Hamminkeln. Landwirte machen "Öko-Power"

Hamminkeln. · Die Energiewende würde ohne die Bauern nicht funktionieren. Die wiederum brauchen das zweite Standbein "Energieproduktion" wirtschaftlich. In Hamminkeln betreiben sie Photovoltaik, Windräder und Biogasanlagen.

 Vom Landwirt zum Energieproduzenten: Jens Buchmann, Jörg Grieb, Thomas Sondermann und Axel Holsteg wollen ein neues Image.

Vom Landwirt zum Energieproduzenten: Jens Buchmann, Jörg Grieb, Thomas Sondermann und Axel Holsteg wollen ein neues Image.

Foto: Ekkehart Malz

"Mehr Öko geht nicht", sagt Milchviehhalter Jens Buchmann und weist auf den großen Biogastank, der über eine Gülleleitung mit dem Kuhstall verbunden ist. Der Brüner gehört zu den Landwirten, die auf die Energiewende gesetzt, in Anlagen investiert und sie zum zweiten wirtschaftlichen Standbein entwickelt haben. Damit sind heimische Bauern Teil des größten Energieprojekts, das die Republik je gesehen hat.

"Wir produzieren nicht nur Nahrung. Wir schaffen saubere Energie. Es kann gut sein, dass der Strom aus der Steckdose vom benachbarten Bauern stammt", sagt er. Und weil der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) gerade eine große Imagekampagne für die Landleute präsentiert, kommt das Thema Öko-Strom und -Wärme gerade recht. Gestern wurde auf Buchmanns Hof ein großformatiges Plakat enthüllt, dass die Botschaft enthält: "Wir machen Öko-Power."

Das Motiv zeigt Landwirte vor grünen Containern mit viel Technik. Vom Bauern, der an der Scholle arbeitet, ist nichts zu sehen. Dabei hat Öko-Stromerzeugung viel mit dem zu tun, was um die Höfe wächst. Wie zum Beispiel bei Thomas Sondermann, der neben Photovoltaik eine große Biogasanlage betreibt, die er zu 30 bis 40 Prozent mit Mais und Zwischenfrüchten von den eigenen Feldern betreibt. Dazu wird Gülle, ein Drittel der Gesamtmenge, verarbeitet und der Rest zugekauft. 910 kW fährt die Anlage bei Höchstlast. "Aber wir sind flexibel, weil wir auch im Winter Wärme produzieren wollen, mit der wir auch Nachbarn versorgen. Im Schnitt sind es deshalb 480 kW Leistung", sagt der junge Landwirt. Er spult schnell einige Fachbegriffe ab über Werte, Steuerung und Fördergelder, die zurückgegangen sind. Der Bauer als Energiemanager - das Bild hat sich gewandelt.

Und es ist nicht immer unproblematisch, wie Axel Holsteg als Mitgesellschafter des Windparkbetreibers in der Pollschen Heide in Dingden weiß. Im aktuellen Ausweisungsverfahren für dortige Windradstandorte bläst den Antragstellern der Proteststurm ins Gesicht. Naturschützer haben sogar mit einer Klage gedroht. "Man hört manchmal dumme Sprüche, manche sind auch strikt gegen Windräder. Aber es ist politisch gewollt, dass Nordrhein-Westfalen die Windkraft ausbaut", sagt Holsteg.

Wirtschaftlich sei man froh über die Energieernte. Die Investitionen seien zwar hoch, rechneten sich aber bei mehr als 20 Jahre Laufzeit. Ganz auf Sonnenkraft setzt Jörg Grieb. Der Brüner Milchviehhalter hat Solaranlagen auf Maschinenhalle und Kuhstall gesetzt. Mit dieser Entscheidung ist er zufrieden. Nicht zufrieden sind er und seine Kollegen hingegen mit der Politik. Sie beklagen einen Schlingerkurs in Sachen Energie und vermissen klare Linien.

Dennoch sind sich die Landwirte sicher, dass das Thema alternative Energie der bäuerlichen Imagekampagne hilft. "Von Atom- oder Kohlestrom wollen die meisten nichts mehr hören. Dafür sind erneuerbare Energien das Stichwort", sagt Jens Buchmann.

Auf die Rolle als Stromerzeuger weisen die Bauern deshalb flächendeckend hin. Das neue Plakat hängt in den Bahnhöfen Köln und Düsseldorf sowie an mehr als 100 stark befahrenen Straßen im ganzen Rheinland.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort