Wesel Häfen: "Kreis kann nicht alles"

Wesel · IHK-Präsident Burkhard Landers zu Gast beim Bürgertreff: Häfen im Kreis sollen in einer Gesellschaft zusammengeführt werden. Hafen-Gutachter soll im Vorfeld entsprechenden Vorschlag gemacht haben.

Das Gutachten für die Häfenentwicklung wird im Mai vorgelegt. Welche Rolle können und müssen dabei die Häfen Emmelsum, Rhein-Lippe, Orsoy, Wesels Stadthafen und Emmerich gegenüber dem Duisburger Hafen einnehmen?

Burkhard Landers, neuer Präsident der Niederrheinischen IHK und als Weseler Unternehmer mit den Verhältnissen vor Ort bekannt, gab vor dem Bürgertreff die Linie vor: "Die Kooperation mit Duisburg ist richtig. Wir werden aber nur etwas bewegen, wenn die Häfen zusammenarbeiten." Er empfahl, Nischen zu suchen — Wesel zielt bisher auf einen Agrarhafen —, alle "Optionen in den Blick zu nehmen", aber immer als "Gemeinschaftsaufgabe".

Gemeint ist etwa eine gemeinsame Hafen-Gesellschaft im Kreis Wesel. Dies soll übrigens zu den Aussagen einer internen Arbeitstagung diese Woche mit dem Gutachter passen. Der empfiehlt ebenfalls Kooperation. In diesem Zusammenhang sieht Landers die Rolle des Kreises als Hafen-Betreiber (Emmelsum) und Akteur mit Geschäftsführer-Büro (Rhein-Lippe-Hafen) kritisch. "Es kann nicht sein, dass eine Kreisverwaltung einen Hafen vermarktet, das ist nicht ihr Job. Das muss jemand mit ganzem Herzen tun und nicht nebenher." Ein Plädoyer dafür, dass Häfen von Fachleuten geführt werden sollen.

Landers riet, "Spezialitäten" für die Häfen zu entwickeln, um auf Augenhöhe mit Duisburg umgehen zu können. Die Ausgangsposition zur Hafenentwicklung, wie sie vom Land gewollt ist, umriss Teilnehmer Max Trapp: "Die politischen Strukturen müssen klar sein, Duisburg hat keine Lust auf Hickhack im Kreis Wesel. Duisburg kann ohne uns, wir nicht ohne Duisburg."

Dringend: FH-Standort Wesel

Schwerpunkt Bildung. Die Fachhochschule Rhein-Waal sei ein entscheidender Faktor. "Wir brauchen dringend einen FH-Standort in Wesel. Der Kampf um die besten Köpfe angesichts sinkender Geburtenzahlen ist längst entbrannt, Wissenstransfer von Uni zu Firmen findet nur in einem Umkreis von 50 Kilometern statt", sagte er.

Stichwort Logistik: Unternehmen würden die Lage als gut bezeichnen, aber "die Frage ist, ob das in zehn Jahren noch so ist". Der Flughafen Weeze sei eine Erfolgsgeschichte, bedeute aber mehr Verkehr. Auch auf bis zu 80 Prozent steigenden Güterverkehr müsse man sich ausrichten.

Stichwort Verschuldung: IHK-Chef Landers forderte: "Wesel braucht Einsparungen, woanders danach zu suchen, wird nicht funktionieren." Er riet allgemein, alle freiwillige Leistungen "rigoros zu durchforsten, auch wenn es weh tut". Nicht alle sozialen Ausgaben seien zu halten. Deutlich machte er aber auch, keinesfalls halt vor Subventionen zu machen.

(RP)
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