Wesel Holländer kaufen Silvesterkracher in Wesel

Wesel · Supermärkte erlebten gestern Run auf Feuerwerkskörper. Feuerwehr sowie Haus und Grund geben wichtige Tipps.

 Aus Utrecht kam Martin Veldhüizen (r.) mit einem Kumpel und fünf Jungs.

Aus Utrecht kam Martin Veldhüizen (r.) mit einem Kumpel und fünf Jungs.

Foto: Klaus Nikolei

Der Niederrhein war gestern wieder beliebtes Reiseziel für viele Niederländer. Die Nachbarn decken sich hier mit Raketen, Knallern und Böllern ein, denn in Deutschland sind Feuerwerkskörper deutlich billiger. Die Supermärkte der Region haben sich inzwischen auf die Kunden aus dem Nachbarland eingestellt.

 Keine Seltenheit gestern: Einkaufswagen voller Böller

Keine Seltenheit gestern: Einkaufswagen voller Böller

Foto: Nikolei

"Ich schätze mal zwischen 30 und 40 Prozent", sagt Martin Veldhüizen. Der 51-jährige Journalist aus Utrecht ist mit einem Freund und insgesamt fünf Jugendlichen in die Kreisstadt gekommen und hat bei Lidl an der Reeser Landstraße kräftig zugeschlagen. Der Einkaufswagen ist gut gefüllt. Mit Müh und Not passt alles in den Familienvan. "Letztes Jahr waren wir in Essen. Doch das ist uns zu weit", erzählt Veldüizen, der gerade die Premium-Effekt-Bombetten-Batterie "Casino Royal" für 19,99 Euro in den Kofferraum wuchtet. Gut eine Stunde und 15 Minuten haben er und seine Begleiter bis Wesel gebraucht. Ob sich das bei den Spritpreisen wirklich rechnet? "Mein Kumpel ist selbstständig, das ist sein Firmenwagen. Und außerdem machen wir uns einen schönen Deutschland-Tag." Auf die Frage, was er und seine Begleiter denn nun am Ende ausgegeben haben, denkt er kurz nach. "450 Euro. Die Fahrt muss sich ja auch lohnen." Gelohnt hat sich die Anfahrt auch für Nils Dekker (30). Auch er ist mit einem Firmenwagen unterwegs und zahlt nichts fürs Benzin. Eigentlich wollte sich der Utrechter in Kleve mit Feuerwerkskörpern eindecken. "Doch da sind einfach zu viele Leute, lange Schlangen vor den Kassen. Hier in Wesel ist alles ganz entspannt." Er hat rund 100 Euro bezahlt.

Doch es sind nicht nur die Niederländer, die es Sonntagabend ordentlich krachen lassen. Auch für viele Deutsche gehören Raketen, Böller und Co. zu einem gelungenen Jahreswechsel einfach dazu. Allein an Silvester 2016 sind nach Schätzungen der pyrotechnischen Industrie (VPI) in Ratingen Knallkörper im Wert von 133 Millionen Euro gezündet worden. Gleichwohl gibt es auch Millionen Bürger, die mit der ganzen Knallerei nichts am Hut haben. So wie beispielsweise Christoph Hegering, der stellvertretende Leiter der Weseler Feuer- und Rettungswache. "Ich habe noch nie Geld für Böller ausgegeben und werde das auch weiterhin nicht tun", sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Er hat an Silvester Bereitschaftsdienst und hofft, dass es so ruhig bleibt, wie in den vergangnen Jahren. "Die Leute sind mittlerweile sehr besonnen beim Umgang mit Böllern." Wichtig sei, nur Feuerwerkskörper zu verwenden, die auch in Deutschland zugelassen sind. "Hände weg von Ware aus Osteuropa. Und auf keinen Fall sollten an Neujahr Reste von Knallern angezündet werden. Da kann es nämlich zu extremen Verletzungen kommen", warnt Christoph Hegering.

Kritisch steht auch Stefan Sühling, der leitende Pfarrer der Gemeinde St. Nikolaus Wesel, der Böllerei gegenüber. "Das ist einfach nicht mein Ding", sagt er. Zwar findet er ein geplantes Feuerwerk "richtig schön" und erinnert sich an ein "fantastisches Feuerwerk, das passend zu barocker Musik abgebrannt wurde". Was da in der Nacht von Sonntag auf Montag passieren wird, findet er zwar nicht gut, toleriert es aber. Sühling selbst wird sich Silvester mit Kollegen außerhalb von Wesel treffen, nach dem Gottesdienst etwas essen und um Mitternacht in einer Kirche singen.

Ebenfalls kein Freund der Böllerei ist Bernhard Krahwinkel, Vorsitzender des Haus- und Grundbesitzervereins Wesel und unterer Niederrhein. Er rät dringend dazu, in der Silvesternacht Fenster, Dachluken, Balkon- und Terrassentüren geschlossen zu halten, um die Brandgefahr durch Feuerwerkskörper zu reduzieren. Und sollte doch etwas schief gehen, dann sollte nach Ansicht von Krahwinkel "ein Feuerlöscher und eine Löschdecke im Haus immer griffbereit sein". Der Jurist weist darauf hin, dass Reste von Böllern und Raketen auf Bürgersteigen an Neujahr umgehend beseitigt werden müssen - wegen der Verletzungsgefahr.

(RP)
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