Hamminkeln Hochwasserschutz sorgt weiter für Ärger

Hamminkeln · Können vollgepumpte Baggerseen die hohen Grundwasserstände in Mehrhoog beseitigen? Dieser und andere Vorschläge werden geprüft und durchgerechnet, sagte die Verwaltung zu. Ende 2017 soll es erste Maßnahmen geben.

 Im Sommer trat die Issel über die Ufer. Dabei auch wurden viele Felder und Weiden überschwemmt. RP-Foto: Malz

Im Sommer trat die Issel über die Ufer. Dabei auch wurden viele Felder und Weiden überschwemmt. RP-Foto: Malz

Foto: Malz Ekkehart

Es war ein Ereignis, dass in einem Jahrhundert einmal passiert. "Hundertjährlich" sagen die Fachleute dazu, was Anfang Juni an der Issel passierte. Drei Wochen später folgte das nächste Jahrhundertereignis, noch etwas höheres Hochwasser und vor allem mit dauerhaften Überflutungen und Rekord-Grundwasserständen. Der Ärger und die Sorgen wirken nach Monaten nach. Nicht nur, weil in Zeiten des Klimawandels häufiger Starkregenereignisse drohen. Sondern weil noch viele Keller feucht und etliche landwirtschaftliche Flächen nass - oder keine konkreten Hilfen in Sicht - sind. Bei der dritten Bürgerversammlung zum Hochwasserschutzkonzept - diesmal für Mehrhoog, Wertherbruch und Loikum - ging es in der Debatte teils hoch her. Fazit: Schnelle Abhilfe bleibt aus, viele, teils neue, teils bekannte Anmerkungen der Anwohner werden geprüft und von Wasserfachleuten durchgerechnet. Und: konkrete Schutzmaßnahmen soll es Ende 2017 geben, das entsprechende Gesamtkonzept Anfang 2017 vorliegen. Das hilft nicht bei drängenden Problemen jetzt, ist aber bemerkenswert schneller als nach dem großen Hochwasser 1998. Erst 2015 folgte der Auftrag für ein Schutzkonzept.

Bürgermeister Bernd Romanski betonte, dass er nicht tatenlos zuschauen werde und die konkrete Umsetzung verfolge und verlange. Dennoch wurde nichts konkret zu Schutzmaßnahmen ausgeführt. Die Pläne, zunächst für Marienthal, sind bekannt, aber die Liste der derzeit 31 Maßnahmen entlang der Issel ist nach Aussage von Joachim Steinrücke vom Fachbüro Pro Aqua nicht veröffentlichungsreif. Dies begründete er mit komplexen Zusammenhängen und Wechselwirkungen von Einzelmaßnahmen, den interkommunalen Zuschnitt des Hochwasserschutzkonzeptes mit der Beteiligung dreier Kreise und zwei Bezirksregierungen sowie dem bestehenden Staatsvertrag mit den Niederlanden. Die anerkannten Experten des Nachbarlandes wachen mit Argusaugen darüber, dass nicht mehr als 24 Kubikmeter Isselwasser pro Sekunde die Grenze passiert. Erhebliche Retentionsflächen und ökologische Gewässergestaltung seien notwendig und damit ein Gesamtkonzept - auch eine Frage übrigens von Grundstückseigentumsverhältnissen. Das hilft den Mehrhoogern, die bei weitem die meisten Wortbeiträge stellten, und vielen betroffenen Landwirten in der Fläche nicht weiter. Dabei ist Tempo angesagt. Denn mit einem Grundwasserstand von 2,21 Meter zur Oberfläche wurde im Ort ein neuer Rekord erreicht und der Maximalwert von 1988 mit 2,44 Meter übertroffen. Aktuell sind es 2,99 Meter. Die Diskussion deckte nicht nur den großen Bedarf, Dampf abzulassen, sondern ergab Klarheit, wo der Schuh am stärksten drückt: Das hohe Grundwasser macht große Sorgen, doch die wachsende Versiegelung die Sache schwierig. Der Hinweis, dass die Baggerlöcher beim Abfluss Richtung Rhein eine Wassermauer darstellen, wurde gut begründet ebenso wie der Vorschlag, sie abzupumpen und als Wasserspeicher zu nutzen.

Kritik an Pflege der Gräben gab es mehrfach, vor allem am Wolfsstrang. Trotz Nacharbeitens geht nicht alles: Wegen der Kuhlen-Lage im Bereich Leege Heide steht hier weiter das Wasser. Beklagt wurde die Dimension der Kanäle, die aber sind auf "20-jährliche Hochwasserereignisse" ausgelegt - eigentlich genug, nur nicht im Extremfall. Retentionsflächen wurden angemahnt. Romanski sagte zu, das Gefälle des Wolfsstrangs per Nivellierung zu prüfen und sah Gesprächsbedarf bei der Pflege. Das könnte dazu führen, dass die Zeit der ehrenamtlichen Wasser- und Bodenverbände vorbei ist. Kommen könnte ein Zweckverband Issel - mit hauptamtlichen Kräften.

(RP)
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