Hamminkeln Hilfe für Flüchtlinge aus Afghanistan

Hamminkeln · Sultan Masood Dakik aus Brünen unterstützt Asylsuchende. Sein Einsatz ist mittlerweile auch europaweit gefragt.

 Shujauddin Quraishis (links) Asylbegehren wurde abgelehnt. Der 23-jährige Afghane lebt in Marburg. Sultan Masood Dakik will Kontakte zu den hessischen Behörden aufbauen, damit die ihre Ablehnung noch einmal überdenken.

Shujauddin Quraishis (links) Asylbegehren wurde abgelehnt. Der 23-jährige Afghane lebt in Marburg. Sultan Masood Dakik will Kontakte zu den hessischen Behörden aufbauen, damit die ihre Ablehnung noch einmal überdenken.

Foto: PR

Shujauddin Quraishi (23) lebt in Marburg. Der Asylsuchende aus Afghanistan hat wenig Hoffnung, in seinem Traumland Deutschland bleiben zu können. Sein Asylbegehren wurde abgelehnt. Doch wohin soll er zurück? In Kabul erwartet ihn Ungewissheit. Sein Vater war Polizeigeneral, der Isis-Leute verfolgt hat, bis er selbst auf die Todesliste der Terroristen geriet. Er wurde liquidiert wie sein Sohn und ein sechsjähriger Neffe. Die Mörder werden nicht vergessen haben, dass es noch Shujauddin Quraishi gibt. Eine Geschichte, die schwer nachzuprüfen ist.

Sultan Masood Dakik aus Brünen hat recherchiert, nachdem der Flüchtling im Internet Berichte über ihn gefunden und sich bei ihm gemeldet hat. Dakik, der väterlicherseits der afghanischen Königsfamilie entstammt, hat gute Verbindungen in seine Heimat und dort Erkundigungen eingezogen. Er hat die Gründe für die Flucht bestätigt bekommen. "Es gilt die Blutrache, alle männlichen Personen seiner Familie sind in Todesgefahr", sagt Sultan Masood Dakik. Er will Kontakte zu den hessischen Behörden aufbauen, damit die ihre Asylablehnung überdenken.

Die Unterstützung des Niederrheiners mit afghanischen Wurzeln ist gefragt über die Region hinaus. Er ist auch europaweit im Einsatz. Er steht denen bei, deren Fluchtgeschichte nachweislich ist, die Bereitschaft wie Willen zeigen, sich in Deutschland zu integrieren, und sich an die deutschen Gesetze zu halten.

Sultan Masood Dakik betont im Namen der Menschen, die er unterstützt, wie bedeutend Demokratie ist und dass man Deutschland dankbar sein solle, hier in Sicherheit und Frieden leben zu können. Wie zuletzt in Rendsburg, wo er für die deutsche Politik voll des Lobes war: "Ich danke den Deutschen für ihre Barmherzigkeit. Wo immer auf der Welt eine Katastrophe ist: Die ersten Hilfsmaßnahmen kommen fast immer aus Deutschland." In der schleswig-holsteinischen Stadt war er zu Gast beim dortigen Bürgermeister Gilgengast, um sich für die Flüchtlingsarbeit zu bedanken. Dort hatte er eine Familie, die er aus gemeinsamer Zeit in Afghanistan kennt, vom ersten Tag an zur Seite gestanden. Er half bei der Kommunikation mit Behörden, bei Telefonaten und mit Übersetzungen.

Auch in Hamminkeln und Wesel war Sultan Masood Dakik bereits im Einsatz. Der 49-Jährige, seit den 1990er Jahren auch deutscher Staatsbürger, betreibt in der Kreisstadt erfolgreich ein Unternehmen, das unter anderem im Ölgeschäft aktiv ist. Für sein soziales Engagement wurde er 2015 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. "Bei aller Verschiedenheit zählt es, dass Menschen einander helfen", betont er. "Hilfe kennt keine Hautfarbe, keine Rasse, keine Religion."

Seine besondere Sorge gilt derzeit Shujauddin Quraishi, der in Afghanistan höchst gefährdet sei. Der Brüner weiß, was es bedeutet, Besitz und Heimat zu verlieren. Immerhin ist er einst selbst nach Deutschland geflohen, nachdem sowjetische Truppen in Afghanistan einmarschiert waren. Er sieht seine Warnungen vor Rückführungen nach Afghanistan durch den jüngsten Anschlag im Diplomatenviertel Kabuls bestätigt. ""Wir haben dort immer noch Krieg. Entführungen sind an der Tagesordnung - dort ist niemand sicher zurzeit", sagt er.

(RP)
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