Wesel Immer mehr Tempo-30-Zonen in Wesel

Wesel · Der Verkehrsausschuss hat jetzt unter anderem entschieden, dass in ganz Lackhausen maximal 30 km/h erlaubt sind. Auch auf der Esplanade gilt bald 30 statt 50. Aber es gibt Experten, die diese Entwicklung äußerst kritisch sehen.

 Auf der Theodor-Heuss-Brücke sind manche Radfahrer deutlich schneller unterwegs als Autos, die maximal 30 km/h schnell sein dürfen.

Auf der Theodor-Heuss-Brücke sind manche Radfahrer deutlich schneller unterwegs als Autos, die maximal 30 km/h schnell sein dürfen.

Foto: Ekkehart Malz

Keine Frage: Natürlich wünscht sich jeder vor der eigenen Haustür möglichst wenig Verkehrslärm. Und weil viele Bürger mittlerweile wissen, dass sie ihre Wünsche mit Hilfe von Politikern, die natürlich gerne wiedergewählt werden wollen, durchsetzen können, muss sich die Verwaltung immer öfter mit Anträgen befassen, in denen es um die Einrichtung von Tempo-30-Zonen geht. Und immer öfter entscheiden die Ausschussmitglieder auch im Sinne der selbstbewussten Anwohner. So auch während der jüngsten Sitzung des Weseler Verkehrsausschusses.

Obwohl nach Angaben der Polizei die Straßen Am Schwan und Hoher Weg in Lackhausen keine "auffällige Unfall-Lage aufweisen", werden beide zu Tempo-30-Zonen erklärt. Denn die Verwaltung geht davon aus, dass es künftig im Einmündungsbereich der beiden Straße weniger häufig zu Konflikten zwischen Autos und Radfahrern kommen wird. Und damit nicht genug. "Warum machen wir nicht überall in Lackhausen Tempo 30?", fragte Ausschussvorsitzender Wolfgang Spychalski in die Runde und erhielt für den Vorschlag ungeteilte Zustimmung. Damit werden schon bald an den Ortseingängen 30er-Zonen ausgewiesen. "Das spart uns ein ganzes Paket Schilder", freute sich Dezernent Klaus Schütz.

In der Kern-Innenstadt, also innerhalb des "kleinen Rings" Berliner-Tor-Platz, Baustraße, Kornmarkt, Dimmerstraße, Magermannstraße etc. gibt es derzeit nur noch eine Straße, in der noch Tempo 50 gilt: die Esplanade. Doch sollen auch hier demnächst maximal 30 km/h erlaubt sein. So jedenfalls hat der Ausschuss entschieden. Und wenn demnächst der untere Teil der Kreuzstraße ab Schillstraße umgebaut ist und die Zweckbindung für die Friedrichstraße unweit des Berliner Tores wegfällt, soll auch der gesamte Bereich innerhalb des Rings zur Tempo-30-Zone erklärt werden, um die Akzeptanz der Autofahrer zu erhöhen.

Apropos Akzeptanz: Nicht wirklich akzeptiert wird von vielen Fahrern Tempo 30 auf der Isselstraße, der Theodor-Heuss-Brücke und auf der Brüner Landstraße (bis beziehungsweise ab Ecke Kraftstraße). Aus diesem Grund müssen auf der Durchgangsstraße auch ständig Radarkontrollen durchgeführt werden. Und weil es auf der Brücke immer wieder zu gefährlichen Situationen und auch Unfällen zwischen Autos und Radlern an der Einmündung Trappstraße beziehungsweise Friedenstraße kommt, prüft die Verwaltung aktuell, ob nicht Leuchtbalken nach skandinavischem Muster für mehr Sicherheit sorgen könnten. Ausgelöst werden sie durch Radler, so dass Autofahrer gewarnt werden. Jürgen Lantermann (WfW) hatte im Ausschuss für blinkende Lampen plädiert, die auf nahende Radfahrer hinweisen sollen.

Alles in allem sieht es so aus, als sei für die Weseler Politik die Ausweisung von Tempo-30-Zonen ein Allheilmittel. Doch gibt es Experten wie Professor Michael Schreckenberg von der Uni Duisburg, die diese Entwicklung kritisch sehen. Denn, so erklärte der Verkehrsforscher auf Anfrage: "Bei Energieverbauch, Lärm und Sicherheit kann man konstatieren: Tempo 30 statt 50 bringt nichts. Im Gegenteil." Studien hätten belegt, dass hochtouriger gefahren und dadurch mehr Energie verbraucht werde. "Außerdem", so Schreckenberg, "sinkt die Aufmerksamkeit, weil gelangweilte Autofahrer dann gerne am Smartphone spielen."

(RP)
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