Wesel Hinsetzen - lesen - versinken

Wesel · Buchhändlerin Eva Korn gibt Lesetipps für Ostern - schließlich kann heute noch "Lesestoff" eingekauft werden.

 Eva Korn in ihrer Buchhandlung in Wesel.

Eva Korn in ihrer Buchhandlung in Wesel.

Foto: Ekkehart Malz / Cover: hersteller

Das lange Osterwochenende hat bereits begonnen. Und glaubt man den Wettervorhersagen, eignet es sich hervorragend, um sich mit einem guten Buch zurückzuziehen. Doch welche Lektüre darf es denn sein, wenn es draußen ungemütlich wird? Eva Korn hält mehrere Tipps für Leseratten parat und welche, die es vielleicht werden wollen. "In diesem Frühjahr habe ich zwei Lieblingsbücher", erzählt die Inhaberin der Buchhandlung Korn in der Weseler Fußgängerzone und preist sie sogleich an. "Der Trick" von Emanuel Bergmann und "Glückskind mit Vater" von Christoph Hein haben es ihr ganz besonders angetan.

Das erste Werk von Bergmann beinhaltet zwei Erzählstränge, die aufeinander zulaufen. Ein zehnjähriger Junge leidet im Jahr 2007 in Los Angeles unter der Trennung seiner Eltern. In den Umzugskartons seines Vaters findet er eine Schallplatte über den Zauberer "Zabbatini" und nimmt sie an sich. Auf ihr befindet sich auch ein Zauberspruch für die ewige Liebe, wovon sich der Junge die Versöhnung seiner Eltern verspricht. Doch ausgerechnet an der entscheidenden Stelle hat die Platte einen Sprung. Der zweite Strang handelt eben von jenem Zauberer und seinem Werdegang und spielt im Prag von 1925. "Diese beiden Pole laufen aufeinander zu. Dieser Roman ist humorvoll, abenteuerlich, hat Tiefgang und ist sehr anrührend. Eine wunderbare Mischung, die gut unterhält. Einfach hinsetzen und versinken", rät Eva Korn.

Christoph Heins Roman entwickelt nach Ansicht von Eva Korn "schon ab der ersten Seite einen Sog. Und so legt man dieses Buch einfach nicht mehr zur Seite". Wieder steht ein Junge im Zentrum der Handlung. 1945 in Leipzig geboren, muss dieser sich mit den Gräueltaten seines Vaters auseinandersetzen, der ein hoher SS-Offizier war. Schließlich flieht er schon im Alter von 14 Jahren nach Südfrankreich, um dem Schatten seines Vaters zu entfliehen. "Viele Menschen werden in diesem Buch mit ihrer eigenen Kindheit konfrontiert. Ein wunderbares Buch über die deutsche Geschichte der letzten 70 Jahre und ein hohes Vergnügen, es zu lesen", urteilt Eva Korn.

Um Hieronymus Bosch geht es gleich in zwei Büchern, die auf der Vorschlagsliste von Eva Korn stehen. Zum einen die "Reisen zu Hieronymus Bosch - eine düstere Vorahnung", in dem der Autor der fantastischen Bildwelt von Bosch begegnet. Nach Auffassung von Korn "zauberhaft gestaltet, aber auch sehr lesenswert." Dazu gibt es einen Roman, der sich mit dem Leben und Werk des Hieronymus Bosch beschäftigt. "Im Garten der Lüste" ist von John Vermeulen geschrieben und "hoch spannend, atmosphärisch und wunderbar erzählt", wie Eva Korn weiß.

Noch eine Neuerscheinung hat es Eva Korn angetan. Und zwar "Das Mädchen mit dem Fingerhut" von Michael Köhlmeier. Eine Flüchtlingsgeschichte, geschildert aus der Sicht eines Mädchens, wobei ihre Herkunft und ihr bisheriges Leben völlig abstrakt bleiben. Es geht ausschließlich darum, wie sie sich in ihrer neuen Umgebung durchschlägt. Eva Korn lobt dieses Buch in den höchsten Tönen: "Es ist reduziert, aber groß, ein echtes Kunstwerk. Es wirkt nach, man vergisst es nicht."

Und schließlich wäre da noch "Das Geheimnis des Fahrradhändlers" von Sempé. "Das ist eine kurzweilige Geschichte über einen leidenschaftlichen Fahrradhändler, mit einem überraschenden Ende" sagt Eva Korn, ohne zu viel zu verraten.

(RP)
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