Sebastian Hense "Ich werde mich mehr einmischen"

Wesel · Der neue Weseler CDU-Parteivorsitzende Sebastian Hense (36) spricht im großen RP-Interview heute über seine Wahl, seine Ziele, die ersten Schritte im Amt und über die Zukunft der Hansestadt.

 Sebastian Hense ist seit zweieinhalb Wochen Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Wesel. Neben interner Parteiarbeit sieht er für sich auch die Aufgabe, die CDU nach außen zu repräsentieren und sich zu positionieren.

Sebastian Hense ist seit zweieinhalb Wochen Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Wesel. Neben interner Parteiarbeit sieht er für sich auch die Aufgabe, die CDU nach außen zu repräsentieren und sich zu positionieren.

Foto: Ekkehart Malz

Wesel Seit zweieinhalb Wochen erst ist Sebastian Hense neuer Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Wesel. Und doch hat sich schon Einiges in die Richtung bewegt, die er als Nachfolger von Dr. Heinzgerd Schott anstrebt. RP-Redakteur Fritz Schubert sprach mit dem 36-Jährigen, der als stellvertretender Schulleiter des Andreas-Vesalius-Gymnasiums bekannt ist, über seine Wahl, seine Ziele, die ersten Schritte und über die Zukunft Wesels.

Sie haben auf dem Parteitag bei Schepers 82,5 Prozent der Stimmen bekommen. Wie bewerten Sie dieses Ergebnis heute mit etwas Abstand?

Sebastian Hense Ich hatte mir mehr als 80 Prozent gewünscht. Die habe ich bekommen und bin also zufrieden. Heinzgerd Schott hatte zuletzt auch ein Ergebnis mit 82 Prozent gehabt. Man vergleicht sich ja doch irgendwie. Wichtig aber ist, dass ich auch mein Team mit guten Ergebnissen so zusammenbekommen habe, wie ich es mir gewünscht hatte.

Wie sahen die ersten Schritte im Amt des Parteichefs aus?

Hense Wir haben recht schnell nach der Versammlung mit dem geschäftsführenden Vorstand bei mir zu Hause gesessen und erste Pläne besprochen. Das waren drei intensive Stunden. Vorbereitet haben wir unter anderem die konstituierende Vorstandssitzung, die nun am Donnerstag, 16. April, stattfindet. Im Spätsommer soll es eine mindestens ganztägige Klausurtagung für den gesamten Vorstand geben. Das sind dann gut zwei Dutzend Personen.

Was haben Sie schon anders gemacht als Ihr Vorgänger?

Hense Positionierungen. Dr. Schott hat sich damit etwas mehr zurückgehalten. Aber ich werde mich neben der internen Arbeit auch mehr mit Außenwirkung für die Partei ins politische Geschäft einmischen. Zweimal habe ich es bereits getan: Da ist das Thema Kiesindustrie, das ich für zu wichtig halte, als dass man pauschal draufschlagen sollte. Es geht um Wirtschaftsförderung, Arbeitsplätze und Gewerbesteuer. Da bin ich mit den Urteilen der Grünen überhaupt nicht einverstanden. Und da ist das Thema Jugendgästehaus, das wir gern im nächsten Stadtentwicklungsausschuss behandeln möchten. Wir wollen wissen, wie die anderen Fraktionen dazu stehen. Einige haben bereits Gesprächsbereitschaft signalisiert. Zu einem dritten Thema werde ich mich in Kürze äußern. Da geht es dann um Infrastruktur. Alle Themen beziehungsweise Positionen sind bei uns in Fach-Arbeitskreisen aus Partei und Fraktion entwickelt worden. In diesen soll die kreative Diskussion stattfinden. Auch für langfristige Strategien.

Intern gibt es auch noch Regelbedarf. Sie haben den Wunsch nach Ausgleich mit Franz Bothen und Thomas Moll auf dem Parteitag öffentlich angesprochen.

Hense Ich habe ihnen nach dem Parteitag die Hand gereicht und ihnen Termine für persönliche Gespräche vorgeschlagen. Diese haben noch nicht stattgefunden.

Sie haben eine starke Partei und eine starke Fraktion gefordert. Wie wollen Sie das befördern?

Hense Ich denke, wir sind schon auf dem Weg dahin und haben an vielen Stellen zu tun. So muss zum Beispiel der Internetauftritt der CDU Wesel deutlich verbessert werden. Wir müssen organisatorisch etwas machen. Vor den Feiertagen haben wir Ostereier in der Stadt verteilt. Das wundert die Leute, weil doch gar kein Wahlkampf ist. Aber wir wollen mit ihnen eben auch außerhalb solcher Zeiten ins Gespräch kommen. Eine Muttertagsaktion folgt. Wir wollen nicht reagieren, sondern agieren.

Dazu passt ja, dass Sie den frühen Einstieg in Beratungen zum städtischen Haushalt für das Jahr 2016 haben wollten.

Hense Ja, das geschieht auf unseren Wunsch. Mit der SPD und mit allen anderen Fraktionen. Und das ist auch richtig so. Eine derart wichtige Sache wie den Haushalt muss man gemeinsam in einem Arbeitskreis besprechen. Denn es wird immer schwieriger, ein Haushaltssicherungskonzept zu vermieden. Wir kämpfen dagegen an. Die Landesregierung aber will die Kommunen am Niederrhein offenbar sehenden Auges da hineintreiben und die Gelder lieber in Richtung Ruhrgebiet schaufeln. Wir müssen sparen und suchen mehr Einnahmen. Das wird zu einer Spirale nach unten, denn irgendwann kann man nicht mehr sparen. Sparen macht eine Kommune auch nicht gerade attraktiv. Schuld ist die SPD im Land. Ich sehe nichts von einem Stärkungspaket für die Kommunen.

Wie stehen Sie zum Thema Steuererhöhungen?

Hense Wir wollen das nicht. Vielleicht müssen mal Anpassungen sein. Aber wir als CDU wollen keine unangebrachten Erhöhungen.

Was braucht Wesel unbedingt?

Hense Die B 58-Südumgehung. Nicht für mich, weil ich jetzt zufällig an der stark belasteten Schillstraße wohne, sondern für die ganze Stadt. Es ist ein Unding, dass die Achse zwischen zwei Autobahnen, der A 3 und der A 57, mitten durch die Stadt geht. Das schadet der Gesundheit vieler Menschen. Und für die Wirtschaft, zum Beispiel unsere Delta-Port-Häfen, wäre die Anbindung mit der Südumgehung ein Segen.

(RP)
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