Wesel Katholik Regers Musik nimmt Evangelische an die Hand

Wesel · Orgelwerke von Max Reger am Sonntag im Willibrordi-Dom - eine subtile Annäherung an die immer noch als schwierig geltende sehr persönliche Schaffensweise des vor 100 Jahren verstorbenen Komponisten. Eine klug zusammengestellte Folge meist kleiner emotional geprägter, gleichwohl gedanklich sorgfältig strukturierter Werke spielte Domkantor Ansgar Schlei auf der großen Marcussen-Orgel. Er nahm die längst auf die geistige und ästhetische Wichtigkeit der Kirchenmusik über konfessionelle Grenzen hinweg eingeschworene Hörergemeinde mit auf den Weg des Verstehens. Nach einer verständlichen mündlichen Einführung verdeutlichte er das in seinem lebendigen Spiel. Dank dafür.

Reger wird vor allem als Spätromantiker bezeichnet, dabei sind die Brüche, überraschenden Wendungen, oft kämpferisch schwierigen Zusammenfassungen seiner bisweilen überbordenden Klangfülle auch für Laien unüberhörbar. Regers Vorbild war die Strenge Bachs, aber er schritt schon in die Moderne. So war's schon zu hören in Toccata und Fuge d-Moll op. 129, Nr. 1 und 2, die sämtliche Skalen menschlichen Erlebens durcheilten. Sehr verinnerlicht drei lichte Episoden aus den Sechs Trios für Orgel op. 47.

Im Zentrum des Programms standen die Variationen über "Heil dir im Siegerkranz" WoO 4,7, eine Auftragskomposition zu Ehren der englischen Königin Victoria. Ungebremst erhebt sich da Jubel, tönt aber auch zarte Zuneigung auf.

Wie der Katholik Reger nach Bachs Vorbild in die Transzendenz evangelischer Kirchenlieder fand, bezeugten Choralvorspiele aus op. 67. Ganz auf das Denken und die gesanglichen Möglichkeiten der Gemeinde abgestimmt, nehmen jene Einleitungen die Gottesdienstteilnehmer an die Hand. Nach dem kurzen Postludium d-Moll WoO 7, 12 zum Schluss so prächtig wie mächtig, so leise und gelöst Introduktion und Passacaglia d-Moll o.Op. Ein Bekenntnis offenbarte sich da. - Stille. Und dann Applaus.

(hb-)
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