Schermbeck Kirchengeschichte mit Drama

Schermbeck · Vor 175 Jahren wurde der Vorgängerbau der heutigen Ludgeruskirche eingeweiht. Ein Foto zeigt, wie der Bau damals von innen ausgesehen hat. Die Kirche stand rund 70 Jahre. Dann kam es beinahe zu einer Katastrophe.

 Die Aufnahme zeigt den Vorläuferbau der heutigen Ludgeruskirche, der vor 175 Jahren eingeweiht wurde.

Die Aufnahme zeigt den Vorläuferbau der heutigen Ludgeruskirche, der vor 175 Jahren eingeweiht wurde.

Foto: Scheffler

Dort, wo sich heute der aus gelblichem Werkstein errichtete Bau der Ludgeruskirche erhebt, stand noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Vorläuferbau, der am 19. Oktober 1841 eingeweiht wurde.

Nach den Befreiungskriegen 1815 beantragte Pfarrer Budde die Erweiterung der viel zu kleinen Pfarrkirche", berichtete Bruno Loewenau in der Pfarrchronik. Auch der Nachfolger Johann Georg Buddes, Wilhelm Nientiet, drängte auf einen Kirchenneubau, zumal am 22. Januar 1830 die Katholiken aus Schermbeck, Bricht und Overbeck eingepfarrt wurden. Eine Hauskollekte des Jahres 1829 erbrachte 1430 Taler.

 Das Foto zeigt die Innenansicht jener Kirche, die 1841 eingeweiht wurde und im Jahre 1913 einstürzte.

Das Foto zeigt die Innenansicht jener Kirche, die 1841 eingeweiht wurde und im Jahre 1913 einstürzte.

Foto: Scheffler

Neun Jahre später ergab eine vom preußischen König genehmigte Haus- und Kirchenkollekte 37.209 Taler, die der König im Jahre 1840 um weitere 2000 Taler aufstockte. Am 26. März 1840 wurde das letzte feierliche Hochamt in der alten Kirche gehalten. Und bereits am 28. April 1840 wurde der Grundstein für den Kirchenneubau gelegt.

Unter tatkräftiger Mithilfe der Pfarrangehörigen schritt der Neubau rasch voran. Am 19. Oktober 1841 nahm Weihbischof Dr. Franz Arnold Melchers in Gegenwart von 26 Geistlichen und politischen Repräsentanten die Einweihung vor.

Das Innere der Ludgeruskirche des 19. Jahrhunderts war lange Zeit unbekannt. Bei Aufräumarbeiten im Archiv der Kirchengemeinde fand Willy Tasse vor über einem Vierteljahrhundert das Bild vom Innenraum. Man erkennt darauf den dreischiffigen, verputzten Kirchenraum.

Vom Chor aus waren durch einflügelige Türen die seitlich angebaute Sakristei und der Geräteraum zu erreichen. Während das Mittelschiff und der um vier Stufen erhöhte Chor von einem Holzgewölbe in halber Ellipsenform überspannt wurden, deckten flache Holzbalkenlagen die Seitenschiffe ab.

An der neuen Kirche stellten sich schon bald bauliche Mängel ein. Zudem entsprach sie nach Angaben von Bruno Loewenau in ihrer Größe auch nicht mehr den Anforderungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Schon im Jahre 1895 gab es Pläne für eine neue Kirche. Dieser von einem Münsteraner Architekten entworfene Bau wurde jedoch niemals verwirklicht. Vielleicht lag es daran, dass im selben Jahr 1895 der Pfarrer Carl Koch starb, der als Initiator eines Kirchenneubaus angesehen wird, und der in seinem Testament verfügt hatte, dass 30.000 Taler seines Privatvermögens für den Neubau verwendet werden sollten.

Fast zwei Jahrzehnte später brachen während einer Sonntagsmesse Teile des Kirchendaches ein. Ein Bericht lässt die Gründe für den Einsturz erahnen. "Das Fundament wurde zu wesentlichen Teilen mit dem Material der mittelalterlichen Vorgängerkirche hergestellt, der romanische Turm aus dem 12. Jahrhundert blieb ganz erhalten", heißt es darin. "Das Gewölbe der dreischiffigen Kirche wurde von Holzsäulen getragen. So kam denn schließlich, was kommen mußte: Die ältesten Mitglieder unserer Pfarrgemeinde wissen zu berichten, daß mitten in der Feier der Sonntagsmesse ganz unvermittelt ein Teil des Kirchendaches einbrach und auf die Frauenseite, also die linke Bankreihe, herabstürzte. Ernstlich verletzt wurde gottlob niemand. Die Kirche wurde einen Tag später baupolizeilich geschlossen."

Nun war Eile geboten. Der Kirchenvorstand nahm sich in seiner Sitzung am 18. November 1912 vor, vorab einige Kirchen zu besuchen, "um sich schlüssig zu werden, in welcher Stilart die neue Kirche ausgeführt werden soll." Der Baubeschluss wurde am 8. August 1913 gefasst. 140.000 Mark wurden als Bausumme bewilligt. Nach der Grundsteinlegung am 2. August 1914 ging der Aufbau zügig voran. Die Einweihung der neuen Kirche erfolgte am 21. Dezember 1915 durch Bischof Johannes Poggenburg.

(hes)
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