Wesel Lanko im Bühnenhaus-"Blueskeller"

Wesel · Interessantes auf der Hinterbühne des Bühnenhauses: So klingt der finnische Tango. Die international besetzte Band mit Weseler Akteuren hatte ein Heimspiel. Improvisation wird groß geschrieben.

 Ihre Musik hat Drive, ist rau, leidenschaftlich, von ausdrucksstarker Intensität: Lanko – vorne Gitarrist und Sänger Frank Schut.

Ihre Musik hat Drive, ist rau, leidenschaftlich, von ausdrucksstarker Intensität: Lanko – vorne Gitarrist und Sänger Frank Schut.

Foto: jürgen bosmann

Finnland, Hochburg des europäischen Tango? Man lernt nie aus. Das Erlebnis, dem finnischen Tango auf die Fährte zu kommen, hatte nur, wer am Freitag auf die Hinterbühne des Bühnenhauses kam. "Satomaa", der skandinavische Lieblingshit der Band Lanko, klang so völlig anders als argentinischer Tango. In dieser wundersamen finnischen Sprache, in Moll getaucht und dennoch so spritzig, dass es in den Füßen zuckt, dominierte musikalisch das Akkordeon. In der zunehmend gelösten Community unten im Saal wagten einige bald ein Tänzchen.

Die Bühnenraum hatte sich in eine Art Blues-Keller verwandelt, mit rotem Wellness-Licht und Stehtischen. Da fehlte nur eins: die blauen Rauchschwaden, die in echten Bars so schummrig die Köpfe umwölken. Die international besetzte Band Lanko gab ein Gastspiel für verwöhnte Ohren und bot ein garantiert entspannendes Feierabenderlebnis zum Start ins Wochenende, das über 100 Weseler sich nicht entgehen ließen.

Improvisation war groß geschrieben, so nahm das Konzert stellenweise Züge einer Jam-Session an. Es waren sechs Musiker mit im Boot: Frank Schut (Guitar, Vocals), längst etablierte Weseler Blues-Größe; sein Schwager Kees Cuypers (Guitar, Vocals, Harp), der Finne und Vollblutmusiker, der so gern über die Bühne knickst; Stefan Janßen, der Mann an den Drums, der mit Bassist Bas Rietmeijer (Nijmegen) die perfekte Rhythmusgruppe bildete. Dann war da noch der Special Guest früherer Zeiten, der längst nicht mehr wegzudenken ist aus der Formation: Dave Tchorz (Polen) mit seinen eigensinnigen Einfällen an Sax, Akkordeon und Melodica. Er drückt dem Ganzen den Stempel des Besonderen auf. Später trat noch Bluesharp-Spezialist Norbert Lohan dazu.

Ihre Musik hat Drive, ist rau, leidenschaftlich, von ausdrucksstarker Intensität und ab und an gewürzt mit ein wenig Traumzeit. Mit den ersten Takten im Slow-Blues-Format zog schwüle Südstaaten-Stimmung ein. Beschwörend, lässig, schleppend. Die exzellenten Gitarrenklänge wurden vom Saxofon unterlegt mit dezenter, verträumter Melancholie. Dann nahte auch schon die erste Eigenkomposition: "Mean devil blues" von Frank Schut. Wild West, rockig angehaucht, mit kleinen Lok-Pfiffen für besonders gespitzte Ohren.

Die Coverversion von "Come together" war weit gewichtiger und finsterer als das Beatles-Original, passte irgendwie aber zum Inhalt. Magie sagt man dem Duo Kuypers/Schut nach. Sie sind die "Shvaeger", verheiratet mit Zwillingsschwestern. Magisch war auch ihr grooviger Jazztitel "Robin's Nest".

(agevon mRTZH)
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