Kreis Wesel Keine Angst vor dem Segen von Kloster Kamp

Kreis Wesel · Einst galt der ,Segen' als Drohung, heute ist er Anlass für eine Andacht. Dr. Peter Hahnen erinnert sich.

Wenn der junge Peter ungezogen war, dann drohte die Großmutter: "Du holst Dir gleich den Segen von Kloster Kamp!" Dabei erhob sie halb drohend, halb scherzend ihre Hand. Der ,Segen von Kloster Kamp' ist vielen Niederrheinern als Androhung einer körperlichen Strafe bekannt.

Der junge Peter ist mittlerweile ein stattlicher Mann, 52 Jahre alt, hat einen Doktortitel, wohnt mit seiner Familie in Dinslaken und leitet das Geistliche und Kulturelle Zentrum Kloster Kamp.

Dr. Peter Hahnen muss lachen, wenn er die Geschichte aus seiner Kindheit erzählt. "Meine Oma war immer sehr liebevoll, natürlich hat sie nicht geschlagen", betont er. Woher das geflügelte Wort vom ,Segen von Kloster Kamp' kommt, das kann auch Hahnen nur mutmaßen. Er führt es zurück auf die Zisterzienser, die einst in der Abtei lebten und die, sagt Hahnen, "könnten rabiat gewesen sein beim Eintreiben von Pachtzinsen".

Insgesamt aber sei es unklar, ob das wirklich der Ursprung des Sprichwortes ist. Hahnen aber möchte den Segen ins Positive wenden. An jedem 13. eines Monats lädt er daher zu einer Segensandacht in die Abteikirche ein, die mal von ihm, mal von Dechant Karl Josef Rieger geleitet wird.

Wobei er, betont Hahnen, kein Geistlicher ist: "Ich segne nicht mit der Amtsvollmacht eines Priesters, sondern mit der Segensbitte, die Menschen über Menschen aussprechen können", sagt er und gibt als Beispiel den Vater an, der seine Kinder segnet, wenn sie aus dem Haus gehen. Bis zu 60 Menschen kommen regelmäßig zu den abendlichen Andachten, in denen zunächst Fürbitten einen wichtigen Raum einnehmen und schließlich die Einzelsegnung. "Das sind oft Leute, die sonst nichts mehr mit der Kirche zu tun haben, man kann auch teilnehmen, wenn man kein geübter Kirchgänger ist", sagt Hahnen und schmunzelt.

Und stellt direkt klar: "Aber wir spielen hier nicht herum." Dass das auch nicht so verstanden wird, merkt Hahnen an den Reaktionen der Menschen. "Einige schreiben Briefe oder sprechen mich nach den Andachten an", sagt er. Noch deutlicher aber seien in den Gesichtern der Menschen, die beim Einzelsegen zu ihm kommen, ihre Gedanken zu sehen. "Da sieht man, ob man die Menschen bewegt hat", sagt Hahnen.

Es sei immer wieder ein Geschenk, wenn ihm jemand die Hände entgegen streckt, die er dann in seine Hände nimmt und um den Segen Gottes bittet. "Wir stehen in diesem Moment beide als Kinder Gottes vor dem Schöpfer und bitten: ,Sei uns nah'".

Die Segensandachten in der Abteikirche von Kloster Kamp auf dem Kamper Berg, Abteiplatz 13, beginnen, wenn der 13. nicht auf einen Samstag fällt, um 18.30 Uhr, samstags schließt sich der Segen an die Vorabendmesse an, die um 18 Uhr beginnt.

(RP)
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