Hamminkeln Jetzt geht es um mehr Hochwasserschutz

Hamminkeln · Zwei wichtige Botschaften lassen sich nach dem gestrigen Besuch von Landesumwelt- und -landwirtschaftsminister Johannes Remmel und Regierungspräsidentin Anne Lütkes im Hamminkelner Hochwassergebiet festhalten.

 Umweltminister Johannes Remmel, Bürgermeister Bernd Romanski, Norbert Meesters und Landwirt Herbert Bruckmann (v. r.) diskutieren über die Hochwasserschäden.

Umweltminister Johannes Remmel, Bürgermeister Bernd Romanski, Norbert Meesters und Landwirt Herbert Bruckmann (v. r.) diskutieren über die Hochwasserschäden.

Foto: Malz Ekkehart

Erstens: Die Folgeschäden sind groß, und nach einer Schadensbilanz soll es finanzielle Unterstützung insbesondere für betroffene Landwirte geben. Was das am Ende heißt, ist unklar. Heute wird es mit dem Rheinischen Landwirtschaftsverband (RLV) Gespräche dazu geben, einen "Geldsack" habe er nicht dabei, sagte der Minister. In Hamminkeln wird mit Schäden im einstelligen Millionenbereich gerechnet. Zweitens: Der Hochwasserschutz an der Issel kann verbessert werden, weil Landwirte bereit sind, Polder für Retentionsräume (Überflutungsgebiete) abzugeben. Das ist bisher ein Konfliktpunkt, dürfte sich aber unter dem Druck der Ereignisse gewandelt haben.

Remmel sagte, die öffentliche Hand könne auch per "Kauf Flächen sichern". Und: "Wasserrahmenrichtlinie und Hochwasserschutz lassen sich so verschränken." Helmut Czichy, Technischer Dezernent beim Kreis Wesel, sagte, dass entsprechende Pläne, etwa in Marienthal, rechtlich weit fortgeschritten seien und bald umgesetzt werden könnten. Bürgermeister Bernd Romanski hat bereits Gespräche geführt, um die Stadt gegen die in Zeiten des Klimawandels wohl stärkere Flutgefahr zu wappnen. Die Regierungspräsidentin sagte der RP: "Die Bereitschaft der Landwirte ist ein gutes Zeichen. Wir brauchen Überschwemmungsflächen, das kann ich mir an der Issel gut vorstellen." Dies dürfte insbesondere nötig sein, weil der Bach - auch historisch bedingt - weitgehend wie ein Kanal angelegt ist. SPD-Abgeordneter Norbert Meesters urteilte: "Vorhandene Hochwasserpläne haben sich bewährt. Jetzt müssen wir nachsteuern."

Der geballte politische Wille für den Hochwasserschutz dürfte also Bewegung bringen, denn die nächsten Starkregenereignisse gelten als sicher. Aktuell brennender ist aber die teils existenzbedrohende Lage mancher Bauern im Überschwemmungsgebiet. Einer von ihnen ist Herbert Bruckmann. Der Hof des Milchviehhalters am Schlootweg in Ringenberg liegt "praktisch im Tal" nahe an der Issel, wie er sagt. Weiden und bebaute Flächen - "Der Mais hält drei Tage im Wasser aus, dann ist er tot" - stehen weiter unter Wasser. Gestern eilte er eigens zum Ortstermin mit dem Minister in Dingden Höhe Lehmberg, wo sich die Spuren der Fluten tief in den Äckern und Wasserläufen eingegraben haben. "80 Hektar sind nicht nutzbar bei mir. Die Futtergrundlage ist weg. Der Schaden kommt noch auf das Desaster beim Milchpreis oben drauf. Das geht an die Existenz. Ich spreche auch für andere Bauern", betonte Bruckmann.

Remmel erwiderte, dass man sich um eine finanzielle Lösung bemühe. Heute werde er dies beim RLV thematisieren und "alle Möglichkeiten ausschöpfen". Zuvor müsse eine Schadensbilanz stehen. Er dürfe aber die Hamminkelner nicht anders behandeln als die betroffenen Landwirte bei den jüngsten Überschwemmungen im Münsterland. Nun sind also die Landwirtschaftskammern am Zug, um über den Schadensausgleich zu verhandeln.

Versicherungen unterscheiden übrigens zwischen Hochwasser- und Starkregen-Schäden.

(RP)
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