Wesel Minutenlanger Applaus für Organist Skobowsky

Wesel · Wieder wurde am Sonntag zu einem großen Orgelkonzert in den Willibrordi-Dom eingeladen, wieder versammelten sich dort Hörer, die gute Kirchenmusik zu schätzen wissen, quer durch die Bürgerschaft, auch von auswärts, unabhängig von der Konfession. Das bestätigt die hervorragende Arbeit des Dom-Kantors Ansgar Schlei. Wieder war das Konzert ein in Klang übertragenes Gebet. Dieses Mal das große christliche Bekenntnis "Vater unser im Himmel", deutlich gemacht mit der Zeile "Wie im Himmel so auf Erden".

 Christian Skobowsky war zu Gast im Willibrordi-Dom.

Christian Skobowsky war zu Gast im Willibrordi-Dom.

Foto: Roos

Es begann mit der Vertonung des "Vater unser im Himmelreich" aus der Danziger Tabulatur 1591. Überraschend modern klang sie mit ihren hymnischen Läufen; nebenbei die erneute Erkenntnis: Nicht dass zeitlich Nahe zählt, sondern der innewohnende Sinngehalt. Der teilte sich ebenso in Bachs Toccata d-Moll BWV 538,1 mit, sowie in Scheidemanns Choral und all den im Programm vorgestellten Kompositionen durch die Jahrhunderte.

"Wie im Himmel" überschrieb sich der zweite Teil des Konzerts. In Viernes "Étoile du soir" erstrahlte tröstliches Licht. Messiaens "Les Anges" - die Engel - jubilierten. Viernes "Hymne au soleil", sein Sonnengesang, schickte beseligende Strahlen himmelwärts. Mit Buxtehudes Anbetung wurde gedankt. "...so auf Erden" pries Francks Pastorale op. 19, schilderte Fumet Adam und Evas Staunen über die Welt und ihren Platz darin. Mit fast mystischen Farbklängen malte Alain "Le jardin suspendu", den hängenden Garten, mit der hier vorläufig abschließenden vertrauten, die menschliche Kraft stärkende Melodie Georg Böhms.

"Gott unter uns", dieses rational nicht fassbare Geschehen, die Lichtwerdung aus dem Chaos, zeichnete Messiaen mit seiner Tonsprache der "Geburt des Herrn", Bach mit seinem Choral "Vater unser im Himmelreich" (BWV 636) und der Fuge d-Moll (BWV 538,2).

Erst minutenlanges Schweigen, dann minutenlanger Applaus. So dankten die Hörer dem Organisten Christian Skobowsky für dessen bewegende Interpretation, die offenbar tief empfunden wurde, was nur die universale Sprache der Musik vermag.

(hb-)
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