Wesel Kopfbaumschnitt mit Schönheitsfehlern

Wesel · Peter Malzbender (Nabu) beklagt, dass in Bislich Wieden nicht weit genug geschneitelt wurden.

Kopfbäume gehören zum Niederrhein wie Deiche und Kühe. Sie prägen die Landschaft und sind wichtige Lebensräume. Damit sie es bleiben, brauchen sie Pflege. Die kann, auch wenn sie noch so gut gemeint ist, auch mal fatal sein. Dies stellte Peter Malzbender, Vorsitzender der Kreisgruppe Wesel des Naturschutzbundes (Nabu), jetzt im Fall von 24 alten Kopfweiden in Bislich-Vahnum fest. Die knorrigen Gesellen sind ordentlich und rechtzeitig vom Gros des alten Astwerks befreit worden. Aber nicht komplett. Kurz: Der Friseur hat vergessen, den Nacken auszurasieren. Das müsse jetzt ganz fix nachgeholt werden, sagt Malzbender. Bis zum nächsten Jahr warten kann man nicht, weil bis dahin alles kreuz und quer austreibt und der Baum unter dem Gewicht zu brechen droht.

Die Folgen sind vielschichtig, erklärt Malzbender, der dem Auftraggeber und dem Ausführenden der Arbeiten die besten Absichten unterstellt. Zuständig in besagter Lage an der Straße Vahnum ist laut Malzbender der Deichverband Bislich-Landesgrenze, der sich redlich Mühe gebe. Auch habe der junge Mann, der mit einem Spezialgefährt dem Wuchs zu Leibe rückte, professionell gearbeitet, die langen Stangen per Teleskoparm abgekniffen. Stehengeblieben sind teils meterlange Aststümpfe, die ganz knapp am Kopf abgeschnitten werden müsste. Schneiteln nennt man die korrekte Kopfbaumpflege in der Fachsprache. Der vom Deichverband Beauftragte, so Malzbender weiter, habe ihm auch gesagt, dass dies wohl folgen werde.

Ist es aber nicht, wie der Nabu-Chef bedauert. Am 29. Februar lief die Grünschnittfrist ab. Wie teils in den Gärten und Parks am Gezwitscher der Singvögel zu erkennen, hat die Brautwerbung schon begonnen. Im Fall der Kopfweiden trifft es den bedrohten Steinkauz. Eine Sondergenehmigung der Unteren Landschaftsbehörde (Kreis Wesel) für den Restschnitt sei sicher zu bekommen, sagt Malzbender. Nur müsse es "in diesem verrückten Winter, in dem alles früher dran ist", eben schnell passieren. In vier Wochen könne es schon zu spät sein, weil der Kauz dann vielleicht schon Eier legt. Ebenfalls flott zu entfernen sei der Grünschnitt selbst, sagt Malzbender, da sich darin schnell Igel, Hasen und Vögel einrichten.

"Vielleicht ist die ganze Tragweite der Problematik ja nicht jedem bekannt", sagt der Nabu-Chef. Er hofft, dass der Deichverband schnell handelt, um die Naturdenkmale zu retten.

(RP)
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