Schermbeck Lernen beim Speak-Date

Schermbeck · Beim ersten "Speak-Date" unterhielten sich Flüchtlinge mit Schermbeckern und übten Deutsch.

 In den Räumen des Rheinisch-Westfälischen Hofes und auf dem Hof trafen sich Schermbecker mit Flüchtlingen.

In den Räumen des Rheinisch-Westfälischen Hofes und auf dem Hof trafen sich Schermbecker mit Flüchtlingen.

Foto: Scheffler

Die Premiere ist gelungen. Beim ersten "Speak-Date" in der Flüchtlingsunterkunft Rheinisch-Westfälischer Hof wurden am Sonntagnachmittag gleich zwei Ziele erreicht: Die Kontakte zu den Asylsuchenden wurden intensiviert und die Flüchtlinge konnten ihre Sprachkenntnisse einmal im Gespräch mit anderen Personen als mit ihren Deutschlehrern unter Beweis stellen.

Organisatoren des erstes "Speak-Dates" waren Beate Bremer, Maike Fechner, Christa Hülsdünker, Finn Jungenkrüger, Dominic Legrand, Anja Riffer, Nadine Ständler und Monika Wilsing. Sie sind ehrenamtliche Mitarbeiter des Deutschkursus' "Reden", der im Dezember begann, nachdem es der Schermbeckerin Lea Kündiger seit September 2015 in Gesprächen mit der Caritas-Sprecherin gelungen war, den Wunsch zahlreicher Flüchtlinge, an einem Deutschkursus teilzunehmen, in die Tat umzusetzen.

Integration in die Gemeinschaft durch Vermittlung von Sprache und Werten war der Grund für die Entstehung dieses Deutschkursus', der hochmotiviert gestartet wurde", erinnert Maike Fechner an die Anfänge. Ganz unbürokratisch habe sich der Pool aus Lehrern darüber abgestimmt, wer an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit den Unterricht übernehmen sollte. "Mit der Zeit hat sich dieses Team aus Lehrern über private Kontakte immer mehr erweitert, so dass tägliches gemeinsames Lernen in diesem Kursus für anderthalb bis zwei Stunden stattfinden kann", berichtet Lehrerin Nadine Ständler.

Die Zahl der Kursusteilnehmer ist gestiegen. In Spitzenzeiten kommen bis zu 18 Schüler. Neben Flüchtlingen, die an keinen staatlich geförderten Deutschkursus teilnehmen können, kommen Asylsuchende, die auch VHS-Kurse belegen oder am Berufskolleg Deutschunterricht erhalten. Aus diesem Deutschkursus ist mit der Zeit ein Deutsch- und Integrationskursus gewachsen. "Neben dem Erlernen der deutschen Sprache ist es uns wichtig, die deutsche Kultur zu vermitteln", sagt Maike Fechner. Es ist eine Art "Deutsch in Aktion". Nach Möglichkeit wurde deutsches oder spezielles Schermbecker Brauchtum miterlebt. Das Thema Religion hat dazu geführt, dass ein kleiner Teil der Gruppe um Begleitung beim ersten Besuch in der Kirche gebeten hat. Das Thema Sport löste so viel Begeisterung aus, dass Kursusteilnehmer und Lehrer zum Fußball gingen und das Training der Tischtennisspieler besuchten.

Sprache lässt sich am besten durch ihre Anwendung beim Reden erlernen. Aus diesem Grund beschloss der Kursus dann, zu einem "Speak-Date" einzuladen. Dort wurden 1:1-Gespräche praktiziert. Bei sonnigem Wetter standen oder saßen auf dem Hof des Rheinisch-Westfälischen Hofes jeweils ein bis zwei Flüchtlinge mit ein bis zwei Besuchern zusammen, deren Muttersprache Deutsch ist. Etwa zehn Minuten lang wurden kleine Gespräche geführt. Dann wurde gewechselt. Auf diese Weise konnten sich die Asylsuchenden an die Aussprache und an den Stil der Deutschlehrer gewöhnen. In den kurzen Gesprächsphasen stellten sich die Flüchtlinge vor, plauderten über ihre Hobbys und schilderten Erfahrungen.

Der Albaner Kalem erzählte von seinem Praktikum in Dorsten. Samin aus Afghanistan wird in zwei Wochen mit seinem Kfz-Praktikum beginnen. Eine werdendende Mutter aus dem Irak erzählte, dass sie und ihr Mann in der Heimat Lehrer waren. Der 16-jährige Hossein aus Afghanistan berichtete von seinem Schulalltag in der Gesamtschule. Daniel aus Eritrea überraschte mit seinen guten Deutschkenntnissen. Nach etwa zwei Stunden saß ein Großteil der Besucher noch in großer Runde zusammen. "Das sollten wir wiederholen", so das Urteil.

(hes)
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