Wesel Leipziger Bläser bringen den wahren Luther näher

Wesel · Natürlich überzeugten die jungen Musiker des Leipziger Bläserquintetts "emBRASSment" die zahlreichen Hörer am Samstagabend im Willibrordi-Dom. Jeder der fünf Bläser wurde zu einem großen Teil in der Leipziger Musikhochschule ausgebildet, dort und in deren Umfeld arbeiten sie auch weiter. Der hohe Rang der Musik aus dem sächsischen Raum, ohnehin durch alle Zeitläufe nie in Frage gestellt, bestätigte sich auch hier. Luthers stärkstes Lied "Ein feste Burg ist unser Gott" gab dem Programm die Richtung. Der Kirchenreformer schrieb sein Vermächtnis, nachdem er und seine Familie eine lebensbedrohliche Krankheit überstanden hatten. Zwei schlichte komplexe Strophen.

Mit der von Hugo Pfister vertonten Bitte "Erhalt uns Herr bei deinem Wort" eröffneten die Musiker ihre Suite über ebendiese Gewissheit. Ein Vorspiel von Johann Gottfried Walther, Choralsätze von Johannes Walter d. Ä., Stephanus Mahú und Melchior Frank, von Komponisten aus dem 16. und 17. Jahrhundert geschaffen, einem gläubig mahnenden Satz von Johann Sebastian Bach, abrundend mit Max Regers (1873 - 1916) sich steigerndem Choralvorspiel Op. 135A/S, dessen Orgelpedal von den tief tönenden Blasinstrumenten wiedergegeben wurde.

"Verleih uns Frieden", die zweite Strophe des Lutherliedes, in Johann Eccards einfühlsamer Klanggestalt (1597) und in Heinrich Schütz' von den entsetzlichen Erfahrungen im 30-jährigen Krieg geprägter "Geistlicher Chormusik 1648" leuchtete die Demut vor der Allmacht Gottes. Den Leipziger Thomanern hatte Schütz dieses Werk gewidmet. "Luther ging es um Frieden", erläuterte der Trompeter Christian Scholz. Überhaupt erfuhren die Hörer aus den wenigen trefflichen Moderationen historisch belegte Einzelheiten zu Luther, die gegenwärtig oft vernachlässigt werden. Der Reformator verzieh beispielsweise dem Ablassprediger Tetzel, weil dieser ja zu seinem Tun gezwungen worden war. Mendelssohns Bußpsalm "Aus tiefer Not schrei ich zu dir"und drei Motetten von Brahms. Zum Schluss von Manfred Schlenker "Luthers Lebenslied" und David Timms "Nun bitten wir den Heiligen Geist", zwei mitreißende moderne Kompositionen, die dem Leipziger Bläserensemble gewidmet sind. Ganz großer Schluss-Applaus - und Zugabe.

(hb-)
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