Hamminkeln Kurios: Stadt will kein Fördergeld

Hamminkeln · Seit mehreren Jahren wartet Dingden darauf, dass die Krechtinger Straße saniert wird. Lange stand die Frage um die Fernwärmeleitung im Raum. Jetzt ist zwar das Geld da - aber das Projekt rechnet sich plötzlich nicht mehr.

 Die Kosten der Fernwärme für das Freibad würden nach neuen Berechnungen von jährlich 3000 auf 9600 Euro steigen. Es rechnet sich nicht.

Die Kosten der Fernwärme für das Freibad würden nach neuen Berechnungen von jährlich 3000 auf 9600 Euro steigen. Es rechnet sich nicht.

Foto: Bosmann

Es war ein bekanntes Ritual. Regelmäßig meldete sich Helmut Wisniewski (USD) in Ausschüssen zu Wort und fragte nach der Sanierung der Krechtinger Straße. Die sollte beim Projekt Dingdenergie mit einer Fernwärmeleitung ausgestattet werden. Und dafür gab es Extra-Fördergeld, dessen Bewilligung nicht vom Fleck kam. Seit 2012 wurde das Thema behandelt, 2014 der Förderantrag gestellt. Erst in diesem Jahr wird das Geld fließen, insgesamt 178.000 Euro, davon 53.000 Euro für den Straßenbau. Seit gestern will die Stadt die beträchtliche Summe nicht mehr. Sie wird sie nicht anfordern. Die Krechtinger Straße wird nun aus städtischen Mitteln saniert. Das hätte man zwei Jahre früher haben können. Und Helmut Wisniewski ist zerknirscht. "Ich als Halb-Grüner ärgere mich kaputt. Die Dingdener halten mich ja für verrückt", sagte der USD-Mann. Wirtschaftlich kommen er wie auch alle anderen Fraktionen nicht an den Fakten vorbei. Als der Traum Fernwärme aufblühte, wurde die Idee avisiert, Hamminkelner Stadtwerke zusammen mit Versorger Gelsenwasser aufzubauen. Inzwischen sind die Stadtwerke-Pläne begraben. Es entstand die Biogasanlage Körner, Fernwärme sollte das Schulzentrum Dingden und viele Wohnhäuser im Umfeld der Krechtinger Straße heizen. Der Straßenausbau wurde bis zu einer endgültigen Entscheidung zurückgestellt. Es gingen Jahre ins Land, bis die Bezirksregierung Arnsberg die Förderung 2017 bewilligte. Immer wieder fehlten Unterlagen. Warum, ist nicht klar. Manche sagen, Gelsenwasser habe zwischenzeitlich das Interesse verloren.

"Das Ergebnis, auf Fernwärme zu verzichten, hätte man schon vor zwei Jahren haben können, das war aber nicht absehbar", sagte Bürgermeister Bernd Romanski, der als Kostenrechner in die Materie eingestiegen war. Die Zahlen, die er fand, "haben mich völlig irritiert, dass man das Thema so lange debattiert hat". Denn die Fernwärmekosten sind erheblich gestiegen - von vier Cent pro Kilowattstunde auf 11,8 Cent. Der Anschluss des Schulzentrums rechnet sich nicht mehr. Heute zahlt die Stadt jährlich 11.600 Euro Energiekosten für die Schulen, mit Fernwärme wären es 35.700 Euro. Die Kosten fürs Freibad würden von 3000 auf 9600 Euro steigen. Macht 30.700 Euro Mehraufwand im Jahr, der Vorteil eines Zuschusses wäre innerhalb von zwei Jahren verfrühstückt. Diese Rechnung wurde letzte Woche den Fraktionsvorsitzenden präsentiert.

Eine mindestens kuriose Entwicklung. Das Ergebnis heißt aber nicht, dass Morgen die Bagger anrollen. Erst stehen jetzt Verfahrensschritte wie die Öffentlichkeitsbeteiligung für den 258.000 Euro teuren Straßenausbau an. Frühestens in einem Jahr könnte Baustart sein. Das Ergebnis heißt auch nicht, dass die Stadt stark belastet wird. 80 Prozent der Kosten werden auf die Anlieger der Krechtinger Straße umgelegt. Das bedeutet aller Erfahrung nach weiteren Diskussionsbedarf.

(RP)
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