Wesel Komparserie - kein alltägliches Hobby

Wesel · Jutta Mühle aus Obrighoven wirkt regelmäßig als Komparsin in Filmen und Serien mit. Im Internet sucht die 55-Jährige nach passenden Rollen, auch bei einer Agentur ist sie registriert. Mittlerweile zählt sie 25 Einsätze.

Wesel: Komparserie - kein alltägliches Hobby
Foto: Gerd Hermann

Keine außergewöhnlich große Nase, nicht von oben bis unten tätowiert oder gepierct, auch nicht auffallend dick oder dünn. "Ich bin eben der Durchschnittstyp", sagt Jutta Mühle und lacht. Die 55-Jährige fühlt sich durchaus wohl in ihrer Haut und wünscht sich auch keine Typveränderung. Nein, Jutta Mühle mag sich so, wie sie ist, strahlt Zufriedenheit aus. Aber sie weiß eben auch um die Schwierigkeiten, die es mit sich bringt, "Durchschnittstyp" zu sein. Die nämlich, eine Komparsenrolle zu ergattern, auf die sich auch unzählige andere beworben haben. Die Obrighovenerin versucht es aber immer wieder und bekommt regelmäßig auch den Zuschlag.

 Jutta Mühle blättert in der Mappe mit Dreh-Erinnerungen (oben) - und zeigt ein Foto ihres Auftritts als Obdachlose kürzlich. Mit dieser "Verkleidung" sei sie von Menschen anders angesehen worden, sagt sie.

Jutta Mühle blättert in der Mappe mit Dreh-Erinnerungen (oben) - und zeigt ein Foto ihres Auftritts als Obdachlose kürzlich. Mit dieser "Verkleidung" sei sie von Menschen anders angesehen worden, sagt sie.

Foto: pr

Die Komparserie ist Jutta Mühles großes Hobby. Dafür nimmt sie - wenn es denn klappt mit der Rolle - auch schon mal Unbequemes wie frühes Aufstehen und lange Anfahrtswege in Kauf. Es gibt auch etwas Geld für einen Auftritt in einer Serie oder in einem Film. "Aber reich wird man damit nicht", sagt die Weselerin: "Mir geht es um den Spaß an der Sache."

Einmal zu sehen, wie es bei so einem Dreh abläuft, hinter die Kulissen zu blicken und auch dem ein oder anderen Star und Sternchen zu begegnen. Jimi Blue Ochsenknecht hat sie schon kennengelernt, Ann Kathrin Kramer oder auch Lisa Martinek. Das Spannendste sei aber, später im Fernsehen zu beobachten, wie die fertige Szene aus Sicht der Zuschauer aussehe, sagt Jutta Mühle. Und sich dann selbst zu entdecken, das sei schon ein "cooles Gefühl".

Gegen 4 Uhr in der Früh klingelt manchmal der Wecker, wenn die Weselerin zu einem Dreh fährt. "Viele Produktionen sind in Köln und da muss man vor dem Berufsverkehr durch sein, wenn man pünktlich da sein möchte." Oft gibt es am Drehort ein Frühstück, dann geht es in die Maske und zur Besprechung. Es sind kleine Rollen, die die Hobbydarsteller übernehmen. Sie spielt beispielsweise Passanten oder Café-Besucher. Meist ohne Text, manchmal aber auch mit kleineren Sprechrollen.

Bei der Produktion "Anwälte der Toten" etwa, da hatte Mühle eine Szene, in der sie richtig spielen und etwas sagen musste: "Das war eine tolle Erfahrung." Eine Erfahrung ganz anderer Art machte die Weselerin vor kurzem, als sie eine Obdachlose mimte und schon fertig gestylt und professionell geschminkt zum Set fuhr: "Wie anders einen Menschen ansehen, wenn sie dich für eine Obdachlose halten, das ist heftig."

Im Internet sucht die Mutter zweier Söhne nach Rollen, die für sie in Frage kommen, und bewirbt sich. Zuletzt für zwei Rollen in "Alarm für Cobra 11". Ob sie einen Auftrag bekommt oder nicht, erfährt die 55-Jährige oft erst kurz vor dem Dreh. Wenn die Termine mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Betreuung an einer Schule vereinbar sind, sagt sie zu: "Ich freue mich immer wieder drauf." 2011 hatte Mühle ihre erste Rolle, mittlerweile zählt sie rund 25 Einsätze. Eines allerdings würde sie nie spielen wollen: "Scripted Reality - also Pseudo-Dokus. Das ist gar nicht mein Ding."

(gasch)
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