Hamminkeln Hamminkeln wirbt um Verbandssitz

Hamminkeln · Bürgermeister Romanski will einen eigenen Weg beim Hochwasserschutz an der Issel gehen. Die Stadt soll Sitz eines Zweckverbandes werden. Die Schutzanlagen sollen technisch statt ökologisch ausgerichtet werden.

 Die schöne Issel im Bereich Bärenschleuse in Wesel, das zum Zweckverband Issel gehört. Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski fordert nun, dass der Verband seinen Sitz in Hamminkeln haben soll. Im Kern geht es um Geld.

Die schöne Issel im Bereich Bärenschleuse in Wesel, das zum Zweckverband Issel gehört. Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski fordert nun, dass der Verband seinen Sitz in Hamminkeln haben soll. Im Kern geht es um Geld.

Foto: Jana Bauch

In der Zielsetzung gibt es seit einiger Zeit keine Unterschiede mehr. Bei einem Termin beim Kreis Borken waren sich die Bürgermeister der Issel-Anrainer sowie die Vertreter der Bezirksregierungen Münster und Düsseldorf sowie aus dem Dachministerium einig, dass die Kräfte für den Hochwasserschutz gebündelt werden müssen. Und zwar in einem Zweckverband unter professioneller Führung und mit operativer Arbeit der Boden- und Wasserverbände entlang des Flusses. Damit ist die Einigkeit auch schon vorbei. Gegenspieler ist Hamminkeln und insbesondere Verwaltungschef Bernd Romanski (SPD), der als frischer Bürgermeister im Juli 2015 das Issel-Hochwasser erlebte und nach geglücktem Einsatz sofort einen Zweckverband ins Gespräch brachte. Dessen Sitz fordert er nun in Hamminkeln ein.

Begründung: Hochwasserschutz liegt in der Zuständigkeit der Bezirksregierung Düsseldorf, zu der Hamminkeln gehört, und nicht in Münster. Im Kreis Wesel hat Hamminkeln die längsten Flächen entlang der Issel. Zum Zweckverband gehören würden Wesel, Hünxe, Schermbeck, Rees, Borken, Bocholt und Isselburg. Hamminkeln hätte so auch leichteren Zugriff. Doch im Kern geht es ums Geld. Romanski plädiert für technischen, schnell umsetzbaren Hochwasserschutz trotz geringer Förderung. Andere Akteure sind für die ökologische Umsetzung, sprich Entwicklung von Auenbereichen. Hier winkt nämlich bis zu 80 Prozent Förderung.

Kennzeichen, wie schwierig die Einigkeit bei einem drängenden Problem ist, ist die Tatsache, dass Hamminkeln im Etatentwurf 2018 kein Geld für den Schutz einplant. Die Nachbarkommune Isselburg hat hingegen vor Weihnachten beschlossen, Planungen europaweit auszuschreiben. Bis zu 4,6 Millionen Euro Planungskosten werden kalkuliert. Niemand weiß dort, ob ein kommender Zweckverband irgendwann in die Finanzierung einsteigen kann. Allerdings ist der Druck in Isselburg größer als in Hamminkeln, wo die Retentionsflächen größer sind und nach Romanskis Initiative Landwirte im Ernstfall Überflutungsflächen freigeben. Isselburg hat wegen Überschwemmungsgefahr mit Einschränkungen bei Ausweisungen für Bau und Gewerbe zu kämpfen.

Das erkennt man auch in Hamminkeln an. Doch, so Romanski: "Wir werden finanziell nichts einbringen, solange wir nicht konzeptionell wissen, wohin die Reise geht." Ihm geht es um die Kosten, weil die Spanne vom nötigsten bis zum maximalen Hochwasserschutz von zwei bis 50 Millionen Euro liegt. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht fragt er, ob es nicht günstiger sei, 50 Prozent Förderung für technischen Schutz zu nehmen und die andere Hälfte zu finanzieren statt mit mehr Geld für ökologischem Schutz zu rechnen. Dies könne für die Kommunen angesichts der Größenordnung teurer werden als teilweiser Förderungsverzicht.

Sicher ist, dass die Szenarien nicht durchgerechnet sind und angesichts des Standes der Dinge auch nicht sein können. Eine weitere spannende Frage sieht der Hamminkelner Stadtchef darin, wie ein Zweckverband finanziert werden soll und ob er Gebühren erheben kann. Je nach Schutzmaßnahme kann dies teuer für die Issel-Anlieger werden - und darüber hinaus für die, die künftig neu in das erweiterte Schutzgebiet aufgenommen werden.

Ein weiterer zu berücksichtigender Aspekt: Hamminkeln hat Fakten geschaffen für schnell umsetzbaren technischen Hochwasserschutz. Vertragliche Regelungen wurden mit Eigentümern von Flächen vereinbart, die zwei Millionen Kubikmeter Wasser bei einer Überflutung aufnehmen können. Dafür würde gezahlt. Für mehr technischen Schutz ist Romanski auch in Dingden. Das Büro Pro Aqua hat aus seiner Sicht die Hochwassersituation von Mumbecker Bach und Königsbach zu ökologisch orientiert begutachtet. Nun werden technische und zeitliche Fragen nachgebessert. Anfang 2018 soll das Ergebnis veröffentlicht werden. Zahlreiche unbeantwortete Nachfragen zu Dingden hat es aus der Politik bereits gegeben.

(RP)
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