Wesel "Keine Vollmachten mehr ausstellen"

Wesel · Aus Sorge vor Klagen gegen den Bauverein, wenden sich SPD und CDU an die Volks- und die Commerzbank.

 Wollen Schaden vom Bauverein abwenden: Ludger Hovest (SPD) ...

Wollen Schaden vom Bauverein abwenden: Ludger Hovest (SPD) ...

Foto: Malz Ekkehart

Voraussichtlich am Montag werden bei den Bauvereins-Aktionären Volksbank Rhein-Lippe und Atlas-Vermögensverwaltung (gehört zur Commerzbank) Briefe der SPD- und der CDU-Ratsfraktion eintrudeln. Auch wenn Ludger Hovest einen etwas forscheren Ton anschlägt ("Beenden Sie das unanständige Treiben gegenüber der Bauverein Wesel AG"), sein Kollege Jürgen Linz sich etwas diplomatischer gibt ("Jederzeit steht ich für ein persönliches Gespräch zur Verfügung"), so wollen beide vor allem eines erreichen: Dass Voba und Commerzbank künftig keine Voll- und Untervollmachten mehr ausstellen, um Klagen gegen den Bauverein zu vermeiden. Denn genau das befürchten beide. Und zwar zu Recht. Schließlich hatten bei der kürzlich nachgeholten, mehr als 13-stündigen und etwa 60.000 Euro teuren Jahreshauptversammlung im Welcome-Hotel unter anderem die kritischen Aktionärsvertreter Rolf Hauschildt (Meerbusch), Karl-Heinz Berchter (Düsseldorf) und Anwalt Dr. Markus Linnerz (Köln) angekündigt, Klage einzureichen. Und zwar innerhalb einer 30-tägigen Frist und im Namen der Volksbank beziehungsweise der Commerzbank. Die Frist wird, so Hovest gestern vor Pressevertretern, am 9. oder 10. Dezember abgelaufen sein. Sollte es tatsächlich erneut zu einer Anklage kommen (die erste hatte der Bauverein bekanntlich anerkannt), werde man sich zu wehren wissen, so Hovest: "Die Politik kann aus Sorge um den Bauverein nicht schweigen. Wenn es zur Klage kommt, muss das im nächsten Rat besprochen werden." Außerdem kündigte er im Fall der Fälle "Mahnwachen vor Volksbank-Filialen" an, um öffentlichkeitswirksam Druck zu erzeugen. Denn, so Hovest: "Die Volksbank muss keine Ermächtigungen ausstellen an diese in der Stadt unerwünschten Leute. Aktionär Pilkington/Flachglas hat es vorgemacht und ist selbst zur Hauptversammlung gekommen, ohne den ,Heuschrecken', denen es nur ums Geld geht, eine Vollmacht zu erteilen." Der Volksbank-Vorstand Ulf Lange, der bei der Hauptversammlung als Aktionärsvertreter anwesend war, brauche, so Hovest, keine Angst zu haben, von Linnerz & Co. verklagt zu werden. Denn: "Das Rechtsgeschäft der Übertragung der 339 vinkulierten Namensaktien ist in seiner Gesamtheit nicht zum Abschluss gekommen." Das habe man von einem Anwalt prüfen lassen.

Ulf Lange selbst wollte sich gestern zu der Sache zunächst gar nicht äußern. Doch dann erklärte er im RP-Gespräch: "Ich bedaure sehr, dass die Presse - und damit die Öffentlichkeit - bei der Hauptversammlung nicht zugelassen war, um sich einen eigenen Eindruck vom Verlauf der Versammlung machen zu können." Einzelne Vorkommnisse der Versammlung wolle er nicht kommentieren, weil noch einige Entscheidungen beim Bauverein und den Aktionären zu treffen seien und man diese nicht durch öffentliche Stellungnahmen beeinflussen wolle.

Übrigens hat Hovest nicht nur die Volksbank und die Commerzbank angeschrieben, sondern auch Pilkington. "Ich bedanke mich im Namen der Weseler Politik und tausender Mieter des Bauvereins, dass Sie keine Untervollmachten ausgestellt haben und ein Vertreter Ihrer Firma Ihr Stimmrecht wahrgenommen hat", heißt es in dem Brief. Ähnlich lautende Schreiben möchte er künftig auch an Voba und Commerzbank senden können.

(RP)
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