Hamminkeln Hamminkeln Vorreiter bei E-Autos

Hamminkeln · Per Strom angetriebene Pkw sind gefragt und praktikabel auch in einer Flächengemeinde mit sieben Dörfern. Hamminkeln beweist es mit seinem E-Car-Sharing-Projekt. Doch es wird nicht aufgestockt, weil passende Autos fehlen.

Skeptiker haben prophezeit, dass die mobilen Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung und der begrenzte Aktionsradius von Elektroautos nicht zusammenpassen. Hamminkeln beweist gerade das Gegenteil. Das Fazit von Bürgermeister Bernd Romanski im Hauptausschuss: "Wir sind in der Vorreiterrolle." Die Verwaltung hatte eine Auswertung des städtischen Einsatzes der Stromautos vorgelegt, das Vorhaben ist mit einem E-Car-Sharing-Projekt verbunden. Heißt: Sind die Fahrzeuge nicht im städtischen Einsatz, können sie privat gebucht werden. Trotz des Erfolgs ist kein Ausbau in Sicht. Es gibt derzeit nicht die Stromer am Markt, die dies rechtfertigen würden.

Die Politik zeigte sich sehr zufrieden mit der Entwicklung. "Das System hat sich bewährt", sagte Johannes Flaswinkel (Grüne). Angesichts der Zahlen schlug Helmut Wisniewski (USD) vor, das Projekt mit dem Kauf weiterer E-Wagen auszuweiten. Das könnte dazu beitragen, auch nötige Fahrten zu Oberbehörden mit der leisen Kraft des Stroms zu bewältigen. Dies hat die Verwaltung schon probiert, allerdings auch ein Reichweitenproblem gerade in den vergangenen Frost-Wochen erlebt. Romanski sagte, es könne gerade bei "mittellangen Fahrten" bei Minustemperaturen elektrisch nicht ausreichen, wenn er nach Düsseldorf zur Bezirksregierung fahren, auf dem Rheinparkplatz das Auto abstellen müsse und dort keine Ladesäule finde. "Dann kann ich zurück nur ein Taxi nehmen", spöttelte er über die dann entstehende Vergeudung seiner Arbeitszeit. Im Ergebnis sieht er den Autonachkauf erst bei "deutlich längeren Fahrleistungen".

In Hamminkeln dürfte ihm die automobile Stromflaute nicht passieren. Die Standorte der Ladesäulen sollen 2018 ausgebaut werden. 16 neue E-Zapfstellen will die Stadt mit Hilfe von örtlichen Unternehmen realisieren, drei ernsthafte Interessenten gibt es schon.

Wichtig ist für die finanzschwache Stadt, dass sich der Einsatz von E-Autos rechnerisch lohnt. Die Bilanz seit Einführung im Februar 2017 liegt vor. Zum Vergleich: 2016 hatte die Verwaltung mit den drei konventionellen Fahrzeugen (Opel Astra, Skoda Octavia und Audi A 6) knapp 36.000 Kilometer zurückgelegt. Dazu kamen die extra zu bezahlenden 72.500 Kilometer, die die Mitarbeiter mit ihren privaten Pkw gefahren waren. Nur 33,1 Prozent wurden mit den Dienstwagen zurückgelegt. Diese Quote hat sich seit der Einführung der E-Autos verbessert. Laut Fahrtenbüchern wurden 52.100 Kilometer mit den Dienstwagen (zwei elektrische Nissan sowie ein Renault und der Audi A 6) absolviert, 49.900 Kilometer in Privatautos. Dienstwagen wurden also zu 51,1 Prozent eingesetzt, mit 40,3 Prozent Anteil der Stromer.

2017 sparte die Stadt 4900 Euro bei der Kilometervergütung der Privatautos. Zudem sind die laufenden Kosten der E-Autos, die von Betreiber Innogy gestellt werden, günstiger. Und es wurden mit dem Energieversorger (fast ausgeschöpfte) Freikilometer vereinbart. Für die alte Flotte hätte die Stadt Gesamtkosten von 33.000 Euro jährlich zahlen müssen, die E-Autos kosten 17.600 Euro. Eingeschlossen sind hier die Miete, das Sicherheitspaket sowie die Reinigung der Fahrzeuge.

(RP)
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