Wesel Im Kataster zählt jeder einzelne Baum

Wesel · Das umstrittene, weil teure Grünflächeninformationssystem (Gris) soll dem städtischen Betrieb ASG helfen, in Zeiten kontinuierlich schrumpfender Mitarbeiterzahl Pflegearbeiten besser zu planen und somit Kosten zu sparen.

 Jedes weiße Schildchen auf dem Luftbild, das das Weseler Domviertel zeigt, stehe für einen einzelnen Baum, erklärt ASG-Chef Ulrich Streich.

Jedes weiße Schildchen auf dem Luftbild, das das Weseler Domviertel zeigt, stehe für einen einzelnen Baum, erklärt ASG-Chef Ulrich Streich.

Foto: ekkehart Malz

"S 20" geht es gut. Davon kann man jedenfalls ausgehen, wenn man den Angaben Glauben schenkt, die das Grünflächeninformationssystem (Gris) ausspuckt. Die Kugelrobinie auf dem Großen Markt vor dem Restaurant Hellas befindet sich zwar in der Entwicklungsphase "Alt", ist aber "Verkehrssicher" und wurde im März zurückgeschnitten. Diese Angaben über den Einzelbaum mit der Bezeichnung "S 20" sind auf dem PC-Bildschirm nachzulesen, vor dem Jürgen Rautenberg sitzt. Der ASG-Mitarbeiter ist Herr über das Gris, das seit etwas mehr als einem Jahr dem städtischen Betrieb in Zeiten knapper Kassen und immer weiter schrumpfender Mitarbeiterzahl helfen soll, Pflegeeinsätze im Stadtgebiet effektiver und damit letztlich noch kostengünstiger zu organisieren.

Auch wenn die politische Entscheidung für die Anschaffung des Geodaten-Systems im November des Jahres 2011 wegen der hohen Kosten (mehr als 100.000 Euro für die nötige Überfliegung der Stadt und die aufwendige Auswertung der Luftaufnahmen) höchst umstritten war, und die Folgekosten mit immerhin 60.000 Euro pro Jahr zu Buche schlagen, versichert ASG-Chef Ulrich Streich glaubhaft, dass das Grünflächenkataster "ein Vorteil ist für unsere tägliche Arbeit". Rautenberg nickt. Mit Hilfe des Gris, sagt er, könnten beispielsweise die Touren des Großflächenmähers besser geplant werden.

Auch die Reparatur von Geräten auf den Weseler Spielplätzen, die ebenfalls alle eine eigene Nummer haben, könnten mittlerweile besser koordiniert werden. "Unsere Mitarbeiter sind alle mit mobilen Erfassungsgeräten ausgestattet und können die erledigten Arbeiten sofort melden, die dann in das System eingepflegt werden", erklärt Streich. Mussten früher aufwendig Akten gewälzt und Daten in Listen handschriftlich eingetragen werden, reicht heute in vielen Fällen ein Mausklick - und schon erscheinen alle gewünschten und benötigten Informationen über Bäume, Beete und Büsche auf dem Bildschirm.

Die Fakten, die das Kataster liefert - beispielsweise die Dauer der Pflege von einem Quadratmeter Rasen - , werden künftig in den Sitzungen des Betriebsausschuss als Diskussionsgrundlage dienen, wenn die Politik über das Thema "Unterhaltung der Grünflächen" debattiert. Und das wird sie wohl oder übel immer wieder tun müssen. Denn weil der Stadtrat aus Kostengründen den Abbau von sechs Stellen in den nächsten Jahren beschlossen hat (RP berichtete mehrfach), werden künftig noch mehr Flächen als bislang schon verunkrauten und dürften dann für reichlich Verdruss in einigen Teilen der Bevölkerung sorgen. "Leider können wir eben nicht überall gleichzeitig aktiv sein, sondern sind in erster Linie verpflichtet, bei Bäumen und Spielgeräten die Verkehrssicherungspflicht zu gewährleisten", erklärt Ulrich Streich.

(RP)
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