle: "Es bedrückt die Menschen sehr. Direkte Fragen zum Thema werden mir allerdings nicht gestellt." Werth wünscht sich, dass die Verdachtsfälle differenziert betrachtet werden. Der Fokus sollte nicht nur auf kirchliche Amtsträger gelegt werden.

Für eine offene und sachgerechte Diskussion plädiert zudem Heinz Schulz. Geht es nach dem Pfarrer von Heilig Kreuz Mehrhoog soll "nichts verharmlost oder kleingeredet werden". Dass nun mehr und mehr Verdachtsfälle öffentlich werden, habe auch einen Vorteil. "Das Thema rückt aus der Tabuzone raus. Das ist ein großer Schritt vorwärts", sagt Schulz. Nichts dürfe unter den Teppich gekehrt werden.

(RP)
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