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Kreis Wesel Ministerpräsidentin auf Blitzbesuch in Sonsbeck

Kreis Wesel · Hannelore Kraft (SPD) machte sich ein Bild von den Schäden, die das Unwetter hinterlassen hatte.

 Hannelore Kraft besuchte Familie Spira in Sonsbeck.

Hannelore Kraft besuchte Familie Spira in Sonsbeck.

Foto: Armin Fischer

Der Tross um Hannelore Kraft macht vor einem Container halt. Immer mehr Einrichtungsgegenstände werden in dem Behälter gesammelt. Die Ministerpräsidentin steigt mit Landrat Ansgar Müller und dem SPD-Landtagsabgeordneten René Schneider die Stufen hinab in den Keller. Es ist feucht, riecht muffig. Bis zu 1,80 Meter hoch stand bei Familie Spira am Raysebruch in Sonsbeck das Wasser. Akten, Familienalben, Elektrogeräte, alles hinüber. "Da verschwinden Erinnerungen - der persönliche Verlust schmerzt sehr", sagt Kraft nach einem Gespräch mit Daniela Spira.

Eine Stunde lang nahm sich die NRW-Spitzenpolitikerin gestern Zeit für einen Gang durch die 8000-Seelen-Gemeinde, in der selbst bei herrlichem Sonnenwetter noch vieles an die "Wassertage" erinnerte. "Bevor wir im Kabinett über die Schlussfolgerungen aus den vermutlich weiter zunehmenden Starkregen sprechen, möchte ich selber wissen, wie es sich in den Orten anfühlt", erklärt Kraft, während sie bei Spiras Nachbarn Stoffel kopfschüttelnd den vor die Haustür gelagerten riesigen Haufen wasserdurchtränkter Möbel und Bilder des Fotografen betrachtet.

Bilder, die sich trotz der großen Sperrgutabfuhr am Wochenende wiederholen. "Schlimm", urteilt Kraft, macht aber im selben Atemzug deutlich: "Für Wasserschäden in Privathaushalten wird das Land nicht aufkommen können." Auch nichts im Falle der Familie Winkels, die es "wirklich ganz übel getroffen" habe. Zu Beginn der Woche hatte ein Blitz einen Dachstuhl ihres Hauses in Brand gesetzt. Die Familie parkte die Möbel aus dem Obergeschoss im Keller, der in der Nacht zum Donnerstag zulief. Wochenlang werde es dauern, bis das Haus wieder bezogen werden kann, hätten Gutachter gesagt, erzählt Claudia Winkels. Ferienwohnungen sind in der Umgebung ausgebucht: "Wir ziehen in einen Wohnwagen, den wir vor dem Haus parken."

Und dann geht es hinaus an den Fuß des Balbergs: Dort steht Landwirt Egon Küsters, der über Schneider die Ministerpräsidentin noch am Montagnachmittag alarmiert hatte, vor dem Nichts. Er baut (Pommes-)Kartoffeln an, daneben Gemüse für die Tiefkühlkost und die Kühltheken: Mangold, Grünkohl, Erbsen, Spinat, Bohnen, Zwiebeln: 14 Kulturen, von denen vielleicht noch Erbsen und Kartoffeln zu retten sind. Mit Vorkosten macht der Verlust gut 400.000 Euro aus. Gegen Wasser kann sich kein Landwirt versichern. So ähnlich gehe es vielen Landwirten in der Umgebung.

Wie schon in den anderen Fällen will die Ministerpräsidentin wissen, was man ändern müsse. "Irgendwo das Wasser früher ableiten", sagt Küsters. Bürgermeister Schmidt wirkt ratlos: "Unser Regenrückhaltebecken galt als viel zu überdimensioniert. Jetzt läuft es über." Für solche "Kommunalprobleme", die Auswirkungen auf einen ganzen Ort haben, könne sie sich Unterstützung über die Kreise vorstellen, sagt Kraft. Ob auch die Landwirte auf Hilfe hoffen können, ließ sie offen.

(RP)
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