Wesel Licht, klar und rein: Güttler im Dom

Wesel · Langer stehender Applaus war der Dank der Hörer für das Fest, das der weltberühmte Trompeter Ludwig Güttler ihnen in Willibrord bereitete.

 Der Trompeter Ludwig Güttler

Der Trompeter Ludwig Güttler

Foto: Strücken

Dienstagabend im Willibrordi-Dom: Strahlend hell, soweit elektrisch möglich, ist er ausgeleuchtet. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg puritanisch aufs Wesentliche zurückgeführt, wieder aufgebaut als ein Zeichen des Lebenswillens auf menschlich verlässlichem Erdboden. Darin auf seinen Auftritt wartend Ludwig Güttler aus Dresden, der weltberühmte Trompeter. Nach etlichen Jahren, die er in aller Welt zubrachte, ist er wieder einmal hier, hellwach, kritisch, mit klarem Urteil, das wohl deshalb möglich ist, weil es von der künstlerischen Begabung seines geistigen Potenzials gestärkt wird. Im gesamten Hauptschiff und beiden Querschiffen drängen sich die Hörer.

"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum" (Friedrich Nietzsche) steht über Güttlers Programm, das der menschlichen Kraft und Schönheit ergebenen Barock-Musik gewidmet ist. Es beginnt mit Buxtehudes Präludium und Fuge fis-Moll, diesem Bekenntnis zu Gott, der dem Wirken menschenmöglicher Einsicht vertraut.

An der Marcussen-Orgel Friedrich Kircheis, Güttlers kongenialer Mitstreiter. Das königliche Instrument mahnt mit zerklirrenden ersten Takten, rauscht dann mächtig auf und zelebriert eine impulsiv wirkende, wundersame Choralmelodie. Und nun die Sonata c-Moll für Trompete und Orgel von Loeillet. Güttler steht seitlich der Orgel, ein Herr mit altersweißem Haarschopf und klinkt sich in das Adagio ein. Oh, dieser Trompetenklang: so licht, so klar, so rein; die Orgel so leicht, so durchsichtig. Im Allegro jubeln beide Instrumente mitreißend. Feierlich die Sarabande, blanke Lebensfreude im Schluss-Allegro. Und das nach dem unvergessenen Dreißigjährigen Krieg.

Händel mit dem Orgelkonzert F-Dur op.4/5; Pavel Josef Vejvanovsky mit Suite in B-Dur für Trompete und Orgel, nun mit Güttlers quasizweiter Stimme, dem etliche Jahre jüngeren Solisten Thomas Irmen. Auch dieser längst international hoch angesehen, freilich mit einigen eher gefühlten als gehörten leichten Dellen in der Instrumental-Melodie. Klar, die werden sich natürlicherweise mit den durchs Altern weiter zu erleidenden Lebenserfahrungen einebnen. Im Programm zwei Choralvorspiele für Corno da caccia (Jagdhorn, Güttler und Irmen) und Orgel von Homilius, danach Bachs "Was Gott tut, das ist wohlgetan", Bachs hohe Warnung ist im Laufwerk der Orgel zu hören.

Auch Heinichen, danach immer wieder Bach, einmal Purcell, sprach den Hörern. Bachs Fugen-Kunst rührte auf. Bis zum großen Schluss, vom Solisten Güttler so intensiv strahlend wie ehrfürchtig inszeniert. Langer stehender Applaus, der Dank der Hörer für das Fest.

(RP)
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