Kreis Wesel Kreis Wesel ist Blitz-Spitzenreiter

Kreis Wesel · Nirgendwo blitzte es im Jahr 2016 so viel wie im Kreis Wesel. Das hat das Unternehmen Siemens mit seinem Blitzinformationsdienst registriert. Wesels Landrat freut sich tatsächlich über den ersten Rang seines Kreises.

 Potzblitz: Nirgendwo blitzte es 2016 so viel wie im Kreis Wesel.

Potzblitz: Nirgendwo blitzte es 2016 so viel wie im Kreis Wesel.

Foto: Noel Schirm

Der nordrhein-westfälische Landkreis Wesel ist Deutschlands Blitz-Hauptstadt 2016. Der Blitz-Informationsdienst von Siemens (BLIDS) registrierte dort im vergangenen Jahr 4,1 Blitzeinschläge pro Quadratkilometer. Auf Platz zwei und drei befanden sich die bayerische Stadt Aschaffenburg und der nordrhein-westfälische Landkreis Borken mit jeweils rund 3,8. Die geringste Blitzdichte verzeichneten Flensburg und Frankfurt an der Oder mit jeweils 0,2 sowie Fürth in Bayern mit rund 0,3.

Insgesamt ging die Zahl der Blitzeinschläge auf 431.644 zurück. Dies ist deutlich weniger als 2015, als noch rund 550.000 Einschläge ermittelt wurden. Das ist der niedrigste Stand an Blitzeinschlägen seit 1999. "Im Jahr 2016 gab es in Deutschland auffallend wenige Blitzeinschläge", sagte Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes von Siemens. "Hauptgrund ist, dass im normalerweise blitzreichen August sehr wenige Gewitter zu verzeichnen waren.

Mit dem Landkreis Wesel - einer eigentlich blitzarmen Region - haben wir dabei erneut einen Überraschungssieger: Dies lag an wenigen, dafür aber sehr heftigen Gewittern im Mai und Juni, bei denen ein Großteil der Blitze im Landkreis eingeschlagen sind." Der benachbarte Kreis Kleve hat zwar in absoluten Zahlen mehr Blitze - da er insgesamt aber größer ist, kommt er auf weniger Blitze pro Quadratkilometer. Ansgar Müller, Landrat des Kreises Wesel, scheint sich über den Titel Blitzerhochburg zu freuen.

Wörtlich zitierte ihn das Unternehmens Siemens in seiner Pressemittelung mit den Worten: "Der Kreis Wesel liegt in einer niederrheinischen Region voller Gegensätze: Auf der einen Seite findet sich eine hochentwickelte Industrie und auf der anderen eine naturnahe Umgebung. Bei der Entstehung eines Gewitters stoßen ja auch Gegensätze aufeinander, von daher passt die Auszeichnung als Blitzhauptstadt doch ganz gut zu uns.

Außerdem ist im Kreis Wesel immer etwas los und Sonnenschein gibt es hier natürlich auch. Es lohnt sich, hier zu wohnen, zu arbeiten und zu investieren." Hamburg belegt mit rund 1,7 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer den ersten Platz unter den Bundesländern. Grund waren auch hier wenige, dafür umso intensivere Gewitter. Im Langzeitvergleich von 1999 bis 2016 liegen weiterhin die bayerischen Landkreise Garmisch-Partenkirchen mit 4,2 und Berchtesgadener Land mit 3,8 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer vorne.

Tendenziell gibt es in den südlichen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg besonders viele Blitzeinschläge, während in Schleswig-Holstein eher wenige zu verzeichnen sind. Das hängt von den jeweiligen Temperaturen und der Großwetterlage ab. Genau vorhersagen lassen sich Blitze dabei nicht. "Gemeinsam mit unserem Partner, dem Schweizer Wetterdienst Meteomatics, arbeiten wir daran, den Verlauf von Gewittern immer präziser vorherzusagen", sagt Stephan Thern.

"Inzwischen können wir Kunden eine Lösung anbieten, bei der wir durch Beobachtung der Blitzaktivität und anderer Wetterparameter die Zugrichtung der Gewitterzelle berechnen können. Dies ermöglicht bei bestimmten Gewitterfronten eine Kurzvorhersage." Eine Schlüsselrolle hierfür spielt die fortschreitende Digitalisierung, insbesondere die rasant gestiegenen Rechen- und Speicherkapazitäten, eine schnellere Datenübertragung und effizientere Algorithmen zur Datenauswertung.

Dadurch wird auch das 1991 etablierte Blitzinformationssystem immer schneller und präziser. Zur Erfassung der Blitze nutzt der Dienst rund 160 verbundene Messstationen in Europa und betreut das Messnetz in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, Polen, Benelux, Tschechien, der Slowakei und Ungarn. "Während es früher bis zu 30 Sekunden gedauert hat, bis Informationen zu einem Blitzeinschlag im System abrufbar waren, dauert es heute nur noch zehn", erklärt Stephan Thern.

"Heute können wir rund die Hälfte der Blitze auf besser als 100 Meter genau bestimmen." Je präziser und schneller die Daten sind, umso höher der Schutz für Menschen, Industrieanlagen und Infrastruktur. Dabei nutzt BLIDS auch MindSphere, das cloudbasierte, offene IoT-Betriebssystem von Siemens, um Kunden die Blitzdaten auf ihren PCs und Mobilgeräten verfügbar zu machen.

(RP)
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