Wesel Kein Radverleih für Kurzentschlossene

Wesel · Touristen, die in der fahrradfreundlichen Stadt Wesel an Wochenenden spontan eine Tour unternehmen möchte, haben schlechte Karten. Wer allerdings frühzeitig plant - und das tun die meisten - , kann hier viel erleben.

 Die meisten Radtouristen planen ihre Touren in der Region lange im Voraus — und bringen oft ihre eigenen Räder mit. (Symbolbild)

Die meisten Radtouristen planen ihre Touren in der Region lange im Voraus — und bringen oft ihre eigenen Räder mit. (Symbolbild)

Foto: ADAC

Bei jeder sich bietenden Gelegenheit verweist Bürgermeisterin Ulrike Westkamp nur zu gerne darauf, dass Wesel eine der wenigen, vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) ausgezeichneten "fahrradfreundlichen Städte" ist. Beim jüngsten ADFC-Fahrradklima-Test, der größten Befragung zum Radfahrklima weltweit, belegte Wesel in der Kategorie "Spitzenreiter" unter den Städten zwischen 50.000 und 100.000 Einwohnern einen respektablen dritten Platz (wir berichteten).

 Die meisten Radtouristen planen ihre Touren in der Region lange im Voraus - und bringen oft ihre eigenen Räder mit.

Die meisten Radtouristen planen ihre Touren in der Region lange im Voraus - und bringen oft ihre eigenen Räder mit.

Foto: PR

Doch wie fahrradfreundlich ist Wesel tatsächlich? Zum Beispiel in Bezug auf Gäste, die verstärkt an Wochenenden mit dem Zug anreisen und spontan eine Radtour machen möchten. Was hat Wesel da zu bieten?

Auf den ersten Blick muss man sagen: nicht viel. Denn die vom Verein Spix betriebene Radstation am Bahnhof, in der von montags bis freitags Leihräder zu bekommen sind, hat samstag, sonntags und an Feiertagen geschlossen. Kunden- beziehungsweise Gästefreundlichkeit sieht anders aus.

Diese Kritik lässt Michael Blaess, Wesels Fahrradbeauftragter mit Büro im Rathaus, nicht gelten. Er sieht die Sache völlig anders, weil er andere Erfahrungen gemacht hat. "Die Radtouristen", sagt er, "sind in aller Regel sehr gut vorbereitet. Da gibt es kaum jemanden, der sich spontan zu einer Tour entscheidet." Aus dem Grund hat Blaess nur ganz selten mit Besuchern Kontakt, die sich dann montags telefonisch bei ihm über fehlende Leihmöglichkeiten von Rädern beklagen. "Zudem dürfe man die Weseler Radstation nicht mit denen in Großstädten wie Münster vergleichen."

Die Regel sei, sagt Blaess, "dass die Leute anrufen, sich per Mail oder Brief bedanken, wie gut ihnen der Aufenthalt in Wesel gefallen hat, wie gut die Tipps waren, die wir ihnen im Vorfeld geben konnten und wie reibungslos alles gelaufen ist." Kaum ein Tag vergeht, versichert er glaubhaft, an dem sich nicht irgendeine Gruppe, ein Verein oder eine Firma bei ihm erkundigt und Tipps für Touren mit und ohne Übernachtungen haben möchte. Klar, dass dann auch nach Leihrädern gefragt wird. Die gibt es in Wesel reichlich. Das apfelgrüne Niederrheinrad zum Beispiel kann bei der Radstation oder bei den Hotels Welcome beziehungsweise Kaiserhof ausgeliehen und auch zurückgegeben werden. Auch die Firma Fondermann in der Feldmark verleiht Räder, darunter auch E-Bikes. Doch die sind nach Überzeugung von Blaess "bei den Radtouristen nicht so gefragt. Denn die meisten E-Bike-Fahrer bringen gerne ihr eigenen Rad mit, mit dem sie sich auskennen."

Keine Sache ist so gut, dass sie nicht noch verbessert werden könnte. Deshalb die Frage: Wie könnte Wesel für Radtouristen noch attraktiver werden? Was ist mit den in den Niederlanden weit verbreiteten Radschnellwegen? Käme das nicht auch hier gut an? "Einen Radschnellweg hätten wir gerne gehabt, benötigen dafür aber Nachbarkommunen, die allerdings alle kein Interesse haben", bedauert Blaess. Was nicht heißt, dass in den nächsten Jahren nicht vielleicht doch mal eine Fahrrad-Autobahn durch Wesel führen könnte. "Das aber wird dauern", ist Blaes überzeugt.

(RP)
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