Wesel "Ich möchte etwas zurückgeben"

Wesel · Die Flüchtlinge Traore Yacouba und Thomas Oppong packen freiwillig auf dem Friedhof an der Caspar-Baur-Straße mit an. Sie sind dankbar dafür, dass Deutschland ihnen hilft.

 Dreamteam: Wladimir Nowikow vom ASG mit seinen Helfern Thomas Oppong und Traore Yacuba (v.l.)

Dreamteam: Wladimir Nowikow vom ASG mit seinen Helfern Thomas Oppong und Traore Yacuba (v.l.)

Foto: Weissenfels

Die jungen Männer lassen sich von der Besuchergruppe nicht ablenken. Konzentriert räumen sie den Weg frei, der zu Eva Brinkmans Skulptur "Trauernde Vesalia" führt. Das Geäst zwischen Bombenfeld und Kunst muss weg, überall liegen Zweige und Blätter herum. Wladimir Nowikow sieht zufrieden aus. Seine neuen Mitarbeiter machen ihren Job großartig.

Seit Mittwoch hat Wladimir Nowikow, Vorarbeiter auf dem Friedhof an der Caspar-Baur-Straße, zwei Hilfskräfte, die ihm zur Hand gehen. Traore Yacouba aus Ghana und Thomas Oppong aus Mali meldeten sich, als die Stadt in den Flüchtlingsunterkünften um Helfer für den ASG warb. Das Angebot: Für Aufräum- und Säuberungsarbeiten in der Stadt gibt es 1,05 Euro pro Stunde. Maximal 100 Stunden pro Monat darf der Einsatz dauern. Das Geld wird zusätzlich zu den Sozialleistungen bezahlt, ähnlich wie bei Ein-Euro-Jobbern. Das Angebot ist freiwillig, betont Eva Opladen, städtische Teamleiterin für Flüchtlingsangelegenheiten und meint: Keiner wird dazu verpflichtet. Wer nicht möchte, hat keine Sanktionen wie Leistungskürzungen zu erwarten. Aktuell, rechnet sie nach, packen etwa zehn Menschen mit an.

Traore Yacouba, 22, und Thomas Oppong, 21, macht die Arbeit an der frischen Luft Spaß. Es ist später Vormittag, gerade hat sich die Sonne den Weg durch die Wolken gebahnt. Seit Mittwochfrüh um sechs sind die zwei im Friedhofs-Einsatz. Sie kommen mit dem Rad und haben bei ihrem neuen Job bereits wacker Wind und Regen getrotzt. So ist Vorarbeiter Nowikow auch voll des Lobes: Die jungen Männer helfen, wo sie nur können und stellen sich dabei äußerst umsichtig und geschickt an. "Sie sehen gleich, wo etwas zu tun ist."

Gemeinsam kann das Trio viel wegschaffen. Die Trauerhalle des Friedhofes wurde tipptop gereinigt, jetzt ist die Umgebung des Bombenfeldes dran. Hier liegen die Weseler Opfer des Zweiten Weltkriegs begraben. In der Nähe befindet sich auch das Grab des Bürgermeisters Kurt Kräcker.

Wladimir Nowikow legt die Heckenschere einen Moment zur Seite. Er stammt ursprünglich aus dem heutigen Usbekistan, erzählt er - seit 23 Jahren lebt er jetzt in Wesel. Nowikow weiß, wie man sich in der Fremde fühlt. "Ich verstehe die Menschen. Ich habe das alles selbst erlebt. Damals konnte ich auch kein Wort deutsch." Mit seinem neuen Team verständigt er sich in einer Mischung aus Englisch, Händen und Füßen. Äußerst erfolgreich: Die Stimmung ist gut, man blickt in lachende Gesichter.

Nowikow lobt die Möglichkeit zum Arbeitseinsatz. "Wenn man nichts tun kann, fällt einem die Decke auf den Kopf. Und die Zeit geht nicht vorbei." Das weiß Thomas Oppong. Er ist jetzt seit acht Monaten in Wesel, in Mali hat er als Mechaniker gearbeitet. Wieso er freiwillig hilft? "Deutschland tut viel für mich", sagt der 21-Jährige auf englisch. "Da möchte ich etwas zurückgeben."

Und wenn es gleich wieder wie aus Kübeln schüttet? Thomas winkt ab. Er hat Schlimmeres erlebt. "Kein Problem. Wir haben gute Regenjacken."

(kui)
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