Wesel Land verbietet Kombibad am Rhein

Wesel · Der Entwicklungsplan des Landes lässt den Hallenbad-Neubau am Freibad nicht zu. Alternativ wird wohl im Heubergpark neu gebaut.

Die gute Stimmung im Bus, in dem es sich knapp 20 Ratsmitglieder beziehungsweise Mitglieder des Bäder-Aufsichtsrates bequem gemacht hatten, um sich während einer Rundreise vier Hallen- beziehungsweise Kombibäder anzuschauen, schlug gestern kurz nach dem Start um. Und zwar in dem Augenblick, als Bäder-Aufsichtsratsvorsitzende Ulla Hornemann zum Mikro griff und verkündete, was ihr am Pfingstwochenende Bürgermeisterin Ulrike Westkamp in einem Telefonat aus Warschau mitgeteilt hatte: "Das Kombibad am Rheinbad wird nicht genehmigt."

Eine Nachricht, die im ersten Moment für ungläubiges Erstaunen gesorgt hat. Denn gut zwei Jahre lang war im Rat und den zuständigen Ausschüssen mehr oder weniger intensiv die Möglichkeit diskutiert worden, das Rheinbad um ein Hallenbad zu erweitern, um dann mit einem Kombibad in bester Lage auch Touristen locken zu können. Obwohl das Hochwasserproblem mit der Ausweisung eines Retentionsraumes (Stichwort: Kirmeswiese) gelöst war, scheitert das Projekt nun am neuen Landesentwicklungsplan.

Im Gespräch mit unserer Redaktion fasste Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (SPD) die Gründe dafür zusammen: "Unser Ziel war es, dass aus dem Sonderstandort Hotel, der im Flächennutzungsplan ausgewiesen ist, ein Sonderstandort Kombibad wird." Doch genau das habe die Staatskanzlei in Düsseldorf mit Verweis auf den seit Anfang 2017 geltenden neuen Landesentwicklungsplan nicht genehmigt und auch dem Regionalverband Ruhr (RVR) beim Abschlussgespräch so deutlich gemacht. Der RVR, das muss man wissen, hatte die Interessen Wesels - aber auch anderer Kommunen - in Düsseldorf vertreten. Am Ende ohne den erhofften Erfolg.

Donnerstagabend hatte der RVR Westkamp über das "Nein" der Staatskanzlei informiert. Da weilte sie in Polen. Am nächsten Tag kam die schriftliche Begründung im Rathaus an. Am Wochenende dann rief Westkamp Parteifreundin Hornemann an, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Hornemann musste erst mal schlucken.

Etwas ähnliches dürfte gestern auch so mancher Politiker gedacht haben. "Das hat uns alle wirklich mehr als überrascht", erklärte auf Anfrage CDU-Fraktionschef Jürgen Linz. "Wir hatten die Hoffnung, die Rheinterrassen abzureißen und dort das neue Kombibad aufzubauen. Doch weil es größer hätte werden müssen, bekommen wir keine Genehmigung." Und weil der neue Landesentwicklungsplan auch keine Neubauten in Schutzgebieten vorsieht, kann gleich der immer wieder diskutierte Alternativstandort Auesee zu den Akten gelegt werden. Bleibt also im Grunde nur noch der Heubergpark übrig. "Es muss noch vor der Sommerpause eine Entscheidung her, zumal die Stelle des neuen Bäder-Geschäftsführers schon ausgeschrieben ist", so Linz. Ähnlich äußerte sich auch SPD-Fraktionschef Ludger Hovest. Auch für ihn ist jetzt der Heubergpark erste Wahl. "Es wäre gut, wenn neben dem jetzigen Bad ein Neubau errichtet würde. Unmittelbar nach der Einweihung könnte das alte Heubergbad abgerissen und Platz für einen Spielplatz oder Parkplätze machen. Eine bäderlose Zeit wäre nämlich eine Katastrophe." Die Entscheidung der Staatskanzlei ist für ihn "ideologischer Beschiss und Rechthaberei. Wir hätten am Rhein eine Ausweitung von 30 bis 40 Metern gebraucht. Aber das lässt ja der Landesentwicklungsplan nicht zu." Froh sei er, dass man bislang so gut wie keine Steuergelder in die Planung des Kombibades gesteckt habe. "Jetzt brauchen wir der Sache auch nicht nachweinen. Es ist, wie es ist. Wir werden Bäder-Geschäftsführer Franz Michelbrink für Montag zu unserer Fraktionssitzung einladen und ihm unsere Ideen vom Standort Heubergpark präsentieren."

Michelbrink selbst war übrigens gestern bei der Reise zu den Bädern in Kamen-Bönen, Ahlen, Gütersloh und Nordhorn nicht dabei. Ihn hat Bäder-Betriebsleiter Martin Burgers vertreten. Zu dem plötzlichen Aus des Kombibades wollte sich Franz Michelbrink nicht äußern, "weil das eine Angelegenheit der Stadt ist". Bekanntlich ein Freund von Michelbrink ist Thomas Moll, der Chef der WfW. Und er übt harsche Kritik an Linz und Hovest. "Der Heubergpark war immer ein Heiligtum. Und jetzt soll er für einen Neubau zerstört und hinterher wieder aufgebaut werden? So kann man doch nicht planen!"

Einer der wenigen Tourteilnehmer, die sich über die Entscheidung der Staatskanzlei gefreut haben, ist Manfred Schramm (Piraten). Der hatte sich stets für den Innenstadt-Standort ausgesprochen und zeigt sich nun ein wenig überrascht, dass auch die Bürgermeisterin dieser Alternative viel Positives abgewinnen kann. Tatsächlich sieht Westkamp einen Vorteil darin, "dass der Heubergpark, der früher ein Sportplatz war, auch für viele Schulen gut erreichbar ist."

Und noch jemand freut sich über das Ende der Kombibad-Träume: der neue Pächter des Restaurants am Freibad. Auf dem steht noch Dynasty, doch bald soll dort der Name Ling Long zu lesen sein.

(RP)
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