Hamminkeln Kampf für die Grundschule geht weiter

Hamminkeln · Die politische Mehrheit will den Neubau der Mehrhooger Kreuzschule. Dorfbewohner halten seit Monaten dagegen und wollen den Altbau im Grünen weiter nutzen. Jetzt gibt es einen Bürgerantrag.

 Irmgard Scholz, Tilmann Riemenschneider, Gabriele Obschernicat sowie Ferdi und Ursula Theilmeier (von links) wollen die Kreuzschule in Mehrhoog erhalten.

Irmgard Scholz, Tilmann Riemenschneider, Gabriele Obschernicat sowie Ferdi und Ursula Theilmeier (von links) wollen die Kreuzschule in Mehrhoog erhalten.

Foto: PR

Die Kreuzschule in Mehrhoog ist ein typischer Backsteinbau der Nachkriegsjahre. Sie liegt im Grünen am Vorthuiyser Weg, in ruhiger Lage hinter hohen Bäumen. Das Idyll am Ortsrand geht hinter dem Bau weiter. Eine große Wiese, eingerahmt von hohen Bäumen, bietet den Schülern Auslauf. Was untertrieben ist. Hier herrscht Weite. So weit, dass Bauträger glänzende Augen bekommen dürften, sollte diese Fläche je zur Verfügung stehen. Eine solche Grundschule im Grünen muss man suchen im Land, Städter können sich so etwas kaum vorstellen. Irmgard Theilmeier, die an der Kreuzschule 30 Jahre unterrichtet hat, hängt mit Herzblut an dem Ensemble. Sie und ihr Mann Ferdi, Irmgard und Bernd Scholz, Tilman Riemenschneider und Gabriele Obschernicat kämpfen für den Erhalt des "Identitätsortes für die Mehrhooger, die sonst ja nicht viel gebaute Identität besitzen", so Obschernicat. Gestern sendeten die Aktivisten ein doppeltes Signal.

Erstens stellen sie einen Bürgerantrag mit dem erklärten Ziel, den beschlossenen Schulneubau an der Halderner Straße - dort ist heute dichter Wald, der Specht pickt, die Vögel singen - zu verhindern und die alte Kreuzschule stattdessen zu sanieren. Der Rat hat genau das Gegenteil beschlossen. Nun muss der nächste Hauptausschuss den Bürgerantrag behandeln. Zweitens schicken sich die Mehrhooger an, zur festen Initiativgruppe zu werden, um Belange des Ortes zu diskutieren. Neue Abgrabung, Betuwe, Hochwasser und eben die Schule gehören zu den Themen.

"Die Basis wird breiter", sagt Ferdi Theilmeier optimistisch. Zwei Ratsmitglieder wären für die Schulsanierung, gegen den Neubau, die Zahl der Skeptiker in Reihen der Politik wachse. Schon vor mehr als einem Jahr hat die Gruppierung gefordert, die Schulsanierung in den Mittelpunkt zu rücken. "Doch unsere Argumente spielten bei den Beratungen und dem Gutachten, das zur Entscheidung für einen Neubau führte, keine Rolle", sagt Ferdi Theilmeier. Bei Bürgermeister Bernd Romanski fand ihre Vorsprache ebenso keine Gegenliebe. Nun kommt es als nächste Stufe der Auseinandersetzung zum Bürgerantrag.

Der hat neuen Stoff dadurch bekommen, dass die Politik statt der lange geplanten Dreizügigkeit nun zwei Züge plus einen am Standort Wertherbruch festgeschrieben hat. Damit entfallen Größenvorgaben, in der alten Kreuzschule mit elf Klassenräumen wäre jedoch genug Platz. Sechs davon sind ebenerdig, die Toilettenanlage ebenfalls, so dass Anforderungen etwa durch die Inklusion, etwa für Rollstuhlfahrer, erfüllt werden könnten. Ohnehin rechnen die Sanierungsbefürworter damit, dass die hohen anfänglichen Ziele der Inklusion wegen großer Umsetzungsprobleme gekappt werden. Poltische Zeichen dafür gebe es. Damit fiele ein Argument für einen Neubau weg - ebenso wie die Argumente, die ein Gutachter als lokalpolitische Entscheidungsgrundlage gesammelt hatte.

Der habe das Gebäude nicht von innen untersucht, so Theilmeier. Vielmehr sei bei der Vorstellung der Expertise gesagt worden, dass die Kreuzschule erstaunlich gute Substanz habe und erhaltenswert sei. Vor allem würden mit der Zweizügigkeit andere Bedingungen gelten, so die Sanierungsbefürworter. Wie das fraktionslose Ratsmitglied Martin Wente haben sie das Zahlenwerk und seine Voraussetzungen seit längerem angezweifelt. Darin stecken auch 638.000 Euro für Unterrichtscontainer - die Stadt Bocholt rechnet bei einem ähnlichen Projekt mit 180.000 Euro. Darüber hinaus loben die Kreuzschule-Freunde den Bewegungsfreiraum für Schüler, die ökologische Situation eines innerörtlichen Waldes, die ein Nabu-Vertreter in höchsten Tönen gelobt habe, und den unvergleichlichen Campus-Charakter mit Schule, Turnhalle und Offenem Ganztag. Jetzt warten die Aktivisten auf eine schriftliche Stellungnahme der Verwaltung - und sind gespannt auf die Reaktionen im Hauptausschuss. Es sieht so aus, als mache sich Mehrhoog auf, im Chor der sieben Dörfer Hamminkelns eine lautere Stimme zu erheben.

(RP)
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